Porto Frankreich, Polen, Portugal, USA 2016 – 76min.
Filmkritik
Eine Nacht für die Ewigkeit
In seinem Spielfilmdebüt inszeniert Regisseur Gabe Klinger die französische Schauspielerin Lucie Lucas und ihren amerikanischen Kollegen Anton Yelchin als einsame Seelen, die sich in der portugiesischen Hafenstadt Porto in einer stürmischen Liebesnacht nahekommen. Statt einer handelsüblichen Romanze erwartet den Zuschauer ein in der Zeit vor- und zurückspringendes Drama mit formalen Experimenten, das vor allem von seinen wunderbaren Hauptdarstellern lebt.
Ohne Vorwarnung wirft uns Klinger in den Gefühlstaumel seiner Protagonisten, die gleich zu Anfang aus dem Off den großen Zauber ihrer beinahe vorbestimmten Begegnung beschwören. Das Bild zeigt die beiden im Bett, wie sie stumm nebeneinanderliegen und sich intensiv in die Augen schauen. Dieser unvermittelte Auftakt lässt bereits erahnen, dass der Spielfilmdebütant seine Geschichte auf eher unkonventionelle Weise angeht. Auf den Punkt gebracht, handelt Porto lediglich von einem One-Night-Stand, der die Französin Mati (Lucie Lucas) und den US-Amerikaner Jake (Anton Yelchin) für wenige, ungemein beglückende Augenblicke zusammenbringt. Die fragmentarische, achronologische Erzählweise entblättert die Facetten des Kennenlernens und der gemeinsamen Stunden allerdings nur schrittweise, was prätentiös erscheinen mag, tatsächlich aber auch eine gewisse Neugier weckt.
Dass es nicht zu mehr als einem Abenteuer gereicht hat, zeigt der in drei Kapitel unterteilte Film schon im ersten Abschnitt, dem Jakes Perspektive zugeordnet ist. Momente aus der gemeinsam verbrachten Nacht wechseln sich dabei mit Sequenzen ab, in denen der junge Mann Mati nachstellt und mit blassem, eingefallenem Gesicht auf der Suche nach Zuneigung durch die Straßen und Bars von Porto streift. Kapitel zwei gibt den Blickwinkel der Französin wieder, die nach dem stürmischen Rendezvous in ein anderes Leben aufbricht, irgendwann jedoch sehnsuchtsvoll an die Stunden mit Jake zurückdenken muss. Die dritte und letzte Passage deckt schließlich Einzelheiten der kurzen, heftigen Romanze auf und entwickelt eine enorme emotionale Kraft. Lucie Lucas und Anton Yelchin, der im Sommer 2016 unter tragischen Umständen verstarb, versehen ihre fragilen Figuren mit einer ansteckenden, ungebremsten Leidenschaft und legen in den Sexszenen eine Natürlichkeit an den Tag, die auf der großen Leinwand selten ist. Ihr eindringliches, bis in die kleinsten Regungen ausdifferenziertes Spiel entschädigt allemal für einige etwas bemüht wirkende Dialoge und das vielleicht etwas zu gestelzte Experimentieren mit verschiedenen Filmmaterialien, das manche Aufnahmen wie verblichene Erinnerungsfetzen wirken lässt.
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Kommentare
Eine ziemlich unsinnige Love-Story. Ich hatte mich vor allem auf die Bilder von Porto gefreut, aber aauch damit war es nicht so weit her.
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