Raving Iran Schweiz 2016 – 84min.
Filmkritik
Zwei DJs gegen das islamische Regime
Raving Iran ist ein Dokumentarfilm über die zwei Mittzwanziger Arash und Anoosh, die sich privat sowie beruflich ihrer Leidenschaft widmen: der Technomusik. Das Spezielle daran ist, dass sie dies in der iranischen Hauptstadt Teheran tun, wo jegliche Art von Technomusik strikt verboten ist. Auflegen können die beiden nur im Untergrund, Rave Partys in der Wüste können nur mit dem nötigen Schmiergeld stattfinden und die Angst vor einer Festnahme und der Willkür der iranischen Polizei ist jederzeit spürbar. Trotzdem wollen die zwei DJs ihren Traum nicht aufgeben und produzieren sogar illegal eine CD, die sie an Musikfestivals in der ganzen Welt verschicken, in der Hoffnung, ihre stagnierende Karriere voranzutreiben.
Eines Tages erreicht sie dann ein Anruf aus Zürich, der es ihnen ermöglicht, an der Street Parade ihre Musik aufzulegen. Ein wahnsinniges Angebot – und als die Visa für beide bestätigt werden, ist die Freude schon beinahe euphorisch. Nach fünf Tagen in der Schweizer Hauptstadt kommen bei beiden plötzlich Zweifel über ihre Rückkehr auf, und sie müssen sich entscheiden zwischen der Heimreise in den Iran oder dem Bleiben in der Schweiz, was sie für immer von ihren Familien trennen würde. Eindrucksvoll und skurril ist der Moment des Telefonats mit der Mutter in einem Café mitten in Zürich, in dem sie ihn weinend anfleht, in der Schweiz Asyl zu beantragen und somit niemals zurückzukehren. Skurril deshalb, weil man gleichzeitig die anderen Gäste des Cafés beobachten kann, die sich vergnügt irgendwelchen scheinbar belanglosen Tätigkeiten wie Kaffeetrinken oder Small Talk widmen.
Mit dem Film hat Regisseurin Susanne Regina Meures eine mächtige Portion Durchhaltewillen und Mut bewiesen. Durch die allgegenwärtige Präsenz des rigiden politischen Systems mussten die Dreharbeiten heimlich durchgeführt werden, das Filmequipment wurde irgendwie am Zoll vorbeigeschmuggelt. Man merkt dem Film leider an, dass die filmischen Möglichkeiten begrenzt waren. So bleibt der Alltag Irans und dessen Landsleute für den Zuschauer ungreifbar. Auch bleiben viele Zusammenhänge auf der Strecke, so zum Beispiel wieso elektronische Musik verboten ist, der Antrag eines Visums für eine Technoparty in der Schweiz aber trotzdem bewilligt wird.
Das mag eine Schwäche des Films sein, es ist jedoch gleichzeitig nicht das, was ihn ausmacht. Er ist nämlich mehr als nur eine Dokumentation über zwei iranische DJs – er ist die Geschichte der Freundschaft des schlaksigen Arash und des grossen, breit gebauten Anoosh, die zusammen ein extrem sympathisches und authentisches Leinwandduo abgeben. Ein Glücksfall für den Film ist die Einladung der beiden nach Zürich: Sie verbindet zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und zeigt dem Zuschauer auf subtile Art und Weise auf, welch verschiedenartige Bedingungen in einem Land herrschen können.
Dein Film-Rating
Kommentare
Einer der besten Filme, die ich je gesehen habe! Man spürt die Ohnmacht der beiden jungen Männer, die eigentlich nur Musik machen wollen. Und die, die motzen, dass der Film 'verwackelt ist durch Handyaufnahmen', haben den ganzen Film nicht definitiv gecheckt.
Gibt einen ernsten Einblick in die Lebensweise von Iran und da es grösstenteils mit der Handykamera gefilmt wurde wirkt das ganze authentisch.Aber denoch ist die Doku sehr langfädig. Dafür gibt's 2.1/2 Sterne von 5.
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