Dobra zena_A Good Wife Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien 2016 – 94min.
Filmkritik
Von der Vergangenheit eingeholt
Eine gute Frau, meint Mann landläufig, macht sich als Ehe-und Hausfrau, Mutter und Familienstütze verdient. So eine Frau um die 50 ist Milena. Sie lebt in Belgrad, ist Familienmittelpunkt und –stütze. Doch das geordnete Leben gerät ins Wanken, als sie die dunkle Vergangenheit ihres Mannes entdeckt. Das subtile Familien- und Gesellschaftsdrama hat die Schauspielerin Mirjana Karanović (Das Fräulein) verfasst und verfilmt.
Schauplatz ist das moderne Serbien. In einem Vorort Belgrads lebt die fünfzigjährige Milena (Mirjana Karanović). Sie führt ein geordnetes bürgerliches Leben, funktioniert als pflichtbewusste Haus- und Ehefrau, umsorgt ihre Kinder, schläft routinemässig mit ihrem Mann, singt im Chor und ist offensichtlich zufrieden mit dem behaglichen Alltag. Doch der Augenschein trügt. Das deutet schon sehr früh eine Einstellung an, in der Milena ihre Brüste betrachtet und abtastet. Später bestätigen sich vage Verdachtsmomente: Diagnose Brustkrebs. Sie versucht diese schwere Belastung zu verdrängen und lenkt sich durch einen rigorosen Hausputz ab. Dabei stösst sie auf einen Kasten mit Erinnerungsstücken ihres Mannes Vlada (Boris Isaković). Uniformrelikte und eine Videokassette, welche die Erschiessung von bosnischen Zivilisten während des Bürgerkriegs dokumentiert. Vlada hatte ein serbisches Sonderkommando geführt und bei diesem verbrecherischen Gewaltakt das Kommando. Diese Konfrontation mit der Vergangenheit ihres Mannes verstört und bewegt Milena. Sie begreift, dass Freunde und Nachbarn mehr wissen als sie, dass Bekannte in diesen Kriegsfall verwickelt sind und geschwiegen haben. Sie sucht den Kontakt zu ihrer ältesten Tochter Nataša (Hristina Popović), die aus politischen Gründen zum Vater auf Distanz gegangen ist und bei einer Menschenrechtsorganisation arbeitet. Milena ist vor schwere Entscheidungen gestellt – sowohl was ihre Gesundheit, aber auch ihre Familie und ihr Gewissen angeht.
Die Geschichte von A Good Wife greift eine wahre Geschichte auf, den Fall «Skorpion», berichtet die Autorin und Regisseurin Mirjana Karanović. Eine paramilitärische Spezialeinheit hatte sechs gefangene Bosnier, darunter auch Jugendliche, exekutiert und gefilmt. Doch dieses Kriegsverbrechen steht in Karanovićs Familien- und Gesellschaftsdrama nicht im Mittelpunkt. Es ist quasi Katalysator einer Selbstfindung und eines Bekenntnisses zur Wahrheit. Einerseits geht es um Verdrängung und Verleugnung der eigenen Vergangenheit, speziell einer mörderischen Handlung, andererseits um den Mut einer Frau, mit der Behaglichkeit und geschönten Routine zu brechen und sich nicht aus falscher Rücksichtnahme und Bequemlichkeit auf eine Lebenslüge einzulassen. Dieses Drama, das Karanović zusammen mit dem Autoren Stevan Filipović und Darko Lungolov entwickelt hat, wird von der Schauspielerin Mirjana Karanović getragen und geprägt. Eine ausserordentliche packende Leistung vor und hinter der Kamera.
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Kommentare
Vieles ist unglaubwürdig. Nehmen wir an, ich würde ein Video finden, das meinen Mann zeigt, der irgendwelche verbotene Dinge unternimmt. Selbstverständlich würde ich dieses Video bis zum Ende anschauen. Umso mehr, da sowieso klar ist, dass mein Mann gleich unschuldige Leute umbringen wird. Nicht so im Film - hier wird ganz entspannt einfach abgebrochen, um erst gefüllte Wochen später weiterzuschauen.… Mehr anzeigen
Warum??? Das Thema hätte durchaus klug verarbeitet werden können. Ist leider nicht gelungen. Nur nackte Brüste reichen nicht. Fressen, saufen, rauchen und 3-R-Sex ist nicht genug. Langweilig (trotz aktuellem Thema) bis zum Schluss.
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