Macbeth Frankreich, Grossbritannien, USA 2015 – 113min.
Filmkritik
In Blut getränkter Aufstieg
Kino-Schwergewicht Orson Welles hat es getan. Ebenso Roman Polanski. Und nun auch der noch recht unbekannte Filmemacher Justin Kurzel. Macbeth, eines der wohl wirkmächtigsten Dramen Shakespeares, erfährt eine abermalige Neuinterpretation, die sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen kann. Opulent-düstere Bilder von enormer Ausdruckskraft treffen auf Dialoge, die es dem Zuschauer nicht immer einfach machen.
Schottland im Mittelalter: Nachdem der Heerführer Macbeth (Michael Fassbender) aus einer entscheidenden Schlacht siegreich hervorgegangen ist, begegnen dem machthungrigen General drei Hexen, die seinen Aufstieg zum Herrscher prophezeien. Eine Weissagung, die sich wenig später erfüllt, als König Duncan (David Thwelis) Macbeths Heimatdorf besucht, um seinem Vasallen für dessen treue Dienste zu danken. Angestachelt von seiner nicht minder ehrgeizigen Gattin Lady Macbeth (Marion Cotillard), tötet der Kriegsheld den schottischen Monarchen und besteigt nach der Tat den Thron. Der Beginn einer Schreckensherrschaft, die selbst alte Weggefährten das Leben kostet und irgendwann handfesten Widerstand provoziert. Gleichzeitig drohen Macbeth und seine Frau angesichts ihrer Schandtaten in den Wahnsinn abzugleiten.
Dass der Australier Justin Kurzel bislang erst einen Spielfilm (Snowtown) als Regisseur verantwortet hat, merkt man seiner Shakespeare-Adaption zu keinem Zeitpunkt an. Im Gegenteil: Schon das grimmig-brutale Schlachtgeschehen, das anfangs über den Zuschauer hereinbricht, lässt einen ausgeprägten Stilwillen und ein Gespür für eindringliche Stimmungen erkennen. Soldaten mit Kriegsbemalung stürmen, von Macbeth angeführt, in dichte Nebelschwaden, und es entbrennt ein Kampfgetümmel, das sich aus dreckigen Erdtönen und blutig-ästhetischen Zeitlupenaufnahmen zusammensetzt.
Auch im weiteren Verlauf spendiert Kurzel dem Publikum wuchtig-einprägsame Bilder, die atemberaubende Landschaften zeigen (gedreht wurde an Originalschauplätzen) und den unaufhaltsamen Niedergang des Protagonisten in schaurig-düstere Farben tauchen. So wie im großen Finale, bei dem sich die Leinwand in eine glutrote Vorhölle verwandelt.
Gewöhnungsbedürftig sind, vor allem in der englischen Fassung, die häufig undeutlich hervorgepressten Dialoge, die in gekürzter Form die lyrische Sprache Shakespeares beibehalten. Trotz kraftvoll-fulminanter Schauspielerleistungen – besonders hervorstechend: Charakterkopf Michael Fassbender – wirken viele Szenen allzu theatralisch und gehen emotional leider nicht in die Tiefe, obwohl die Vorlage eigentlich die ganz große Gefühlspalette abruft.
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Kommentare
Düster und trocken verfilmt, aber eine gut gespielte Shakespeares Verfilmung.
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