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Schweizer Helden Schweiz 2014 – 94min.

Filmkritik

Was für ein Theater

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Peter Luisis Schweizer Helden ist der Inbegriff der helvetischen Kompromiss-Komödie. Aber: Sie ist witzig.

Sabine (Esther Gemsch) sieht einsamen Weihnachten entgegen. Der Mann hat eine Neue, die Kinder sind ausgeflogen, die gutbetuchten „Freundinnen“ bevorzugen es, in St. Moritz unter ihresgleichen zu feiern. Ein Beschäftigungsprogramm muss her, und da es im nahe gelegenen Asylantenheim eben genau an einem solchen mangelt, fügt sich das Eine zum Anderen.

Wie es das genau tut? Nebensächlich, denn bald schon teilt Sabine mit einem ziemlich unmotivierten Multikulti-Haufen im Raum, um mit ihm ausgerechnet Schillers "Wilhelm Tell" einzustudieren. Bis Silvester muss das Ding sitzen. "Vergiss es!", bellt Sabines Götti Helmut (Klaus Wildbolz), wobei diese dem renommierten Theaterschauspieler dann doch einige wichtige Tipps entlocken kann. So kommt das Unternehmen in die Gänge. Vor unliebsamen Überraschungen ist es jedoch nicht gefeit.

Asylanten spielen ein Theaterstück über den Schweizer Volkshelden Tell nach: Das ist eine Prämisse, die wohl zahlreichen Vertretern der hiesigen Volkspartei die Rösti im Magen aufstossen lässt. Aber welch' Ironie: Selbst die Rechte dürfte an dieser Komödie ihren Spass haben.

Weil sich Humor eben nicht politisch verorten lässt? Auch. Vor allem aber deshalb, weil Regisseur Peter Luisi sich nach Der Sandmann und Boys are us nicht mehr in Experimentierlaune befindet. Schweizer Helden weist eine erzkonventionelle Struktur auf, eine 9-99-DNA. Eine Kompromiss-Komödie auf Fernsehfilm-Niveau ist das, in seiner vorhersehbarsten Art: Natürlich werden die überbornierten Freundinnen Sabine am Ende Respekt zollen. Natürlich wird der renitente Elvis sich schlussendlich in der Gruppe engagieren. Natürlich kochen irgendwann die Probleme der Asylanten so stark hoch, dass die Theateraufführung in Gefahr ist. Natürlich!

Schweizer Helden verlässt sich eben ganz und gar auf das Pointen-Potential seiner Prämisse. Und dieses, so hat man anzuerkennen, nutzt der Film sehr gut. Ein schwarzer Rastamann namens Punishment spielt Willhelm Tell – das ist nur ein Witz von vielen, der in Aktion bestens zündet. Den mehrfachen Szenenapplaus an der Premiere auf der Piazza Grande verdiente sich der Film mit treffenden Pointen, die dem unfröhlichen Thema Migration endlich auch mal Humor abgewinnen. Und: Das Finale mit der eigentlichen Aufführung packt. Punkt.

Vorher noch verschärft Luisi in der zweiten Filmhälfte immer mal wieder den Ton. Auch das gehört zur besagten 08/15-Struktur: Nach harzigem Start stellt sich der Fortschritt ein, der irgendwann durch Konflikte eingebremst wird. Immerhin aber bricht Luisi so endlich mit der Ferienlager-Mentalität, die den Film in der ersten Hälfte durchzieht. Auch über diese kann man sich aufregen. Sehr sogar. Aber dann sollte man auch partout davon absehen, während dieses Filmes wieder und wieder aufzulachen.

03.09.2024

3

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Kommentare

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Rat-race

vor 9 Jahren

Sehr gelungenes Tragikomödie für Klein und Gross. Es lohn sich anzuschauen und weiter empfehlen. Super Schauspieler (Alle auch Statisten) Vielen Lieben Dank dafür!!!!


jo_83

vor 9 Jahren

Witz, Tränen, Emotionen!
Alles was ein Film braucht! Sehr Sehenswert!


stefanerb

vor 9 Jahren

Unterhaltsam und doch ernst. Er zeigt auf wie es in einem Asylantenheim zu und her geht mit verschiedenen Kulturen die aufeinander prallen. Würde jedem empfehlen diesen Film zu sehen, endlich wieder einmal ein Schweizer Film der in die Herzen spricht. Willhelm Tell, seis drum.


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