Hell or High Water USA 2016 – 102min.
Filmkritik
Rauben, um zu retten
Ein Gangsterdrama im Stil eines Western: Ein Brüderpaar (Ben Foster und Chris Pine) raubt Banken aus, um die eigene Farm zu retten. Jeff Bridges macht sich als ein verbissener, alternder Texas Ranger auf die Jagd. Ein Neo-Western, eine Gangsterballade – lakonisch, packend und kritisch, mit Galgenhumor und treffenden Dialogen gespickt.
Trostlos, traurig, trübe – der Schauplatz Texas hat an Westernausstrahlung verloren, aber wild und gewalttätig ist es geblieben, dieses Land zwischen Prärie und Ölfeldern. Tanner Howard ist just aus dem Knast entlassen worden und wird von seinem Bruder Toby in Empfang genommen. Ihre Mutter hat ihnen eine Farm samt Land vererbt, doch die ist verschuldet, und die Bank kennt kein Pardon. Der Grundbesitz soll zwangsversteigert werden. Der rabiate Tanner sieht nur eine Lösung: Das Problem an der Wurzel packen und sich das nötige Geld bei den Schuldnern holen, heisst, die Banken zur Kasse bitten. Also beginnen Tanner und Toby bestimmte Geldinstitute in der Umgebung auszurauben – konsequent, aber möglichst gewaltlos. Doch wo Schiesseisen im Spiel sind, fliesst auch Blut. Dem Räuberpaar ist ein Texas Ranger samt indianischem Gehilfen auf den Fersen: Der alte Marcus Hamilton (unnachahmlich sarkastisch und entspannt Jeff Bridges) ist ein harter Hund und will's noch einmal wissen – vor seiner Pensionierung. In gleissender Texaskulisse kommt es zur finalen Verfolgung.
Die Story (Taylor Sheridan) ist einfach gestrickt, fast absehbar und doch packt diese Ballade eines Robin-Hood-Paars zum eigenen Vorteil ungemein. Tanner (hitzig und höllisch rabiat Ben Foster) und Toby (zurückhaltend und ausgleichend Chris Pine) beantworten Ausbeutung (der Banken) mit Gegengewalt. Doch in David Mackenzies melancholischem Thriller im Westernstil geht es weniger um Waffen- und Gewaltproblematik, mehr um Familiensolidarität und Bruderschaft. Das Raubein Tanner opfert sich sozusagen aus Bruderliebe, und der grimmige Old Texas Man Hamilton kann gewisse Sympathien für die Räuber nicht verhehlen. Und wem gelten unsere Sympathien?
Hell Or High Water - gemeint ist mit der Redensart «Come hell or high water» ein gewisser Fatalismus, eben egal was da kommt ob Hölle oder Hochwasser – ist eine Kinoentdeckung, in Cannes wie nun auch in den US-Kinos (der erfolgreichste Independent-Film des Jahres). Die Akteure, die Schauplätze, gedreht wurde vorwiegend in New Mexico, und Musik (Nick Cave und Warren Ellis) machen diese moderne Texas-Ballade zu einem bildstarken (Kamera: Giles Nuttgens) Meisterwerk. Wenn Aki Kaurismäki einen Western drehen würde, sähe er wohl wie Hell Or High Water aus.
Dein Film-Rating
Kommentare
Packendes Bankräuber Roadmovie untermalt mit schöner Country Music.
Zuletzt geändert vor 4 Jahren
Ein sehr gelungenes Drama mit tollen Aufnahmen im Western-Stil. "Hell or high Water" bietet ein packendes Katz-und-Maus-Spiel, welches nicht in die üblichen Kategorien gut und böse unterteilt ist. Sowohl die Argumente der beiden Bankräuber, wie auch des kurz vor dem Ruhestand befindenden Polizisten werden authentisch vermittelt. Der Film fährt zwar nicht das grosse Spektakel hoch, dies hat er jedoch auch gar nicht nötig.
8.5/10… Mehr anzeigen
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