Inferno Ungarn, USA 2016 – 121min.

Filmkritik

Dante weist den Weg

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Zum dritten Mal nach The Da Vinci Code und Illuminati – Angels & Demons spürt Dan Browns Romanheld Robert Langdon auf der großen Leinwand gefährlichen Verschwörungen nach. Geliefert bekommt das rätselfreudige Publikum erneut einen solide inszenierten, wendungsreichen Mystery-Thriller, der keine großen Ansprüche verfolgt.

Als der Harvard-Professor Robert Langdon (Tom Hanks) mit brummendem Schädel und Gedächtnislücken in einem Florentiner Krankenhaus erwacht, hat er nicht viel Zeit, über seine missliche Lage nachzudenken, da es eine Polizistin offenkundig auf sein Leben abgesehen hat. Mit Hilfe der jungen Ärztin Sienna Brooks (Felicity Jones) gelingt dem amerikanischen Symbologen die Flucht. Doch nur wenig später heften sich weitere Verfolger an seine Fersen. Um Licht ins Dunkel zu bringen, begeben sich Langdon und Dr. Brooks in Florenz auf Spurensuche und stoßen dabei auf Verbindungen zum milliardenschweren Bertrand Zobrist (Ben Foster), der die Welt mit einer künstlich erzeugten Pandemie vor einer Überbevölkerung schützen will und erst kürzlich Selbstmord begangen hat.

Geschlagene sieben Jahre ist es mittlerweile her, dass mit Illuminati – Angels & Demons die letzte Adaption der äußerst erfolgreichen Romanreihe rund um Robert Langdon in die Kinos kam. Musste der Professor in den Vorgängern große Glaubensrätsel lösen, bekommt er es nun mit Italiens Dichterfürst Dante Alighieri zu tun, dessen "Göttliche Komödie", genauer gesagt ihr erster Teil "Inferno", dem Zeichenspezialisten entscheidende Hinweise liefert. Ron Howard (In the Heart of the Sea), der erneut auf dem Regiestuhl Platz nahm, legt gleich zu Anfang ein halsbrecherisches Tempo vor, das er im weiteren Verlauf nur selten drosselt. Wackelige Handkamerabilder zeigen nicht nur Zobrists Selbstmord, sondern geben auch die Verfassung des Protagonisten und seinen Blick auf das Geschehen wieder. Langdon ist zunächst konfus, leidet an den Folgen seines Schädeltraumas und wird immer wieder von seltsamen Höllenvisionen befallen, die der Film bildgewaltig zelebriert.

Was folgt, ist eine recht launige Schnitzeljagd, die nach altbekanntem Muster funktioniert. Historische Kulissen werden abgeklappert und kulturelle Erzeugnisse auf Indizien überprüft, wobei die Figuren wenig Entfaltungsraum erhalten. Hier und da streuen Howard und Drehbuchveteran David Koepp (Jack Ryan: Shadow Recruit) kleine Scherze ein. Insgesamt lebt Inferno aber von seinen solide inszenierten Spannungssequenzen, die einen hochdramatischen Showdown vorbereiten. Thematisch nutzt der Rätsel-Blockbuster die Sorge vor der Überbevölkerung der Erde als Aufhänger für seinen hakenschlagenden Verschwörungsplot, ohne wirklich tief zu graben.

11.10.2016

3

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Kommentare

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rialtobe

vor 7 Jahren

Ein paar blitzschnell gelöste Rätsel und dazwischen eine lausige Story mit immer wieder völlig unrealistischem Verhalten aller Beteiligten.


estherbolliger

vor 7 Jahren

Das Filme von den Buchvorlagen abweichen ist ja klar. Aber hier ist so ziemlich alles anders. Zu tiefsten enttäuscht.


oberlaender

vor 7 Jahren

Regisseur Ron Howard macht aus dem spannenden Buch einen 0815 Actionreisser ab der Stange. Für anspruchslose Hirn-raus-Popkorn-rein-Unterhaltung ok, mehr nicht. Und das Howard ein komplett anderes Ende als im Buch gewählt hat, macht den halben Film kabutt, da der Film so den Charakter der Geschichte inkl. der Rolle der Ärztin Sienna Brooks komplett falsch erzählt.Mehr anzeigen


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