The Promise Spanien, USA 2016 – 133min.

Filmkritik

Seifige Geschichtsstunde

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Ein Geldgeber mit Herzblut, ein Thema, das nach wie vor Brisanz besitzt, ein talentierter Cast und ein Regisseur, der Zeitgeschichte bedrückend inszenieren kann – die Hoffnungen auf ein unter die Haut gehendes Historiendrama waren durchaus berechtigt. Umso tragischer ist es allerdings, dass die 90-Millionen-Dollar-Produktion The Promise, die den Völkermord an den Armeniern ins öffentliche Bewusstsein holen will, am Ende nicht mehr als eine holzschnittartige Aneinanderreihung melodramatischer Ereignisse bietet.

Nachdem er sich mit einer Frau aus seinem Heimatdorf verlobt hat, begibt sich der armenische Apotheker Mikael Boghosian (Oscar Isaac) nach Konstantinopel, um an der hiesigen Universität Medizin zu studieren. Im Haus seines Onkels begegnet er der hübschen Ana Khesarian (Charlotte Le Bon), einer in Frankreich aufgewachsenen Armeniern, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem amerikanischen Fotojournalisten Christopher Myers (Christian Bale), in der osmanischen Hauptstadt weilt. Mikael ist von der Künstlerin umgehend angetan und kommt ihr nur wenig später näher. Als jedoch der Erste Weltkrieg ausbricht und die Machthaber damit beginnen, die armenische Bevölkerung systematisch zu verfolgen, verlieren sich die beiden Verliebten aus den Augen.

Auch wenn der Völkermord an den Armeniern bereits in Ararat und The Cut verhandelt wurde, ist es begrüßenswert, dass sich eine prominent besetzte Großproduktion mit diesem finsteren Geschichtskapitel befasst. Allein deshalb, weil die türkische Regierung bis heute den Genozid negiert. Auf den Weg gebracht wurde The Promise vom 2015 verstorbenen US-Unternehmer Kirk Kerkorian, dem das Projekt als Sohn armenischer Einwanderer sehr am Herzen lag.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist es umso bedauerlicher, dass der Film seinem Thema nicht gerecht wird. Die Verquickung der historischen Hintergründe mit einem banalen Liebesdreieck erweist sich als höchst unglücklich, da so das Schicksal der Armenier des Öfteren aus dem Blick gerät. Passagen wie Mikaels Aufenthalt in einem Zwangsarbeiterlager sind Episoden in einer mit melodramatischen Geschehnissen vollgepackten Handlung, die den Schauspielern nur selten die Gelegenheit gibt, das Innenleben ihrer Figuren genauer zu erforschen. Zumeist reiht sich ein Ereignis an das nächste, wobei einige Momente wie die Verhaftung des US-Reporters Myers, die an den heutigen Umgang mit kritischen Journalisten in der Türkei erinnert, großes Potenzial besitzen. So sehr man den Film auch für seine fraglos guten Absichten loben möchte, so deutlich muss man feststellen, dass Regisseur Terry George, anders als in seinem preisgekrönten Völkermord-Drama Hotel Ruanda, häufig auf allzu gelackte Bilder und Mechanismen setzt, die man eher aus Seifenopern kennt.

03.04.2024

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Kommentare

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pitsu

vor 7 Jahren

Die Cinemankritik ist zu hart, zumindest was die Zahl der Sterne anbelangt. Andere Kritiken waren wohlwollender. Klar, eine gute Absicht macht noch kein Meisterwerk, aber am besten macht man sich sein eigenes Bild. Eine Lektion in Geschichte ist zudem nie vergebens, auch falls die Dramaturgie nun nicht perfekt ist oder den idealen Wünschen entspricht.Mehr anzeigen


MovieStars

vor 7 Jahren

Ein normales 0815 Review über "The Promise" zu machen ist eigentlich unmöglich und wird dem Film nicht gerecht. Dieser Film muss allein schon auf Grund seines Hintergrunds von so vielen Menschen wie möglich gesehen werden. Einen Film wie diesen – mit all seiner Story drumherum – hat es bislang nicht gegebenen.

1.) Seit den 1930er versucht die Türkei im Rahmen ihrer Leugnungskampagne durch massiven Druck und Androhung finanzieller Konsequenzen Filme über den türkischen Genozid an den Armeniern weltweit zu verhindern.

2.) Die MGM Filmstudios, Sylvester Stallone sowie Mel Gibson scheiterten daher bereits daran diesen Völkermord filmisch umzusetzen.

3.) "The Promise" ist die erste große Hollywood-Produktion zu diesem Thema.

4.) Dieser 90 Millionen US-Dollar Film wurde vollständig von dem 2015 verstorbenen US-Armenier, Milliardär und Philanthropen Kirk Kerkorian finanziert. Dies macht "The Promise" zu einem der teuersten unabhängig finanzierten Filme aller Zeiten.

5.) 100% aller Einnahmen von "The Promise", inkl. DVD-, BlueRay- und iTunes-Einnahmen, werden an humanitäre Organisationen gespendet. So etwas hat es für einen Film dieser Größe in der Geschichte noch nicht gegeben. Bei "The Promise" geht es nicht um Profit, sondern ausnahmslos um Aufklärung und um Menschenrechte.

Diese Aspekte machen diesen Film ungemein wichtig und einzigartig und wären daher in jedem Review zu diesem Film eine Erwähnung wert. Ein Besuch dieses gut gemachten Films sollte für jeden ein Muss sein.Mehr anzeigen


Pro

vor 7 Jahren

Geht hin und schaut der Warheit ins Gesicht.
Das ist Geschichte. Von der Vergangenheit kann man sich nicht verstecken!
1,5 Mio. Armenier und Armenierinnen wurden beim Genozid ermordet und noch vieles mehr!


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