Boychoir USA 2014 – 106min.

Filmkritik

Mit der Stimme eines Engels

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Der aufmüpfige Stet sorgt im Internat mit seiner trotzigen Art immer wieder für Ärger. Da erkennt der Chorleiter das außergewöhnliche Gesangstalent des Jungen. Boychoir ist ein exquisit besetztes, manchmal ein wenig zu kitschig geratenes Drama über ein musikalisches Ausnahmetalent.

Die alleinerziehende Mutter von Stet (Garrett Wareing) ist heillos überfordert und schickt ihren Jungen deshalb auf das National Boychoir-Jungen-Internat. Schon früh zeigt sich, dass Stet ein aggressiver, aufbrausender Junge ist, der sowohl mit den anderen Schülern nur schwer auskommt als auch die Kontaktaufnahmen der Lehrer immer wieder abweist. Aufgrund seiner schwierigen Art trauen ihm die Lehrer nicht allzu viel zu, auch der Chorleiter Carvelle (Dustin Hoffman) nicht. Bald jedoch zeigt sich, dass in Stet ungeahnte musikalische Talente schlummern.

Boychoir erinnert hinsichtlich seiner Thematik an den französischen Erfolgs-Film Die Kinder des Monsieur Mathieu von 2004, in dem ebenfalls ein musisch hochbegabter Internats-Schüler von einem einfühlsamen Lehrer entdeckt und gefördert wird. Laut Studioangaben gilt der Film aber dennoch nicht als ein offizielles US-Remake. Die Dreharbeiten begannen im Winter 2014 und fanden überwiegend in New York und Connecticut statt. Boychoir ist der erste Spielfilm des Kanadiers François Girard seit seinem Drama Silk (2007) mit Keira Knightley.

Boychoir lebt vor allem von seinem überzeugend und leidenschaftlich aufspielenden Cast, der solch namhafte Darsteller wie die Oscar-Preisträger Dustin Hofmann und Kathy Bates sowie 80er-Jahre-Superstar Debra Winger (E.T.) zu bieten hat. Faszinierend glaubwürdig und einfühlsam gibt Hofmann (ähnlich charismatisch wie Gérard Jugnot als Monsieur Mathieu) den gestrengen aber insgeheim doch gutherzigen und um das Wohl seiner himmlischen Stimmen besorgten Chorleiter, während Bates als unnahbare Internatsleiterin eine starke Vorstellung liefert. Das Highlight in darstellerischer Hinsicht ist jedoch zweifelsfrei Jung-Star Garrett Wareing.

Gekonnt legt er seinen komplexen Charakter zwischen aufmüpfig-intolerantem Jungen und zerbrechlich-empfindsamem Wesen mit glockenklarer Engelsstimme an. Dies wird vor allem in jenen Szenen deutlich, in denen Stet Stress- und Konfliktsituationen ganz unmittelbar ausgesetzt ist, wie etwa beim ersten Vorsingen vor Carevelle oder den Streitigkeiten mit den anderen Schülern. Leider ist Boychoir dabei aber ganz Hollywood-typisch wesentlich schmalzig-kitschiger und larmoyanter geraten als der ähnlich angelegte französische Film, auch hinsichtlich der immer wieder eingestreuten, philosophisch-spirituell angehauchten Lebensweisenheiten-Floskeln der Lehrer. Dennoch: der exzellente Cast und die berührenden Musik-Einlagen bzw. -Sequenzen machen den Film in jedem Fall sehenswert.

19.02.2024

3

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Kommentare

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Berufsromantiker

vor 9 Jahren

Die Musik und die Chorstimmen haben mich zu Tränen gerührt; wunderbarer sentimentaler Film, auch mit kitschigem Ende.


sum21

vor 9 Jahren

Ein guter Film obwohl er dem Film: " Die Kinder des Monsieur Mathieu " nicht das Wasser reichen kann.
Denn der Film über Monsieur Mathieu ist ein beklemmendes Drama, hier spielt vor allen Dingen nur die Musik und die Chorproben der Jungen.


thomasmarkus

vor 9 Jahren

Besser als erwartet. Nur:
Nicht zuzuschauen, wie Dustin Hoffmann "dirgiert"...


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