Lucy Frankreich, USA 2014 – 89min.
Filmkritik
Lucy
Wer sagt, Drogen seien nur schlecht: Die Studentin Lucy steigert damit ihre Gehirnaktivität und wird zur Superfrau. Mehr Grips als der durchschnittliche Actionkracher besitzt Luc Bessons Film indes nicht.
Der Mensch ist intelligent. Schliesslich erfand er das Rad, sich selbst reinigende Toiletten und nicht zuletzt die tollste Sache der Welt, das Kino. Wären die dargelegten Erkenntnisse in Lucy wissenschaftlich verbürgt, so hätte unsere Spezies all dies mit gerade einmal 10% ihrer wahren zerebralen Fähigkeiten hinbekommen. Was könnte sie also mit 20% erreichen, was gar mit 100%? Selbst Professor Norman (Morgan Freeman), eine Kapazität auf dem Gebiet der Hirnforschung, kann beim Gedanken daran nur unschlüssig dreinschauen.
Richtig baff macht ihn aber erst der Fall Lucy. Aussergewöhnliche Umstände – asiatische Bösmänner also – wollen es, dass die von Scarlett Johansson gespielte Blondine zur Drogenschmugglerin wird. Als ein ihr einoperierter Beutel mit dem blauen Granulat aufplatzt, setzt es eine fortschreitende Auslastung von Lucys Gehirn in Gang. Bald kennt sie ihren Körper im Detail und kann ihr Gedächtnis lückenlos abrufen, bald erlangt sie Kontrolle über Menschen, Computer, ein Autolenkrad. Doch was genau tun mit den neuen Fähigkeiten? Diese Frage soll ihr Professor Norman beantworten.
Luc Besson scheint sich nach verloren anmutenden Jahren im Kinderfilm-Metier nun wieder dauerhaft der etwas älteren Zielgruppe widmen zu wollen; Lucy ist sein dritter Film in Serie, der diese bedient. Es ist abermals ein Besson-Werk, das eine starke Frau als zentrale Figur sieht. Zu der Killerin Nikita, dem Engel Angel-A und auch der Politikerin Aung San Suu Kyi gesellt sich nun eine Heroine, die gar mit dem Superheldentum auf Tuchfühlung geht.
Fast schon pragmatisch mutet es da an, dass Besson eine Aktrice verpflichtete, die sich in diesem Metier auskennt (Johansson spielte Black Widow in The Avengers). Eine gute Wahl, mag Johansson den Bogen von der verkaterten Studentin bis zum empathielosen, klinischen Supergirl trefflich zu spannen. Mehr als skizziert ist ihre Figur zwar nicht, gegenüber Min-Sik Chois Bösewicht Mr. Jang dennoch geradezu komplex gestaltet – der Oldboy-Darsteller als dämonischer Gegenpart mit Tiefe, das bleibt hier leider ein Wunschdenken.
Ein Rachefilm ist Lucy eben nur im Ansatz, wenngleich der Blutzoll selbst stallonischen 80er-Keulen locker Konkurrenz macht. Der Film erhält indes einen zunehmend deckenderen transzendenten Anstrich, der ihn irgendwann gar in die Nähe von Terrence Malicks The Tree of Life rückt. Die damit einhergehende Dialektik spielt ein doppeltes Spiel: Die Hochintelligenz entfliegt gleichwohl den Schergen wie den Kinobesuchern.
Dass gestelztes Gerede aber nicht mit inhaltlichem Hirnschmalz gleichzusetzen ist, wird anhand von Lucy abermals bewiesen. Durchaus ein unterhaltsames Exponat des Genres, fehlt es diesem Actionfilm letztendlich an wahrer Originalität.
Dein Film-Rating
Kommentare
"Lucy" bietet einen guten Mix aus Action und Science Fiction.
Die Grundidee ist zwar spannend und regt definitiv zum Nachdenken an, jedoch ist fragwürdig, wie viel davon tatsächlich realistisch sein kann. Gegen dem Ende entgegen schlägt der Film dann einen etwas zu extremen Weg in die Fiktion ein. In den kurzweiligen 90 Minuten wird man aber gut unterhalten und das ist im Endeffekt ja das Wichtigste.
7/10… Mehr anzeigen
Bessons Version von Kubricks "2001": Ziemlicher Mumpitz aber nicht langweilig.
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