Taxi Teheran Iran 2015 – 82min.
Filmkritik
Taxi
Das Taxi ist eine eigene Welt: Unterschiedliche Charaktere nehmen auf der Rückbank Platz, jeder hat seine persönliche Geschichte im Gepäck. Und in der intimen Abgeschlossenheit des Autos sind viele Leute bereit sich zu öffnen und aus ihrem Leben zu erzählen.
Der iranische Regisseur Jafar Panahi hat sich in seinem neuen Film Taxi eben jenem Mikrokosmos gewidmet: Es steigen alte, abergläubische Damen ein, Raubkopierer und Cineasten, Unfallopfer und Anwälte. Und alle erzählen von ihrem Leben, ihren Wünschen und ihren Überzeugungen. Es sind Miniaturen, die vom Alltag in Teheran erzählen. Und vom Schicksal Jafar Panahis.
2011 wurde Jafar Panahi vom iranischen Regime zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigem Berufs- und Reiseverbot verurteilt. Doch mit großer Geheimhaltung und noch größerem Mut dreht Panahi heimlich weiter Filme. Aufgrund des offiziellen Verbots muss er dabei kreativ werden, denn mit großen Team und einem normalen Set kann er nicht arbeiten. So hat er für Taxi eine Kamera am Amaturenbrett befestigt und somit ein mobiles Filmset geschaffen, mit dem er durch die Straßen Teherans gefahren ist und seinen Film drehen konnte.
Neu ist dieses Konzept nicht, bereits 2002 hat der ebenfalls iranische Regisseur Abbas Kiarostami seinen Film Ten in einem Taxi inszeniert und über die Rolle der Frau im Iran sinniert. Aufgrund seiner eingeschränkten Möglichkeiten greift Panahi diese formale Idee auf und schafft einen ganz persönlichen, erstaunlich humorvollen und lebendigen Film. Die einzelnen Szenen sind mitunter überdreht, doch immer lebensnah. Immer wieder beschleicht einen dass Gefühl, dass vielleicht nicht alles gespielt ist. Doch hinter all den charmanten Alltäglichkeiten steckt eine offene Kritik an den Verhältnissen: Themen wie Zensur und Bestrafung, staatliche Repressionen und Meinungsfreiheit sind allzeit präsent.
Natürlich thematisiert Panahi auch das Urteil gegen ihn. In einer Szene steigt seine kleine Nichte in das Taxi. Sie soll einen Film für die Schule drehen, die Lehrerin hat ihnen einige Regeln vermittelt, wie es ein guter Film wird: Es muss islamische Kleidung getragen werden, Politik und Wirtschaft dürfen nicht thematisiert werden und es darf keine Schwarzmalerei vorkommen. So diskutieren ein kleines Mädchen und ein Regisseur über Kino und Realität und entlarven dabei die absurde Logik der repressiven Regimes. Und ganz nebenbei reflektiert sich der Film dabei selbst und wird zum Plädoyer für die Freiheit.
Dein Film-Rating
Kommentare
sehr langweilig und langatmig. Die Botschaft kommt nicht rüber. Nur jemand der sich mit der Thematik befasst hat erahnen was vermittelt werden soll.
+++ Die Figuren sind gut dargestellt. Man wünscht sich eine Stadtrundfahrt im Sammeltaxi
-- Politik, Geschmackssache. Von der Weite vielleicht interessant. Aus der Nähe wohl differenziert bewertet.
Grandioses Kino
Die scheinbare Unbeschwertheit, die Lockerheit, Witz und das happige mit Distanz gezeigte Ende.... SEHENSWERT
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