Pride Grossbritannien 2014 – 119min.
Filmkritik
Eine Freundschaft schreibt Geschichte
Matthew Warchus verfilmt die wahre Geschichte einer Gruppe Homosexueller aus London, die in den 1980er-Jahren die Bergleute bei ihrem Streik unterstützt. Unter die historischen Fakten mischt der Brite eine gehörige Portion Humor, etwas Gesellschaftsanalyse und viel Menschlichkeit. Ein Film über Freundschaft in harten Zeiten, der bestens unterhält, aber auch was zu sagen hat.
Filme über Homosexuelle sind schon seit ein paar Jahren keine Randgruppe mehr. Die Geschichte des Schwulen-Aktivisten Harvey Milk spielte mit Milk weltweit über 50 Millionen Dollar ein. In Cannes gewann letztes Jahr die lesbische Romanze La vie d'Adèle und spätestens seit Der Fremde am See ist nun auch der explizite Liebesakt gleichgeschlechtlicher Partner als Tabu fürs Mainstreamkino gefallen. Das einstige Ladenhüter-Genre "Lesben- und Schwulenfilm" ist auch ausserhalb der Komödie massentauglich geworden.
Der zweite Spielfilm des Theater- und Filmregisseurs Matthew Warchus geht diesen Trend konsequent weiter. Seine Komödie über eine Gruppe Homosexueller, die in London zu Zeiten Margaret Thatchers für die streikenden Bergleute Geld sammelt, behandelt all seine Hauptfiguren gleichberechtigt: Die Probleme der Lesben und Schwulen im stockkonservativen England stehen nicht mehr im Mittelpunkt des Films als die harten Lebensbedingungen der Arbeiter, die gegen die Massenschliessung der britischen Zechen kämpfen. Wie der symbolisch wiederkehrende Händedruck mittig kadriert wird, erhalten auch alle Hauptfiguren ihren Moment im Scheinwerferlicht der Geschichte.
Pride bietet alle Zutaten für ein grosses Drama: politisch angespannte Zeiten, das Coming Out eines Teenagers aus konservativem Elternhaus, Verzweiflung bei den Bergleuten, Homophobie, AIDS... Jedoch keine davon eskaliert. Von Anfang an legt Matthew Warchus so manche falsche Fährte und spielt dabei nicht zuletzt mit den Klischees im Kopf des Zuschauers. Den Mangel an Drama (aber bestimmt nicht Dramatik) ersetzt er durch viel Humor und Menschlichkeit, dem Ausschöpfen von Klischees über Hausfrauen und Homosexuelle sowie einer straffen Szenenmontage. Entstanden sind zwei Stunden bester Unterhaltung, die beweisen, dass sich Feel-Good-Movies und Gesellschaftskritik bestens vertragen.
Neben dem Porträt der britischen Gesellschaft zu Zeiten Margret Thatchers wirft Pride aber auch einen nostalgischen Blick in die Jahre des Beginns von New Wave und Synthi-Pop, aber auch AIDS als epidemische Krankheit. In matten Farben und mit greller Musik zeigt er ganz nebenbei wie Public Relations vor dem Social Media Zeitalter betrieben wurde: Telefonbuch, Spendeneimer, Filzstift und Minibus reichten damals noch aus, um eine kleine Revolution anzuzetteln.
Dein Film-Rating
Kommentare
Einfach sensationell alles dabei was ein Superfilm braucht absolut grandios!!!!! 👍 👍 👍 👍 👍
In der ersten Viertelstunde hatte ich das starke Gefühl, diesen Film schon mal gesehen zu haben: der Regisseur hat optisch und der Stimmung nach mehrere Filme in einen verwurstet: „Ganz oder gar nicht“, "Brass off", „Billie Elliot – I will dance“, und sogar eine Prise „Der bewegt Mann“.
Nun kann ich dem Film nicht vorwerfen, dass es hier um Schwule in England zur Thatcherzeit geht, und dass da Bergarbeiter, Homophobie und sozialer Abstieg halt bestimmende Themen sind. Hier hat aber jemand streng nach Lehrbuch gefilmt - es wirkt wie das Werk eines Musterschülers der englischen Filmhochschule, ängstlich darauf bedacht, nichts falsch zu machen. Hat er auch nicht: Der Film ist lustig, aber nicht albern. Frech, aber nicht höhnisch. Tolerant, aber nicht parteiisch. Bunt, aber nicht verwirrend. Regisseuer Warchus würde von seinem Dozenten ein „Gut gemacht“ hören.
Leider ist der Film dabei auch: Kurzweilig, aber nicht abwechslungsreich. Unterhaltsam, aber nicht mitreißend. Sympathisch, aber nicht liebenswert. Das reicht mir nicht.
Mehr zum Film unter: http: //friendly101. blogspot. de/2015/03/pride. html… Mehr anzeigen
Einfach ein super Film, unterhaltsam, spannend, witzig und doch auch sehr tiefgründig.
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