Zu Ende Leben Finnland, Schweiz 2014 – 97min.
Filmkritik
Mit Lust leben trotz Leiden
Leben, bewusst und positiv, auch wenn der Tod bereits angeklopft hat. Tom hat einen Gehirntumor und gibt nicht auf. Rebecca Panian und ihr Team haben ihn ein schönes Stück lang begleitet. Ein positiver Film - trotz ernstem Hintergrund.
Die Prognose ist niederschmetternd: Gehirntumor, bösartig. Man weiss nicht genau, wieviel Lebenszeit und Lebensqualität dem Mann aus Wetzikon bleibt – zwei, drei oder sechs Jahre? Der heute 52-jährige Thomas Niessl, ehemaliger Motocrossfahrer und Velomechaniker, hat sein Schicksal angenommen. "Nein, er laufe dem Tod nicht hinterher", meint Tom einmal und bietet dem Tod die Stirn.
Trübsal blasen ist nicht sein Ding. Den Tag nehmen, wie er kommt, das Leben geniessen, solange es geht. Auch eine weitere Operation wirft ihn nicht aus der Bahn. Selbst der kurvige Verlauf der Narbe auf seinem Kopf gibt ihm Anlass zu scherzen. Unterstützt von seiner Familie und Freundin, packt er die Gelegenheit beim Schopf, im Winter nach Finnland zu reisen. Sein grosser Wunsch: die Polarlichter sehen. Das klappt nicht ganz, aber im Schnee tollen nach einem Saunagang, hat auch seinen Reiz. Natürlich ist nicht alles heiter und sonnig, es gibt schwere Momente im Spital, Wehmut und Bedauern, aber keine Resignation oder Verzagen.
Rebecca Panian, gelernte Schriftenmalerin, Journalistin, Autorin, Produzentin, begleitete nicht nur ihren "Helden" über Monate, sondern liess das heikle Thema auch von Aussen reflektieren, etwa durch Prominente wie Kurt Aeschbacher, Pedro Lenz und Franz Hohler, der das schöne Bild von der Suppe, dem Auslöffeln und letzten Löffel zeichnet. Immer wieder streut die Filmerin Bilder vom Baum ein, der gefällt, zersägt und dessen Holz schliesslich zu einer Wiege verarbeitet wird. Ein Lebensbaum, der sich quasi erneuert.
Und so ist die Grundstimmung dieser innigen Dokumentation eines Lebenskampfes, stets warm und hoffnungsvoll – trotz des Damoklesschwerts, das über Toms Haupt schwebt. Rebecca Panian hat mit diesem Film auch das Sterben und den Tod ihres Vaters verarbeitet – auf subtile und sehr menschliche Weise, ohne in Schwermut zu verfallen. Der sehr irdische, positive Film unter dem Eindruck der Endlichkeit gewann am Zurich Film Festival 2014 den Publikumspreis.
Dein Film-Rating
Kommentare
Wenn man sich mit dem Thema sterben befasst denke ich ist es ein guter Film.
Ich würde sagen, Rebecca Panian hat mit Recht am Zürich Film Festival 2015 den Publikumspreis gewonnen. Bewegend, so bewegend, dass ich nun auch eine Patientenverfügung erstellen lasse. Auch mit meiner Krebskranken Schwester.
FILMZIRKEL
Montag 4. Mai 2015, 18: 30 - 20: 00 Uhr
Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, 8001 Zürich
Diskussion über den Film
ZU ENDE LEBEN von Rebecca Panian
http: //www. zuendeleben. ch/
MODERATION:
Bettina SPOERRI NZZ Filmkritikerin
Die Teilnehmer haben den Film zuvor schon gesehen.
www. filmzirkel. ch… Mehr anzeigen
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