A Dragon Arrives! Iran 2016 – 107min.
Filmkritik
Wahrheit, Wahn und Wirklichkeit
Fiction, Fantasie verschmelzen mit wirklichen Geschehnissen. Im iranischen Rätseltrip versuchen ein Detektiv, Geologe und Toningenieur das Geheimnis eines in der Wüste gestrandeten Schiffswracks und eines Toten zu lüften. Das pittoreske Abenteuer wird zur phantastischen Vision mit wirklichem Hintergrund.
Ist das, was wir sehen, wirklich? Und wenn es wirklich ist, ist es auch wahr? Dieses Vexierspiel treibt der Kinofilm ständig mit dem Zuschauer. Der Iraner Mani Haghighi (Men At Work), Regisseur, Autor und Schauspieler, hat eine diebische Freude daran, dieses Verwirrspiel in seinem jüngsten Film A Dragon Arrives! auf die Spitze zu treiben. Das beginnt bereits mit dem Titel, der ursprünglich «Enter the Dragon» heissen sollte, doch davon kam er ab, weil sich die Geschichte anders entwickelt hat und er keinen Rechtsstreit mit den Bruce-Lee-Produzenten riskieren wollte. Der Dragon blieb erhalten, spielt aber nur eine untergründige Rolle. Die Story soll auf einer wahren Begebenheit beruhen, die wohl weder wahr noch wirklich war und von einer Begegnung mit einer unterirdischen Kreatur erzählt.
Den Rahmen bilden Aufzeichnungen und Beweismaterial einer Suvak-Geheimdienstaktion, die vor 50 Jahren stattgefunden hatte. Dazumal wurde Detektiv Hafizi (Amir Jadidi) beauftragt, den Suizid eines aus politischen Gründen Verbannten zu überprüfen. Hafizi begibt sich in einem orangenfarbenen Chevrolet Impala auf die öde Insel Qeshm am Persischen Golf, begleitet von einem Toningenieur (Ehsan Goudarzi) und einem Geologen (Homayoun Ghanizadeh). Tatort ist ein gestrandetes Schiffswrack samt Friedhof in der Wüste. Hier finden sie nicht nur merkwürdige Zeichen und Aufzeichnungen, sondern auch das junge Mädchen Shahrzad (jung: Kiana Tajammci/ alt: Shahin Karimi). Der Schauplatz scheint nicht geheuer und birgt eine unterirdische Kreatur. Nun, das ist aber ebenso unsicher, wie das Schicksal der drei Ermittler, die letztlich verhaftet werden.
Die grotesken Ermittlungen und Folgen fügen sich schwerlich zu einem ganzen Puzzle. Die Fragen, die sich stellen, werden nur vage beantwortet und provozieren neue Fragen. «Der Film mag einem erscheinen wie eine Suche nach der Wahrheit. Aber für mich geht es auch um die Unmöglichkeit, diese Wahrheit zu sehen sowie die Schönheit des Scheiterns», bemerkt Filmautor Haghighi. Jeder kann sich ein Bild machen, die Geschichte weiterspinnen oder in sich beruhen lassen. Ein Schaustück über Wahrnehmung, eine Vision über Sein und Schein, über die Faszination von Rätsel. Auch der Geheimdienst Savak spielt nur eine marginale Rolle, die Ereignisse um den «Drachen», Verhaftungen und Verschweigen haben keine politischen «Ambitionen». Es bleiben vor allem pittoreske magische Momente in dieser unwirklich-wirklichen Kulisse.
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