Schellen-Ursli Schweiz 2014 – 100min.
Filmkritik
Im Stolz getroffen
Ein Kinderbuchklassiker wurde fürs Kino belebt: Vor 70 Jahren erblickte «Schellen-Ursli» die Bücherwelt – auch dank der Bilder von Alois Carigiet. Oscar-Preisträger Xavier Koller (Die Schwarzen Brüder) hat den Bergbub auf neue Abenteuer ins Bündnerland geschickt. Ein spannender Fall für die ganze Familie – dank einiger dramatischen Zutaten.
Das Buch «Schellen-Ursli», getextet von Selina Chonz und illustriert von Alois Carigiet, erzählt die Geschichte des Bündner Bergbuben Uorsin, Ursli genannt. Er begehrt auf, weil er beim Chalandamarz, dem traditionellen Frühlingsfest, statt einer Glocke Schellen tragen sollte. Die Geschichte in Versen diente dem Schwyzer Filmer Xavier Koller (Die Schwarzen Brüder, Reise der Hoffnung) als Basis für sein Kinoabenteuer. Da geht es denn auch weit dramatischer und krimineller zu als in der Originalvorlage. Urslis Eltern, Luisa (Tonia Maria Zindel) und Linard (Marcus Signer, Der Goalie bin ig), sind arme, aber redliche Bergbauern. Sie geraten infolge eines Unfalls beim Alpabzug in Notlage, die der gerissene Kaufmann Armon (Leonardo Nigro) ausnutzt. Er fischt Linards Käselaiber aus dem Bergbach. Der Dorfkrämer - mit einer Krämerseele versteht sich – nutzt die Notlage, erfüllt seinem egoistischen Söhnlein Ramon (Laurin Michael) jeden Wunsch: Zuerst muss Ursli (Jonas Hartmann) sein geliebtes Zicklein Zilla hergeben, dann auch noch seine schöne grosse Glocke, welche Urslis Onkel extra für ihn geschmiedet hat. Das will der gehänselte, im Stolz getroffene Bub nicht auf sich sitzen lassen und kämpft gegen Wintersturm und Lawine, um die Glocke seines Vaters aus dem Maiensäss zu holen.
Diese Vorfälle wie auch Geschichte um einen Wolf, mit dem Ursli vorsichtig Freundschaft schliesst, das Zicklein Zilla und Freundin Seraina (Julia Jeker), eine getreue Verbündete Urslis, bereichern die Geschichte und erhöhen die Spannung. Sie dürften ein junges Kinopublikum zusätzlich fesseln. Vom Kinderbuch allein kann der Kinofilm nicht leben. Kollers solide, augenfällige Verfilmung wirkt durchaus authentisch, bleibt im Bündnerischen verwurzelt, wenn auch sprachlich einige Kompromisse geschlossen werden. Die drei Kinderdarsteller stammen aus dem Bündnerland, gedreht wurde im Engadin (Sur En bei Ardez) und der Bündner Liedermacher Linard Bardill steuerte den Titelsong bei.
«Wie kann man Werte übermitteln, ohne auf Werte zu pochen», fragt Regisseur Koller. «In einer Komödie hat man mehr Toleranz als in einem Drama. Man kann Ironie, Spitzbübigkeit einbauen. Das hatte ich im Sinn.» Ein Familienfilm, der bescheiden bleibt, Mut macht und unterhält – herzig und heimelig.
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Kommentare
Ich bin Lehrperson für Deutsch und Integration und habe heute mit MigrantInnen auf Niveau B1 den Film angeschaut. Wir waren alle begeistert. Der Film ist glaubhaft, spannend, dramatisch wie lieblich und nie kitschig. Ein echt guter Schweizerfilm! Ich gratuliere postum allen Mitarbeitenden an diesem schönen Werk!… Mehr anzeigen
Ich habe Schellen–ursli schon mehrmals gesehen im Kino und Fernseher 📺, einfach ein schöner, guter Schweizer Film 🎥 mit guten Schauspielern.
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