Paterson Frankreich, Deutschland, USA 2016 – 118min.
Filmkritik
Paterson
Drei Jahre nach dem für ihn eher untypischen Vampirfilm Only Lovers Left Alive meldet sich Jim Jarmusch mit Paterson und betritt dabei wieder bewährtere Pfade.
Wenig Plot und viel Lakonie – das ist, wie schon so oft in der Vergangenheit, das Motto seines Films. Denn viel passieren tut nicht im Leben des Titel gebenden Busfahrers (Adam Driver) in der gleichnamigen Kleinstadt in New Jersey. Eine Woche lang folgt der Film seiner Routine, vom morgendlichen Aufwachen neben seiner Freundin Laura (Golshifteh Farahani aus Exodus: Gods and Kings und Poulet Aux Prunes) über die Stunden am Steuer bis hin zum Abendessen und dem abendlichen Spaziergang mit dem Hund, der stets mit einem Bier in der Kneipe endet. Doch was nach Langeweile klingt, ist tatsächlich das Gegenteil, zumal für Paterson selbst, der auch ein Dichter ist und zwar seine Kunst mit niemandem teilt, sich doch aber immer und überall inspirieren lässt, ob durch den Rückspiegel seines Busses oder abends an der Bar.
Auch für den Zuschauer wird die vermeintliche Ereignislosigkeit keinen Moment langweilig, denn Jarmusch erzählt seine schlichte Geschichte nicht nur mit stimmungsvollen, authentischen Aufnahmen einer Stadt, sondern auch mit jeder Menge Witz, für den nicht zuletzt Farahani sowie Bulldogge Marvin zuständig sind. Fast könnte man sagen, dass Paterson der leichtfüßigste und wärmste Film in Jarmuschs umfassender Filmografie ist.
Jarmusch entdeckt auf liebenswürdige, kluge und humorvolle Weise die Poesie des Alltags und der Routine, widmet sich aber auch ausführlich der tatsächlichen Poesie. Das reicht von zahllosen intertextuellen Verweisen an verschiedene Dichter (nicht zuletzt an William Carlos Williams und dessen Gedicht "Paterson") bis hin zu den Gedichten des Protagonisten, die exklusiv vom zur „New York School of Poetry“ gezählten Ron Padgett stammen.
Adam Driver überzeugt in seiner bislang größten Kinorolle auf ganzer Linie und ist für diesen beiläufigen Film über Träume, Talent und künstlerische Schaffensprozesse (zu denen durchaus auch das Cupcake-Backen gehören kann) die Idealbesetzung. Doch es lohnt sich auch, auf die kleinen Nebenrollen zu achten. Denn dort geben sich so unterschiedliche Künstler wie Rapper Method Man, Jarmusch-Veteran Masatoshi Nagase sowie Kara Hayward und Jared Gilman, das junge Liebespaar aus Moonrise Kingdom, die Ehre.
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Kommentare
„Paterson“ lebt von poetischen Momenten, anstelle einer Erzählung treten der Alltag und die Menschen, welche sich mit Liebe, Leidenschaft und Kunst gegen den sieben-Tage-Rhythmus erheben. Also passiert genau genommen nichts Aussergewöhnliches und ob einem der Film gefällt oder nicht, ist in diesem Fall wohl extrem individuell und stimmungsabhängig, aber trotzdem, wer wäre schon lieber ein Fisch.… Mehr anzeigen
Zuletzt geändert vor 7 Jahren
Wohltuend wenig Handlung, wohltuend viel Tiefe und Poesie. Fantastischer Film!
Jim Jarmusch wie immer grandios...in der Langsamkeit liegt die Würze, das hat Jarmusch erkannt. Die Tiefe eröffnet sich nur diesen, die dafür offen sind.
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