Un etaj mai jos Frankreich, Deutschland, Rumänien, Schweden 2015 – 93min.
Filmkritik
Von der Last des Schweigens
Ein Mann wird Hör-Zeuge eines häuslichen Streits. Autohändler Patrascu erfährt, dass in der Wohnung unter ihm eine Frau tot aufgefunden wurde. Er hat einen Verdacht und schweigt. Der Rumäne Radu Muntean zeichnet in seinem Psychothriller ein düsteres Gesellschaftsbild über Schweigen und Schuld.
Autohändler Sandru Patrascu (Teodor Corban) ist ein einfacher Mann. Er wohnt mit seiner Familie in einem Wohnblock. Eines Tages wird er Hör-Zeuge eines häuslichen Streits, ohne einzugreifen. Was geht's ihn an? Stunden später wird der Leichnam einer Frau entdeckt. Die Polizei befragt ihn, seine Familie. Er schweigt, obwohl er einen Verdacht hegt. Er beobachtet den jungen Nachbarn Vali (Iulian Postelnicu), geht ihm aber aus dem Weg. Vali gibt sich als freundlicher hilfsbereiter junger Mann und schleicht sich in Patrascus Familie ein, wohl auch um zu erfahren, warum er nicht angeschwärzt wurde, und wird immer aufdringlicher. Er drängt den Familienvater zu einem Deal. Das macht Patrascu erst recht misstrauisch und weckt seinen Beschützerinstinkt. Er wird aktiv.
Gleichgültigkeit, Feigheit, Eigensinn? Ein Mann sieht beziehungsweise hört weg. In Radu Munteans unspektakulärem Psychothriller muss man zwischen den Zeilen respektive Bildern lesen. Es wird mehr geschwiegen (verschwiegen) als gefahndet, gehandelt, geredet. In diesem Sozialdrama geschah ein Verbrechen, das aber weder Zeuge noch Zuschauer tatsächlich sehen. Zweifel bleiben: Was geschah wirklich «one floor below»? Der mutmassliche, charmante Täter Vali bleibt undurchsichtig, kaum greifbar. Und der Mann von nebenan, jener Sandru Patrascu, der bisher alles unter Kontrolle hatte, schwankt zwischen schlechtem Gewissen, Feigheit und Beschützerinstinkt. Er schert sich nicht um Gerechtigkeit und Strafverfolgung, sondern urteilt und handelt nach eigenem Gewissen und Gutdünken. Er reagiert auf eine Gefahr.
Wie weit der Film als Parabel auf die rumänische Gesellschaft gelesen werden kann, lässt der Regisseur offen. Er wollte kein Porträt dieser Gesellschaft zeigen, beschreibt banale alltägliche Szenen und doch meint er, «wenn man darüber nachdenkt, findet man zweifellos etwas in der Art, das den Film durchzieht.»
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