Bridge of Spies: Der Unterhändler Deutschland, Indien, USA 2015 – 142min.
Filmkritik
Spione wie du und ich
Steven Spielberg läuft mit Bridge of Spies nicht ganz zur Höchstform auf, liefert aber dank grossartiger Arbeit von Tom Hanks und Mark Rylance einen stimmungsvollen, aber vor Patriotismus triefenden Historienfilm ab.
Zur Zeit des kalten Kriegs wird dem sowjetischen Spion Rudolf Abel (Mark Rylance) in New York der Prozess gemacht. Um den Schein zu wahren, stellt ihm die USA einen Pflichtverteidiger, den Versicherungsanwalt James Donovan (Tom Hanks), der seit Jahren keinen Fall vor Gericht geführt hat, zur Seite. Als der amerikanische Soldat Francis Gary Powers (Austin Stowell) auf einer geheimen Mission in sowjetische Hände fällt, soll Donovan einen Austausch der beiden Kriegsgefangenen arrangieren. Dieser will jedoch nicht als langer Arm des C.I.A. fungieren und nimmt die delikaten Verhandlungen im winterlichen Ost-Berlin in die eigene Hand.
Mit Filmen wie Schindlers List, Amistad, War Horse oder Lincoln gehört Steven Spielberg zu den führenden Regisseuren historischer Dramen. Basierend auf wahren Begebenheiten und einem Drehbuch, das von den Cohen Brüdern überarbeitet wurde, entstand ein stimmungsvoller Film, der vom Können seiner Hauptdarsteller lebt. Vor allem an Mark Rylance als rätselhafter russischer Spion mit Galgenhumor wird man sich wohl zur Oscar-Zeit erinnern. Die Szenen in Ost-Berlin zur Zeit des Mauerbaus wirken authentisch und glücklicherweise wurden alle deutschen Figuren mit deutschen Schauspielern wie Sebastian Koch als dubioser, ostdeutscher Drahtzieher Wolfgang Vogel besetzt, was für ein internationales Publikum ein willkommener Luxus ist.
Und trotzdem wird sich Bridge of Spies nicht zu Spielbergs besten Filmen gesellen. Wie einige Hollywood-Filme der letzten Jahre, von Angelina Jolies Drama Unbroken (ebenfalls von den Cohen-Brüdern geschrieben) bis zum Sommer-Action-Film San Andreas, endet auch Bridge of Spies mit viel sentimentalem Patriotismus. Hat uns dieser Film nicht während zwei Stunden eingetrichtert, wie schwierig es doch ist, auch im kalten Krieg die Guten und die Bösen voneinander zu unterscheiden? Bridge of Spies ist am stärksten in den Grauzonen, wenn beide Spione als Patrioten dargestellt werden, die das beste für ihr Land wollen. Während des Geiselaustauschs auf der Brücke ist kaum zu erkennen, wer die Guten und wer die Bösen sind.
Leider wird diese Ambivalenz zum Filmende verworfen. Vergessen ist das Justizsystem, das beinahe die eigene Demokratie geopfert hätte, um den vermeintlichen russischen Spion zu verurteilen und die Regierung, die einen Zivilisten in lebensgefährliche Situationen schickt, um auf einer deutschen Brücke mit den Sowjetrussen zu verhandeln. Als Donovan nach erfolgreicher Mission zurück in die USA kehrt, herrscht nur noch Patriotismus pur!
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Kommentare
„Bridge of Spies: Der Unterhändler“ erzählt die Geschichte eines Gefangenaustauschs während des kalten Krieges und beruht auf wahren Begebenheiten. Obwohl die Handlung eher unspektakulär ist, unterhält der Film sehr gut. Dies ist unter anderem den guten Schauspielern, in erster Linie aber der tollen Kulisse zu verdanken.
7/10… Mehr anzeigen
Gewohnt hervorragende Arbeit aller Beteiligten, die zu einem beinahe altmodischen, jedoch sehr unterhaltsamen Agententhriller führt, der eben doch zeigt, dass die kriegerischen Mittel der Systeme sich nur unmerklich voneinander unterscheiden, ganz im Gegensatz zu den Idealen Einzelner.
Zuletzt geändert vor 6 Jahren
Hammer Polit-Thriller! Tom Hanks und Spielberg hatten zwar auch schon bessere Filme aber bei so viel CGI-lastigen Streifen in letzter Zeit mit deren dünnen Geschichten ist Bridge of Spies eine richtige Erfrischung.
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