Dancing Beethoven Spanien, Schweiz 2016 – 79min.
Filmkritik
Miteinander von Kunst und Nationen
Dancing Beethoven begleitet das renommierte "Béjart Ballett Lausanne" bei den Proben zu Beethovens 9. Sinfonie. Der Film liefert einen gründlichen Einblick in den Alltag der Beteiligten. In gelungen durchkomponierten Bilderfolgen, vermengt er zudem Interview-Passagen mit poetisch anmutenden Impressionen.
Beethovens 9. Sinfonie nach Friedrich Schillers "Ode an die Freude", gehört zu den bekanntesten Musikstücken. Beethoven übersetzte die Freude darüber, am Kreislauf des Lebens teilzunehmen, in Musik. Aber lässt sich aus diesem komplexen Werk ein Tanzstück machen? Das "Béjart Ballet Lausanne" versuchte es – zusammen mit dem "Tokyo Ballet" und dem "Israel Philharmonic Orchestra". Neun Monate lang begleitete Regisseurin Arantxa Aguirre die schweisstreibenden Proben zu dem Stück.
Nach zweijähriger Pause kehrt Arantxa Aguirre zurück auf die Kino-Leinwand. Schon in ihren früheren Werken widmete sie sich den Themen Ballett und Tanz. Das "Béjart Ballet Lausanne" gehört zu den führenden Ballett-Ensembles Europas und gastierte schon an vielen internationalen Opernhäusern. Ihr Namensgeber ist der französische Tänzer und Choreograf Maurice Béjart, der als Erneuerer des neoklassizistischen Ballett-Stils gilt.
Dancing Beethoven ist eine ebenso nachdrückliche wie geistreiche Doku, die ein ganz aussergewöhnliches Ballett-Projekt mit der Kamera einfängt. Es sind die Proben zu einem vielschichtigen, höchst anspruchsvollen Tanzstück, ebenso komplex wie Beethovens Meisterwerk selbst. Beteiligt sind allein rund 80 Tänzerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt. Spannend ist es zu beobachten, wie dieses bunte, zusammengewürfelte Sammelsurium an Künstlern, im Laufe der Monate zu einer echten Einheit zusammenwächst. Mit allen Höhen und Tiefen.
Denn der Film verschweigt nicht die Härte des Ballett-Alltags und den Druck, mit dem man Tag für Tag zu leben hat. Für eine Tänzerin kommt es zum Rauswurf aus dem Ballett wegen Verspätung, eine andere verletzt sich und auch der – wie passend – "Kreislauf des Lebens" hält Einzug: eine Tänzerin wird schwanger. So freudig das Ereignis ist, bedeutet es dennoch das Aus für die Ballerina. Trauer und Freude liegen in dieser Doku ohnehin sehr nah zusammen. Denn daneben lässt uns der Film auch an den Erfolgsmomenten und spektakulären Proben teilhaben, mit denen alle Involvierten letztlich doch gut vorankommen – trotz der enormen körperlichen und seelischen Belastungen.
Ein weiterer Reiz ergibt sich aus den unverstellten, von einer Schauspielerin geführten Interviews, in denen die Beteiligten ganz offen über ihre Gefühle sprechen. Zudem driftet der Film immer wieder ins Poetische und Philosophische ab, was eine angenehme Abwechslung zu den Proben und Interviews darstellt. Etwa dann, wenn Aguirre typische jahreszeitliche Impressionen oder erhabene, vom Inneren eines Zuges aus gefilmte Landschaftsbilder, einbaut.
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Kommentare
Wir sind viel in Turnhallen unterwegs in diesem Film. Beindruckend, mit welchem Fleiss und welcher Hingabe sich talentierte und athletische Tänzer und Künstler der Inszenierung dieser Hymne auf die "Brüder- und Schwesterlichkeit" widmen.
Leider verpasst es die Regisseurin Malya Roman, ihrem Film eine klare Erzählstruktur zu geben und so folgen wir ihr etwas ratlos durch die ganze Proberei. Kein Wunder, springt der "Götterfunke" nur vereinzelt, allenfalls dort, wo 80 Menschen aus vielen Erdteilen, statt im Streit, einander friedliche auf der Bühne die Hände reichen.… Mehr anzeigen
Wer Ballett liebt muss diesen Film unbedingt sehen. Bejart und sein Erbe.
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