Die Frau in Gold Grossbritannien, USA 2017 – 109min.

Filmkritik

Auf den Spuren der Vergangenheit

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

David gegen Goliath – so lautet das Handlungsprinzip dieses auf Tatsachen beruhenden Dramas, in dem ein berühmtes Gemälde zum Streitobjekt zwischen einer alten Dame und dem Staat Österreich avanciert. Ein thematisch wichtiger Film, der vom prägnanten Spiel seiner Hauptdarstellerin lebt, gleichzeitig aber auch unter einer übertrieben rührseligen Inszenierung zu leiden hat.

60 Jahre nach ihrer Flucht in die USA stellt die in Wien geborene Jüdin Maria Altmann (Helen Mirren) eine Restitutionsanfrage für mehrere Klimt-Bilder, die ihrer Familie einst von den Nazis entrissen wurden. Besonders am Herzen liegt ihr die "Goldene Adele", ein Porträt ihrer Tante, mit dem Maria prägende Kindheitserinnerungen verknüpft. Um ihre Chancen auf eine Rückerstattung zu prüfen, reist die alte Dame gemeinsam mit dem unerfahrenen Anwalt Randol Schoenberg (Ryan Reynolds) nach Wien und muss schon bald ernüchtert feststellen, dass ihr Heimatland das in Schloss Belvedere ausgehängte Gemälde keineswegs kampflos abgeben will.

Nach George Clooneys verspielter Geschichtsstunde The Monuments Men, die 2014 bei der Berlinale zu sehen war, geht ein weiterer Hollywood-Film das Thema "Naziraubkunst" an. Was für sich genommen überaus löblich ist, da es noch heute für hitzige Diskussionen und rechtliche Auseinandersetzungen sorgt, wie der Fall des mittlerweile verstorbenen Münchener Kunstsammlers Cornelius Gurlitt beweist.

Dass Maria Altmann und ihr Ringen um Gerechtigkeit nun auf der großen Leinwand in Erinnerung gerufen werden, muss nicht verwundern. Immerhin hält ihre Lebensgeschichte all die Komponenten bereit, die klassisches Erzählkino ausmachen: eine traumatische Vergangenheit, schier übermächtige Gegner und ausreichend Raum für große Gefühle und pointierte Rededuelle. Regisseur Simon Curtis (My Week with Marilyn) nimmt diese Steilvorlage dankend an, schwelgt wiederholt in der Erinnerungswelt der Protagonistin, treibt seine Inszenierung in manchen Szenen aber deutlich zu weit in den Bereich der banalen Melodramatik.

Ein treffendes Gegengewicht bildet die umwerfende Helen Mirren, die Altmann ein spitzzüngig-bestimmtes Auftreten verpasst und Woman in Gold damit einige herrlich amüsante Momente schenkt. Wenig ausrichten kann die britische Charaktermimin – ebenso wie Mitstreiter Ryan Reynolds – allerdings gegen die Holprigkeiten des Drehbuchs, das die Entwicklung der Figuren recht schematisch skizziert. Schön wäre es beispielsweise gewesen, wenn der Film die schmerzvolle Frage nach der eigenen Identität etwas differenzierter beleuchtet hätte.

16.04.2024

3

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Kommentare

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Filmenthusiast

vor 9 Jahren

Klischeehafte schwarz/weiss Personen/Parteien good guys -bad guys, viel zu pathetisch, patriotisch und übertrieben rührseelig, und ein leeres Gefühl dort hinterlassend wo gute Filme etwas auffüllen und in Wallung bringen.


Schlosstaube

vor 9 Jahren

Super Film! Wunderschön erzählte Geschichte... spannend... witzig und lehrreich mit grandiosen Schauspielern. Sehr zu empfehlen!!!


as1960

vor 9 Jahren

„The Woman In Gold“ erzählt die wahre Geschichte einer während dem 2. Weltkrieg nach Amerika geflüchteten Jüdin, die versucht die von Nazis gestohlenen Klimt-Werke wieder in ihren Besitz zu bringen. Die Hauptfiguren sind charmant dargestellt von Hellen Mirren und Ryan Renolds, aber die Story wird doch etwas zu holprig, mit vielen, eigentlich unnötigen Rückblenden erzählt. So bleibt ein Film den man als „nette Unterhaltung“ bezeichnen darf, aber die Geschichte hätte mehr verdient.Mehr anzeigen


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