Das große Museum Österreich 2014 – 94min.
Filmkritik
Mechanik des Museums
Museum, Gallerie, Labor, Werkstatt, Unternehmen: Das Kunsthistorische Museum in Wien ist nicht nur eine weltweit geachtete Institution, es ist ein kleiner Kosmos. Bevölkert und belebt von seinen engagierten Angestellten, muss es sich trotz seiner staatlichen Förderung mit eigener Kraft im Markt behaupten und zugleich vielfältige Bedürfnisse der sie tragenden Gesellschaft erfüllen. In diesem wunderschön gefilmten Blick hinter und auch vor die Kulissen wird alles gezeigt, was den Reiz dieser scheinbar antiquierten Einrichtung ausmacht.
Museen stehen im Ruf eine etwas verstaubte Angelegenheit zu sein. Das Museum als Hort geschichtlicher Bildungsschätze hat eine alte Tradition und einen schweren Stand in der heutigen Zeit mit ihrem ausufernden und aufs Spektakel setzenden Freizeitangebot. Das Kunsthistorische Museum in Wien ist trotz seines Weltrufs, seiner prominenten Position und seiner massiven staatlichen Förderung diesbezüglich keine Ausnahme. Es ist aber ein besonders schönes und reichhaltiges Exemplar dieser Gattung, und die Dokumentation von Johannes Holzhausen versteht es, die Schichten abzutragen und die subtilen Qualitäten auszuleuchten.
Seine wunderbaren, mal ruhigen, mal bewegten Bilder zeigen sowohl den schönen Schein, mit dem die (Staats-)Gäste verführt werden, als auch das Getriebe, welches dieses Schiff voller Schätze auf Kurs hält und den wechselnden Erfordernissen anpasst. Ihm gelingt die Balance zwischen den konstanten und variablen Komponenten, zwischen den Kulturgütern und dem Personal und zwischen affirmativen und kritischen Aspekten.
Sein Werk lebt von dieser Spannung zwischen den zeitlosen Werten und den vergänglichen und manchmal vergeblichen Anstrengungen der mit beschränkter Zeit und beschränkten Mitteln ausgestatten Fachleute, die sich bis zur persönlichen Identifikation mit ihrer Wirkungsstätte einsetzen, das beste zu erreichen. Kommentarlos und nur mit Originalton unterlegt, führt uns Holzhausen durch diesen Kosmos aus Ausstellungsräumen und Werkstätten, nimmt an Besprechungen und Beschaffungen teil und erreicht mit seinem dokumentarischen Niveau selbst museale Qualität.
Durch seinen strikten Fokus auf die professionelle Seite seines Sujets bleibt kein Raum für Privates. Es wäre spannend gewesen, von einigen der kompetenten und engagierten MitarbeiterInnen etwas über ihre Motivation zu erfahren, über ihren Lebensweg, der sie an diese extraordinäre Stätte geleitet hat. Wer ein wenig Distanz zu Wien und zur Materie besitzt, wird nicht alles auf den ersten Blick verstehen.
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