La rançon de la gloire Frankreich 2014 – 114min.
Filmkritik
Die Stunde der Grabräuber
Zwei Kumpel kommen Ende 1977 auf die gloriose Idee, den genialen Charlie Chaplin zu "beerben", indem sie seinen Sarg stehlen und Lösegeld verlangen. Die verschmitzte, auch rührselige Komödie von Xavier Beauvois ist eine Hommage an den grossen Mimen des Stummfilmkinos – mit Benoît Poelvoorde und Roschdy Zem, Chiara Mastroianni und Mitgliedern der Chaplin-Familie.
Man weiss ja: In der Not frisst der Teufel Fliegen. Aber auf solch aberwitzige Idee muss man erst mal kommen. Der grosse Mime Charlie Chaplin war am 25. Dezember 1977 gestorben und mit grosser Anteilnahme in Vevey begraben worden. Das brachte zwei Schweizer auf die Idee, den Sarg Charlie Chaplins in Vevey auszugraben und zu "verhökern", sprich Lösegeld von den Nachkommen zu erpressen. Ex-Knacki Eddy (Benoît Poelvoorde – famos wie schon in "Nichts zu verzollen" oder als Brutus in "Asterix und die Olympischen Spiele") wird von Kumpel Osman (Roschdy Zem) in Empfang genommen und aufgenommen. Eine armselige Behausung, aber Osman ist froh, dass er sich als städtischer Arbeiter über Wasser hält und seine Tochter Samira (Séli Gmach) versorgen kann. Es ist Weihnachtszeit, und Eddy taucht mit einem Fernsehgerät (wohl aus dunklen Quellen) auf, erfreut das Mädchen und erbost den kleinkrininellen Freund. Denn Osman will sauber bleiben.
Bei den Begräbnisfeierlichkeiten für Charlie Chaplin 1977 kommt Schlitzohr Eddy auf die «famose» Idee, sich des berühmten Toten zu bedienen. Genauer: den Sarg auszugraben und von der Chaplin-Familie Lösegeld zu erpressen. Gesagt, aber lange noch nicht getan. Denn Osman leistet Widerstand, bis Eddy ihn weichgeklopft hat. Die netten Grabräuber stellen sich als Erpresser freilich recht bieder an, zudem haben sie im hartgesottenen, kriegserfahrenen Chaplin-Chauffeur Crooker (Peter Coyote) einen Widersacher, der besser ist, als die Waadtländer Polizei erlaubt. Filmautor und Regisseur Xavier Beauvois erzählt verschmitzt-vergnüglich ein Schelmenstück – zwischen Sozialtragödie und menschlicher Komödie. Eine Leiche muss quasi als Heilsbringer herhalten.
Der englische Verleihtitel «The Price of Fame» trifft die ironische Geschichte ziemlich genau, die zugleich aber auch eine Hommage an den grossen Slapstickhelden und Kinomacher Chaplin ist. Dass der Zirkus, der wahre und der, den man um Berühmtheiten macht, nicht zu kurz kommt, versteht sich: Eugéne Chaplin, der fünfte Sohn Chaplins, tritt im Circus Nock auf, bei dem er Künstlerischer Direktor war und in dem Eddy seine Clown-Berufung findet (im Film). Als Madame Chaplin macht Dolores Chaplin, eine Enkelin Chaplins, ihre Kinoaufwartung. Die liebenswürdige "Grabräuber"-Burleske hätte Charlie sicher gefallen, der selbst in einigen Filmausschnitten gegenwärtig ist.
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