Tanna Australien, Vanuatu 2015 – 104min.
Filmkritik
Romeo und Julia im Inselparadies
Wawa und Dain vom Volk der Yakel kämpfen inmitten der unberührten Natur ihrer Heimat, der Pazifikinsel Tanna, um ihre Liebe. Sie sind geflüchtet, da Wawa einen anderen Mann heiraten soll. Das Liebesdrama Tanna überzeugt mit seinen unverkrampft und glaubhaft aufspielenden Laien-Darstellern sowie den großartig fotografierten Landschaftsaufnahmen.
Auf der Insel Tanna lebt Wawa (Marie Wawa) in einem der letzten, traditionsreichsten Ureinwohner-Stämme der Gegend. Wawa ist in den Enkel des Stammesältesten, Dain (Mungau Dain), verliebt, der ihre Gefühle erwidert. Allerdings können sich die Zwei nur heimlich treffen, da Wawa bereits einem Anderen versprochen wurde. Ihr zukünftiger Mann gehört einem anderen Stamm an, und die Heirat der Beiden soll den Frieden zwischen den Völkern bewahren. Die junge Frau ist innerlich zerrissen: soll sie ihren Gefühlen nachgeben oder sich der Tradition ihres Stammes unterordnen?
Tanna wurde an Originalschauplätzen auf der gleichnamigen Insel im Südpazifik gedreht. Inmitten einer aktiven Vulkanlandschaft und der dichten Wälder der Insel, auf der rund 30'000 Menschen leben, inszenierten Martin Butler und Bentley Dean ihren Film. Butler und Dean arbeiten seit Jahren erfolgreich im Bereich des Dokumentarfilms zusammen.
Tanna entführt den Zuschauer in eine fremde, unbekannte Welt. Die Bewohner der Insel leben im Einklang mit der Natur und sie kennen weder den Stress noch die Hektik unserer modernen Gesellschaft. Dort hinein platzieren die Regisseure Butler und Dean die klassische Romeo-und-Julia-Geschichte von einer unglücklichen Liebe, die sich gegen Widerstände von außen behaupten muss. Das Regie-Duo drehte ausschließlich mit den auf Tanna lebenden Ureinwohnern, um einen möglichst hohen Grad an Realismus und Authentizität zu erzeugen. Und die Rechnung geht auf: erstaunlich ist, wie professionell und glaubwürdig die ländliche Bevölkerung vor der Kamera agiert, allen voran die beiden Hauptdarsteller.
Zu jeder Zeit nimmt man ihnen den kraftraubenden Kampf um ihre Liebe ab. Ihr Leid manifestiert sich in vielen Nahaufnahmen der oft melancholisch (Wawa) oder entrüstet bzw. zornig (Dain) dreiblickenden Gesichter, die vor allem in der ersten Filmhälfte oft auf diese Art einfangen werden. Enttäuschung und Wut weichen mit der Flucht der Beiden durch die Wälder hinauf zum Funken speienden Vulkan, einer befreienden Erleichterung. Doch nur für kurze Zeit: denn sowohl die Yakel als auch die Angehörigen des Stammes, dem Wawa versprochen ist, verfolgen sie.
Auch die wunderschön fotografierten Bilder der Landschaften sowie des Alltags der Bewohner, versetzen den Kinobesucher hinein in diese zauberhafte Region aus jahrhundertealten, gelebten Traditionen, Spiritualität und berauschender Natur. Inklusive einer mystischen, atmosphärischen musikalischen Untermalung.
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