The Gunman Frankreich, Spanien, Grossbritannien, USA 2014 – 115min.

Filmkritik

Actiontrip in den Urtiefen des Dümmlichen

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Die Republik Kongo wird 2006 von korrupten Machthabern, ausbeuterischen Wirtschaftskonzernen und Söldnergruppen gebeutelt. Zu ihnen gehört John Terrier (Sean Penn), der nach dem Mord an einem Minister Afrika verlassen muss. Seine Freundin Annie belässt er in der Obhut seines windigen Chefs Felix (Javier Bardem), obwohl ihm klar ist, dass der sein amouröser Nebenbuhler ist. Was nun als Stoff für eine Lovestory mit Polit-Thriller-Würze erscheint, verkocht in der Regie von Pierre Morel zur testosteronhaltigen Action-Schlachtplatte mit schalstem Nachgeschmack.

Der Plot: Terrier (nomen est omen!), kehrt nach Jahren nach Afrika zurück. Ihm ist eine schwere Krankheit diagnostiziert worden und nun will der geläuterte böse Bube den Menschen Gutes tun. Doch die Schatten der Vergangenheit holen ihn ein und er muss erneut fliehen. Zunächst nach London, dann nach Spanien, wo er - nicht überraschend - seine Annie wiederfindet. Sie ist alles andere als glücklich mit Felix verheiratet, der seine kriminelle Energie umgepolt hat und nun offiziell als Weltverbesserer Karriere macht.

Das Trio gerät natürlich emotional bald in die Bredouille und prallt zudem auf Killerkommandos, die Terrier liquidieren wollen. Nun geht die gewaltorgiastische Post an mehreren Fronten ab, bis hin zu einem grotesken Showdown in der einstigen Stierkampfarena in Barcelona. Da fragt man sich als geneigter Zuschauer schon, warum sich Schauspieler-Cracks wie Javier Bardem und Sean Penn (beide sind Oscar-Preisträger) überhaupt auf ein solches Machwerk einlassen konnten.

Besonders Sean Penn. Er gilt ja als exzentrischer Freigeist, doch um das zu unterstreichen wäre weder sein Einsatz als Produzent und schon gar nicht als Co-Drehbuchautor zwingend gewesen. Zudem hat der Mann offensichtlich noch ein Problem: Mittlerweile Mitte 50 hat sich der ewige Rebell Muskelberge antrainiert und hetzt nun mit halbnacktem Oberkörper über die Leinwand; so wie einst Sylvester Stallone als Rambo. Er scheint vom selben Macho-Virus infiziert, der alternde Kino-Mimen zuweilen befällt. Wie auch den sensiblen Liam Neeson, der sich für tumbe Haudrauf-Rollen wie jüngst in A Walk Among the Tombstones auch nicht zu schade war.

Doch zurück zu Penn. Sein Spiel etwa in Clint Eastwoods Mystic River und mehr noch die Regiearbeit in The Pledge zeugten von höchster Qualität und auch sein humanitäres Engagement in den USA und global verdient Anerkennung. Es passt aber sowohl artistisch wie ethisch nicht zu The Gunman, einem Actiontrip in die Urtiefen des Dümmlichen.

29.04.2024

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Kommentare

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oscon

vor 9 Jahren

Stylischer Actionthriller im Stile eines Film Noir mit einem super coolen Sean Penn, der die Entwicklungshilfe in Afrika umstritten als Hintergrund abhandelt.
Die Geschichte ist spannend, verworren und rundrum mit sehr starken Akzenten an mahlerischen Orten in Spanien und London inszeniert!Mehr anzeigen


Patrick

vor 9 Jahren

Die erste Film Hälfte plätschert so im Action Fahrwasser dahin, in der 2ten wird aber die Action Schraube angezogen und somit entstehet ein solides Action Movie.


disda

vor 9 Jahren

hab mehr erwartet von Sean Penn! viel zu viel Gemetzel..


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