Ewige Jugend Frankreich, Italien, Schweiz, Grossbritannien 2015 – 107min.
Filmkritik
Youth
Die Erwartungen waren natürlich riesig: nur zwei Jahre nach der Premiere von La grande bellezza, der dem Italiener den Oscar, den Golden Globe, den Bafta, den Europäischen Filmpreis und gefühlt jeden anderen wichtigen Award beschert hatte, meldet sich Paolo Sorrentino dieses Jahr mit seinem neuen Film Youth zurück. Es ist – nach dem wenig geglückten This Must Be the Place sein zweiter auf Englisch gedrehter Film, doch davon abgesehen bleiben die Neuerungen überschaubar – und Youth inhaltlich wie visuell erstaunlich nah am weltweit gefeierten Vorgänger.
Erneut steht ein pensionierter Lebemann im Mittelpunkt, dieses Mal der berühmte Komponist Fred Ballinger (Michael Caine), der gemeinsam mit seinem besten Freund Mick (Harvey Keitel), einem Filmregisseur, in einem Schweizer Wellness-Hotel in den Bergen urlaubt. Mit Ruhe und Besinnlichkeit ist es dort allerdings nicht allzu weit her: Abgesandte der Queen versuchen ihn zum Comeback zu überreden, während Tochter und Assistentin Lena (Rachel Weisz) am Scheitern ihrer Ehe verzweifelt und Mick darum kämpft, einen neuen Film auf die Beine zu stellen. Ganz zu schweigen davon, dass natürlich dauerhaft das eigene Alt- und Mannsein reflektiert und thematisiert werden muss.
Auch in den Bildern ist die Nähe von Youth zu La grande bellezza unverkennbar. Prächtig sieht der Film aus, auch Abseits der Straßen von Rom findet Sorrentino in der Natur der Alpenregion zu seinen Themen korrespondierende Szenerien und natürlich amüsiert er mit manch skurrilem visuellen Einfall. Sein Verständnis von Luxus und Dekadenz ist allerdings nach wie vor ein recht überholt-abgeschmacktes. Und kratzt man ein klein wenig an der glänzenden Oberfläche, fragt man sich mehr noch als beim letzten Mal: sind der sexistisch-objektifiziernde Blick auf (nackte) Frauenkörper, Paul Dano im Hitlerkostüm beim Frühstück, der dicke Fußballer als Witzfigur und andere wenig subtile Stilisierungen nun ironisch gemeint oder womöglich doch bitterer Ernst?
Michael Caine (nicht zufällig zum Doppelgänger von Toni Servillo gestylt) fängt die seine Figur umwehende Melancholie auf herausragende Weise ein und entschädigt ohne Frage für viele Vorbehalte, die man gegenüber Youth haben kann. Auch Rachel Weisz und vor allem Jane Fonda in einer eigentlich undankbaren und winzigen Rolle als alternde Hollywood-Diva sind sehenswert. Doch gleichzeitig verdeutlichen eben gerade sie, dass dieser Film enttäuschenderweise bloß eine Phantasie von, für und über weiße, heterosexuelle Männer einer gewissen Altersklasse ist.
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Kommentare
Der Titel kommt denen entgegen, die dem heutigen Jugendwahn huldigen. Der Inhalt des Films kommt sehr philosophisch daher mit Ausflügen ins Surrealistische und landet am Ende mit einer einfachen Feststellung: Die ewige Jugend gibt es nur in der Erinnerung.
Aber bis es soweit ist, wird sehr komplex erzählt, was sich in einem Luxussanatorium in der Schweiz abspielt oder auch nicht abspielt.
Es wird nicht gradlinig erzählt, sondern der Handlungsverlauf ähnelt eher dem Flug einer Hummel, die zwar ein Ziel verfolgt aber immer wieder mal hier mal da Station macht. Mal eine Blume Vater-Tochter besucht (Michael Caine + Rachel Weisz) mal eine uralte Männerfreundschaft aufnimmt (Michael Caine + Harvey Keitel), dann wieder einen Konzertauftrag der Queen beantragt oder einfach eine Moorpackung mit Aussprache heimsucht. Dazwischen gibt es lange Gespräche über Film und Musik. Und ein ganz Superfetter soll Diego Maradonna sein. Und natürlich wird man optisch dem Titel gerecht, indem man Miss Universum vorführt (Madalina Diana Ghenea). Überraschenderweise ist sie nicht nur wunderschön…
Die beiden Protagonisten Caine und Keitel tragen den Film und nehmen ihm seine offenkundigen Längen. Da werden auch schon mal Altherren Probleme bezüglich der Prostata erörtert. Die beiden machen aus einem kurzen Dialog eine Fundgrube von Emotionen, bringen karge Satzfetzen zum Leuchten -‘Wie geht’s?‘ – ‘Es geht, aber ich weiß nicht wohin:‘ Ein Highlight ist der niederschmetternde Dialog zwischen Harvey und Jane Fonda. Daraus zieht er die Konsequenzen d.h. die persönliche Notbremse.
Nach all den wunderschönen Landschaftaufnahmen beschließt ein versöhnliches Konzert den Film und lässt den Zuschauer nachdenklich zurück.… Mehr anzeigen
Massives Star-Aufgebot in wunderschöner Schweizer Kulisse. Der Film hat eine tolle Geschicht mit Tiefgang.
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