Mad Max: Fury Road Australien, Südafrika, USA 2015 – 120min.

Filmkritik

Höllenritt mit Doktor Miller, Mister Hardy und der Furie Theron

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Die Endzeittrilogie Mad Max revolutionierte 1979 das Actionkino und machte den Schauspieler Mel Gibson zum Superstar. Immer dabei – als Autor Produzent oder Regisseur - war der studierte Arzt George Miller. Nun hat der Australier mit 70 die Reihe wiederbelebt. Magistral präsentiert er ganz grosses Kino und zeigt ein ausdrucksstarkes Schauspielerduo auf Augenhöhe und im Schulterschluss: Tom Hardy als Max und Charlize Theron als Imperator Furiosa.

Die Story bleibt zeitlos: Holzschnittartig erzählt geht es wieder um die Erlösung der Menschheit (oder das, was von ihr nach der Apokalypse übriggeblieben ist) vom Bösen an sich. Es wird inkarniert vom faschistoiden, psychopathischen Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne), der von einer schlaraffenlandähnlichen Festung im Wüstengebirge herab seine Untertanen versklavt: Existenziell unentbehrliches Wasser etwa gönnt er ihnen nur tropfenweise.

Gefahr droht dem Tyrannen, als seine an Seele und Leib versehrte Intim-Vertraute Furiosa (Charlize Theron) fünf seiner nymphenhaften, mental aber starken Gespielinnen in einen Truck packt und losfährt: Man will in ein sagenumwobenes gelobtes Land fliehen. Doch Joe bläst sofort mit seinen Schergen und Alliierten zur gnadenlosen Jagd. Und schon brettert der kultische Mad-Max-Oldtimer-Pulk los; Habitués erkennen sofort den Interceptor- Ford Falcon, Baujahr 1973 und alle werden von skurrilen, benzinfressenden Neu-Kreationen begeistert sein.

Wie gehabt durchwühlt Miller den Fundus des Abenteuerfilms, zitiert etwa Fritz Langs Klassiker Metropolis oder David Leans Lawrence of Arabia und am genüsslichsten natürlich sich selber. Gut, dass er dabei das Rad nicht neu erfinden will. Er vertraut erzählerisch seinem Erfolgskonzept, stattet es aber mit der Trickmagie der heutigen Filmtechnik aus: So hält man ältere "Max"-Aficionados bei der Stange und begeistert die Handy-Generation für die unzerstörbarste Kraft des Kinos: Alles muss grösser sein als das Leben.

Phantastisch sind die brillant geschnittenen, detailversessenen Verfolgungsjagden. Sie sind keine Sekunde zu lang und weil Regisseur Miller weiss, dass das Publikum nach Adrenalin-Kaskaden Pausen braucht, setzt er zwischen die testosteronbrünstigen Materialschlachten ruhige Szenen von kammerspielartiger Poesie. Da erkennt man Tom Hardys Qualitäten: Er ist als beherzter Einzelgänger Max von Empathie und Melancholie umflort. Ohne Macho-Getue solidarisiert er sich – wie sein mystischer Musketier Nux, den Nicholas Hoult grandios spielt - mit Furiosa und auch noch mit einem anarchischen, dominanten Öko-Frauengrüppchen. Soviel geballte Man- und Frauenpower gab es im Action-Genre noch nie. Aber Achtung: Mad Max: Fury Road macht süchtig!

19.05.2023

5

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Kommentare

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RobertdeNirosta

vor 5 Monaten

Handlung hätte für meinen Geschmack ruhig etwas mehr sein können, aber sonst ein absolut gelungener Endzeit-Fantasy-Actionknaller. Letztlich gilt hier das Motto : zurück lehnen, Gehirn ausschalten, Surround Anlage Voll Aufgedreht, und einen saucoolen Actionfilm genießen. Wertung 5/5 Liter HubraumMehr anzeigen


8martin

vor 4 Jahren

Alle Mad Max Filme sind für ein bestimmte Zielgruppe gedacht, die sich am atemraubenden Tempo und den grenzenlosen Materialaschlachten mit schrottählichen Fahrzeugen bei Klopperei Einlagen delektiert. Insofern trifft der Titel den Nagel auf dem Kopf. Die menschenähnlichen, hirnlosen Kraftpakete stehen für Gewalt und Horrorschocker. Oft kommen auch weißgekalkte Wesen zum Einsatz, Bösewichter sind oft durch totenkopfähnliche Masken gekennzeichnet. Bei der unentwegten Dauerraserei schimmert schon mal kurz Sinn und Zweck des ganzen Unternehmens durch, den Wüstenstaub.
Die Hauptakteure sind Imperator Furiosa (Charlize Theron). Sie haut drauf und schießt besser als die männlichen Helden, z.B. Mad Max (Tom Hardy). Sie will in ihre Heimat und sucht Erlösung (sic!), er an die riesigen Wasservorräte in einer Oase, wo der Tyrann Immortan Joe sein Unwesen treibt. Einziger Lichtblick ist Furiosas Müttertruppe. Die fünf Mädels sind als optische Aufheller gedacht, falls das Auge des unvoreingenommenen Zuschauers von der ständigen Dauerklopperei, Dauerballerei und Dauerraserei ermüden sollte. Ihr bester Einsatz ist, wenn sie sich ihres Keuschheitsgürtels entledigen. In rasender Fahrt wird geboren und geflirtet und dass Tom und Charlize Erfolg haben ist selbstverständlich. Da begegnet der Anfang dann dem Ende. Zwischendurch konnte man bei den Werbeblöcken von den unermüdlichen Stunts auf der Straße des Zorns entspannen.Mehr anzeigen


cinelueger

vor 5 Jahren

Naja, 2-stündige Auto Rally, durch die Wüste und zurück, mit einer sehr, sehr dünnen Handlung und noch dünneren Dialogen. Zum Aufpeppen noch eine Hand voll leicht bekleideter Schönheiten und der Film ist erzählt.


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