Der Richter - Recht oder Ehre USA 2014 – 141min.

Filmkritik

Der mit dem Holzhammer inszeniert

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Dass The Judge ein gehöriges Problem hat, zeigt sich gleich in der allerersten Szene. Robert Downey Jr. steht da am Pissoir. Feiner Zwirn und ebensolche Schuhe zeichnen ihn unverkennbar als Gewinner aus; dass er Anwalt ist und als solcher ebenso gnadenlos wie herablassend erfahren wir umgehend. Denn da pinkelt er schon dem Konkurrenten, der sich über Manöver im aktuellen Prozess beschwert, buchstäblich ans Bein.

In den Filmen, für die man David Dobkin bislang kannte, wäre ein solcher Auftakt in all seiner Plumpheit vermutlich nicht sonderlich aufgefallen. The Wedding Crashers oder The Change Up waren schließlich deftige Komödien, die sich um Subtilität kaum scherten. Doch The Judge, der kürzlich beim Festival in Toronto zur Eröffnung gezeigt wurde, versteht sich als Drama, im Spannungsfeld von Justiz und Familie.

Den von Downey Jr. gespielten Hank Palmer nämlich verschlägt es anlässlich der Beerdigung seiner Mutter aus der High Society Chicagos zurück in die Provinz-Heimat in Indiana. Zu seinen beiden Brüdern hat er schon lange keinen Draht mehr, und mit Vater Joseph (Robert Duvall) – als Richter sowohl in der Familie als auch im Ort eine absolute Autoritätsfigur und stets als solcher angesprochen – herrscht seit Jahren Funkstille. Doch nach einem tödlichen Unfall, in den Joseph verwickelt gewesen scheint, liegt es plötzlich an Hank, seinen Vater zu verteidigen. Und selbstverständlich fürs Leben zu lernen, denn genau diese Art von Film ist The Judge.

Die tonale Schieflage, in die Dobkin seinen Film gleich zu Beginn bringt, bekommt er zu keinem Zeitpunkt der überlangen 140 Minuten wieder in den Griff. Sentimentalität, Ernst und Humor verschmelzen nicht zu einer ausgewogenen Mischung, sondern werden stets nur nach Bedarf in dem Raum gestellt und mit dem Holzhammer inszeniert. Mutmaßlich sollte wohl auch die Spannung ihren Platz in dieser Geschichte finden. Doch der eigentliche Krimifall, dem sogar ein Finale im Gerichtssaal eingeräumt wird, ist derart schlicht, dass er kaum der Rede wert ist.

Kaum ein Aspekt des Films fühlt sich dabei nicht manipulativ an, von den Wohlfühl-Bildern Janusz Kaminskis, denen merkwürdigerweise jegliche Eleganz abgeht, bis hin zur Soundtrack- und Score-Auswahl, die jedes Gefühl doppelt und dreifach unterstreicht. Das Drehbuch strotzt nur so von Subplots und Nebenfiguren, doch weder Vera Farmiga als Hanks einstige Flamme oder Jeremy Strong als Autist in antiquierter Rain Man-Manier noch Billy Bob Thornton als durchtriebener Staatsanwalt oder Hanks entzückendes Töchterchen haben in der Handlung echte Funktionen, die übers Stichwortgeben hinausgehen. Eigentlich ist The Judge nämlich ein Zwei-Personen-Vehikel für Downey und Duvall, die Dobkin so wenig im Griff hat, dass sie – in abgeschmackt-erwartbaren Varianten ihrer sonstigen Paraderollen – derart hemmungslos auf die Tube drücken als würden sie sich um eine Rolle in Dobkins früheren Proll-Komödien bewerben.

15.10.2014

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Kommentare

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Muzina

vor 6 Jahren

Starke schauspielerische Leistung von Downey jun. und Duvall. Ich mag den Film, hat mich emotional berührt.


Schlosstaube

vor 9 Jahren

Gute Schauspieler aber der Film ist langweilig umgesetzt!


sabata

vor 9 Jahren

extrem langweilig und langatmig.
der film hat fast keine handlung.
schöne aufnahmen genügen nicht für einen guten film...


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