Man lernt nie aus USA 2015 – 122min.
Filmkritik
Man lernt nie aus
Eine Handschrift haben viele Regisseure. Aber eine waschechte, weithin wiedererkennbare Marke zu sein, das gelingt dann, zumal im Mainstream, doch den wenigsten Filmemachern. Die Bezeichnung "ein Film von Nancy Meyers" ist allerdings genau das. Fällt der Name der Amerikanerin – zahlenmäßig eine der erfolgreichsten Frauen in ihrer Zunft überhaupt – hat man als Kinogänger sofort Bilder vor Augen: idyllische weiße Anwesen der oberen Mittelschicht, mit gepflegten Gärten und einer geschmackvollen Einrichtung in Beige und Crème, in denen sich die meist nicht mehr ganz jungen Protagonisten an neue Versuche in Sachen Leben und Liebe wagen. Dass auch The Intern, Meyers’ sechste Regiearbeit, dieses durch Something’s Gotta Give oder It’s Complicated bewährte Erfolgsrezept nur dezent verändert, versteht sich von selbst.
Nach Diane Keaton, Jack Nicholson und Meryl Streep ist nun Robert De Niro die nächste Leinwandlegende, der unter Meyers’ Anleitung eine zweite Chance vergönnt ist. Was zunächst einmal beruflich gemeint ist, denn als verwitweter Pensionär Ben versucht er mit Hilfe eines Praktikantenprogramms für Renter die selbst in New York beträchtliche Langeweile zu vertreiben. Der 70-jährige landet bei der Online-Modefirma von Jules (Anne Hathaway), die von Anlegern und Investoren umworben wird, aber viel zu sehr mit dem Alltagsgeschäft zu tun hat, um sich strategischen Neuausrichtungen zu widmen. Eigentlich könnte Ben nirgends mehr fehl am Platz sein, schließlich hat er weder von Computern noch von Mode sonderlich Ahnung. Doch als Jules erkennt, dass manchmal Lebenserfahrung und gesunder Menschenverstand mehr wert sind als der zielstrebigste Lebenslauf, steht einer gerade wegen ihrer Gegensätze erfolgreichen Arbeitsfreundschaft nichts im Wege.
Eine Protagonistin unter 40? Das hippe Brooklyn als Setting statt den gediegenen Hamptons? Steht die Marke Nancy Meyers mit The Intern womöglich also doch vor einem Relaunch? Weit gefehlt. Zwar tritt das Romantische angesichts der platonischen Beziehung zwischen De Niro und Hathaway dieses Mal in den Hintergrund, doch das heißt nicht, dass nicht beide Figuren in allerlei amouröse Abenteuer (u.a. mit Rene Russo) involviert werden. Ganz zu schweigen davon, dass die Regisseurin nach wie vor ein Herz für vorhersehbare Drehbuchentwicklungen und vor allem Weichzeichner-Optik hat.
Wirklich großes Kino mag anders aussehen, aber nicht nur seiner gut aufgelegten Hauptdarsteller wegen ist Nancy Meyers’ Arbeit mehr denn je eine nicht unangenehme Ausnahmeerscheinung. Wo Hollywood-Komödien dieser Tage entweder in die Kategorie Proll-Humor fallen oder Beziehungsgeschichten erzählen, erinnert The Intern jenseits von Schenkelklopfern an das klassische Genre der Workplace-Comedies – und daran, dass außer hormongesteuerten Teenager auch deren Mütter und Großmütter gerne ins Kino gehen. Dass hier obendrein eine junge Frau als Firmenchefin gezeigt wird, deren Mann fürs Kind zuhause bleibt, reicht dabei zwar noch nicht für eine Feminismus-Plakette, gibt aber ohne Frage zusätzliche Sympathiepunkte.
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Kommentare
na ja, ziemlich langweilig, obschon De Niro mal wieder grossartig spielt
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