Ein Augenblick Liebe Frankreich 2013 – 81min.
Filmkritik
Die Macht der Versuchung
Ein Mann und eine Frau begegnen sich, fühlen sich sofort voneinander angezogen und zögern doch, eine Affäre zu beginnen. Das ist der Ausgangspunkt von Lisa Azuelos' Liebesdrama, das mit Sophie Marceau und François Cluzet perfekt besetzt ist und recht geschickt die Grenzen konventioneller Kinoromanzen sprengt.
Als der verheiratete Anwalt Pierre (François Cluzet) und die alleinerziehende Schriftstellerin Elsa (Sophie Marceau) bei einer Buchpremiere aufeinandertreffen, liegt umgehend ein Knistern in der Luft. Die beiden verstehen sich und scherzen miteinander, treiben ihren Flirt aber nicht zu weit. Denn sie wollen das Leben des anderen nicht unnötig durcheinanderwirbeln. Kurze Zeit später sehen sie sich allerdings ganz unverhofft wieder und erkennen, dass die gegenseitige Anziehung keineswegs verflogen ist. Trotzdem tauschen sie ihre Handynummern nicht aus, sondern einigen sich darauf, eine abermalige Begegnung dem Zufall zu überlassen.
Leicht hätte Une rencontre zu einer banalen Liebesgeschichte inklusive der üblichen Wendungen und Konflikte verkommen können. Doch Lisa Azuelos (Lol) wählt einen anderen Weg. Anstatt ihre Protagonisten von einem Gefühlsrausch in den nächsten zu schicken, gibt sie ihnen ausreichend Raum, verfolgt sie, unabhängig voneinander, im Alltag und vermittelt gerade dadurch ein vielschichtiges Bild der immer stärker werdenden Anziehung. Elsa und Pierre fühlen sich einerseits wie zwei Teenager, die einen neuen Frühling erleben, lassen sich andererseits aber nicht vollständig von ihren Emotionen mitreißen. Ein Beweis für ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Lebenserfahrung.
Äußerst interessant sind in diesem Zusammenhang einige Sequenzen, die vorsätzlich mit konventionellen Genrebausteinen spielen, sich im Nachhinein allerdings als Tagträume oder warnende Projektionen entpuppen. Immer wieder verwischen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, was den Film erfrischend unberechenbar macht. Selbst wenn die Handlung von diversen Zufällen bestimmt wird und Azuelos sich ab und an inszenatorische Spielereien erlaubt, erscheint das Ganze nie billig oder abgeschmackt. Dafür sind Marceau und Cluzet als hin- und hergerissenes Leinwandpaar einfach zu überzeugend. Beiden gelingt es nicht nur, die Leidenschaft in den gemeinsamen Szenen spürbar zu machen. Auch im Umgang mit anderen Figuren wirken sie stets glaubwürdig.
Schade ist hingegen, dass der Verführungstango nach knapp 70 Minuten auf die Zielgerade einbiegt und den Zuschauer etwas abrupt mit einem überraschenden Ende konfrontiert, das sicher nicht jeden zufriedenstellen wird.
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Kommentare
Lisa Azuelos hat eine federleichte Liebesgeschichte geschaffen. Elsa (Sophie Marceau) und Pierre (Francois Cluzet) sind die unglücklich Glücklichen. Die Chemie zwischen den beiden ‘Helden‘ ist so gut, dass momentane Empfindungen durch Großaufnahmen in ihrer Mimik wie in einem offenen Buch lesen lassen. Auch die jeweilige häusliche Situation: verheiratet bzw. alleinerziehend wird kein Problem. Die Situation mit den Kindern ist durchaus realistisch und dient eher der Erheiterung. Das Entscheidende an dieser Romanze ist aber, dass alle Sexualität ausschließlich in der Fantasie der beiden Beteiligten stattfindet. Und das ist so raffiniert geschnitten, dass man es vorübergehend für die Realität hält. Will sagen die Liebenden leben ihre sexuellen Wünsche nicht realiter aus. Dem Zuschauer wird so nichts vorenthalten, was er heutzutage von einer Liebesgeschichte erwartet. Er muss aber immer wieder begreifen, dass das, was er sieht, so nicht wirklich passiert ist. Auf diese Weise wird eine Art Schwebezustand erreicht, in dem die Verliebten umherflattern, ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Pierres Ehefrau Anne (gespielt von der Regisseurin selbst) bringt nur etwas Frust oder einen Hauch von Eheproblematik mit hinein. Das stört aber weiter nicht, da es immer nur ein kleiner Einschub ist. Der deutsche Titel passt für die Momente, wenn sich Elsa und Pierre begegnen, immer wieder. Nur der geniale Schluss passt dann nicht so recht: die letzte Zettelbotschaft lautet nämlich ‘Unsere Liebe für die Ewigkeit‘, nicht für den Augenblick. Drum heißt der Film auch im Original nur ‘Ein Treffen‘. Erfrischende Sommerunterhaltung.… Mehr anzeigen
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