The Visit USA 2015 – 94min.

Filmkritik

Rückkehr zu alter Größe?

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

M. Night Shyamalan versucht, sich mit The Visit vom Blockbuster-Kino zu emanzipieren. Die Blumhouse-Produktion ist günstig, sie erlaubt dem Regisseur, der zugleich auch das Skript verfasst hat, jedoch absolute Freiheit. Genutzt hat Shyamalan sie, auch wenn das Ergebnis wohl nicht so ganz das ist, was ihm vorschwebte.

Zwei Kinder besuchen ihre Großeltern, die sie nie zuvor gesehen haben, weil diese sich mit ihrer Mutter noch vor ihrer Geburt zerstritten haben. Aber nun wollen die alten Herrschaften ihre Enkel kennen lernen. Eine Woche ist eingeplant, alles fängt ganz harmonisch an, aber merkwürdige Regeln gibt es doch: Verlasst das Zimmer nicht nach 21.30 Uhr, geht nicht in den Keller. Schon in der ersten Nacht passiert Ungewöhnliches. Wenn es dunkel wird, verhalten sich die alten Herrschaften irritierend ungewöhnlich. Zuerst denken sich die Geschwister nichts, doch Nacht für Nacht wird das Treiben in dem abgelegenen Haus gruseliger...

Bei Shyamalan erwartet man immer noch einen Twist, die große Überraschung am Ende, die alles auf den Kopf stellt. Auch hier gibt es eine Überraschung, aber nur eine milde. Denn die Geschichte bereitet fast schon zu plakativ vor, was am Ende schockierend sein soll. Mit den Mitteln einer Mockumentary gedreht – eines der Kinder will eine Dokumentation machen – gibt es die erwartbaren Fallstricke. Wacklige Kamera, das Mitschleppen der Kamera auch dann noch, wenn man in Lebensgefahr ist, das Übliche halt. Auch Shyamalan kann sich davon nicht freimachen. Generell gilt aber ohnehin: Eine eigene Handschrift des Filmemachers ist nicht erkennbar. The Visit ist für ihn allenfalls eine Fingerübung, mehr aber auch nicht.

Der Spannungsaufbau funktioniert jedoch, wobei man hier ein wenig unterscheiden muss. Genre-Novizen bzw. ein junges Publikum werden hier sehr viel mehr ins Geschehen gezogen. Die Schocks wirken auf sie ungleich stärker als auf ein abgebrühtes Publikum. Gehört man zu Letzterem, entfaltet The Visit aber auch seinen Unterhaltungswert. Nicht aus Jump Scares heraus, sondern aus dem Umstand, dass die Gruselmomente, wenn man sie denn so nennen will, unfreiwillig komisch sind. Man lacht, wo man eigentlich an den Fingernägeln kauen soll. Das liegt einerseits an der plakativen Inszenierung, andererseits auch am überbordenden Spiel der älteren Hauptdarsteller.

Die große Enthüllung am Ende ist dann auch keine wirkliche Überraschung. Sie wird über den Film hinweg immer wieder telegrafiert. Was bleibt, ist ein zwiespältiges, aber durchaus amüsantes Filmchen, mit dem Shyamalan aber nicht der große Wurf gelungen ist. Spannender als der Besuch bei den eigenen Großeltern ist das Ganze aber allemal.

08.10.2015

3

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Sicher die gruseligsten Grosseltern aller Zeiten,und der Film ist ab und zu auch fesselnd.Aber die ständige Handkamera und der sehr langsame Story aufbau langweilen im großen und ganzen,auch wen die Darsteller sehr gut agieren.


Knäckebrot77

vor 9 Jahren

Hab mich manchmal richtig erschreckt. Die Oma ist sowas von gruselig!


Sarina

vor 9 Jahren

Schreckmomente garantiert, inkl. Einzelne witzige sprüche dazu.. gut gelungener Film!


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