CH.FILM

Oro verde Schweiz 2014 – 94min.

Filmkritik

An Grashalme klammernd

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Gelegenheit macht Diebe: Ein Arbeitsloser plant mit einem bunten Haufen Verbündeter die Entwendung von sichergestelltem Gras. Kann das gut gehen?

Zuerst aber eine andere Frage: Würden Sie sich eine Schönheitsoperation per Telemarketing aufschwätzen lassen? Eben. Logisch also, dass Marios (Fausto Sciarappa) Telefonverkäuferkarriere nach zwei Wochen bereits zu Ende geht. Abschlüsse: Null. Kontostand: Ebenfalls in dieser Region. Seit Mario und seine Mitarbeiter auf die Strasse gestellt wurden, muss der Ingenieur in seinem angestammten Berufsfeld Absage um Absage hinnehmen. Bleiben nur noch erniedrigende Zwischenverdienst-Jobs, um das Haus mit Pool zu finanzieren, und die schöne Frau nicht auch noch mit einer Teilzeit-Tätigkeit belasten zu müssen.

An einem Abend vor der Glotze eröffnet sich Mario indes unverhofft eine neue Verdienstmöglichkeit. Gras in rauen Mengen hat die örtliche Polizei beschlagnahmt, melden die Nachrichten. Berauschende Einkommensaussichten! Mario schmiedet sobald einen raffinierten wie aufwändigen Plan, der vorsieht, das Gras mit Heu auszutauschen. Nun braucht es zur Verwirklichung nur noch ein fähiges Team. Und ob unterbelichteter Loser, Tankwart mit Tochter oder smarter Bestatter: Vom Geräusch durchgeblätterter Geldnoten bezirzt, druckst keiner der Angefragten lange um eine Zusage herum.

Klar: Vonstatten geht die ausgefeilte Prozession dann weitaus weniger problematisch als gedacht. Es darf verraten werden: Dazu bei tragen zwei Polizisten, eine Leiche und nicht zuletzt Marios Ehefrau. Und natürlich das Gras selbst, das sich bekanntlich als Komödien-Substanz bestens eignet: Pineapple Express, Big Lebowski oder Lock, Stock and Two Smoking Barrels sind drei berauschende Beispiele dafür.

Etwas anders sieht es bei Oro Verde aus, der vom Schweizer Fernsehen koproduziert wurde. Denn Mohammed Soudani inszenierte seine Komödie ohne viel Schmiss und leider nur mit dürftig auftretenden Lachern. Mehr als ein nettes Amüsierstück, das nur im Gedanken der seltsamen Arbeitsbeschaffung eines Arbeitslosen The Full Monty auf Augenhöhe begegnet, entfaltet sich hier nicht. Immerhin: Die Auswahl der Schauspieler sitzt, von Italiener Fausto Sciarappa – den es in The Da Vinci Code zu sehen gab – über Giorgia Würth, den immer gern gesehenen Leonardo Nigro bis zu einem besonders tapsigen Carlos Leal, dessen Figur nach einem gescheiterten Pizzakurier-Outing einen neuen Job übernimmt. Als Bestatter nämlich. Leider ist dieser SRF-Insider-Witz lustiger als der Grossteil von Oro Verde selbst.

19.02.2021

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