Blue Note Records: Beyond the Notes Schweiz 2017 – 86min.
Filmkritik
All that Jazz und vieles mehr
Sophie Huber hat einen (relativ kurzen) Film über die relativ lange Geschichte des legendären Jazzmusiklabels Blue Note Records gedreht.
Das Label Blue Note Records steht seit bald 80 Jahren für grosse Musik, vor allem für sensationell freien und befreiend innovativen Jazz. Tatsächlich kennt man die Namen und berühmtesten Stücke der Blue Note-Artisten, auch wenn man kein Jazzliebhaber ist: Norah Jones, um bei den jüngeren anzufangen, hat 2002 mit „Come Away With Me“ einen Welthit gelandet, Crossover-Jazzer Robert Glasper erobert mit „So Beautiful“ seit einigen Jahren ein Millionenpublikum, Ambrose Akinmusires Trompete vergisst keiner, der sie je gehört hat. Ganz zu schweigen von Legenden wie Thelonious Monk, John Coltrane, Art Blakey und Miles Davis… Gegründet wurde Blue Note Records 1939 von Alfred Lion und Max Margulis. Lion (1908-1987), seit frühster Jugend jazzbegeistert, kam Ende der 1930er-Jahre von Berlin nach New York, der Amerikaner Max Margulis (1907-1996), Musiker, Autor, Politaktivist, steuerte das Startkapital bei, als dritter kam Lions Jugendfreund, der Fotograf Francis Wolff (1907-1971), dazu. Man setzte von Anfang an auf die Freiheit der Musiker und aufs Experiment. So entstanden Stücke und Alben, welche den Jazz revolutionierten und neuere Musikrichtungen wie den Hip-Hop nachhaltig beeinflussten.
In grossen Zügen folgt Sophie Hubers Film – die Bernerin hat mit Harry Dean Stanton: Partly Fiction 2015 ihre erste Regiearbeit vorgestellt – der Chronologie der Ereignisse. Den nicht einfachen Anfängen, den erfolgreichen 1950er- und 60er-Jahren, dem mehrfachen Verkauf des Labels von 1965-1985, der Neugründung 1985. Aufgedröselt wird diese Geschichte ausgehend von Sessionen, in denen Altstars wie Herbie Hancock und Wayne Shorter zusammen mit jüngeren Blue Note-Musikern das Album „Our Point Of View“ (2017) einspielen, in Interviews mit Zeitzeugen und Musikern sowie anhand von reichlich Archivmaterial: Filmen von Konzerten, Proben und aus dem Studio; einigen Kostproben aus Wolffs Fotoarchiv. Soweit macht Huber alles „richtig“ beziehungsweise so, wie man es in einem historischen Dokumentarfilm eben macht: „Blue Note Records: Beyond the Notes“ ist weitgehend kurzweilig und informativ. Doch irgendwie scheint Huber vergessen zu haben, worum es in ihrem Film wirklich geht, nämlich um die Musik. Und so wird – es ist jammerschade! – das ein ums andere Mal ohne Achtung vor dem, was in einem Musikstück passiert, mitten über eine grossartige Passage der Dialog gelegt und das angespielte Stück danach lieblos abgebrochen.
Dein Film-Rating
Kommentare
ein sehr schöner Film, bei dem man sich zurücklehnen und den Stimmen und Geschichten der Jazz-Legenden lauschen kann. Ich bin kein großer Jazz-Fan, aber ich liebe Musik und ich war sofort fasziniert von den Menschen, die hinter dieser Musik stecken.
Ein Film für alle Jazz-Liebhaber. Mich faszinieren solche Musik-Dokus grundsätzlich. Wenn man sich jedoch nicht extrem für dieses Genre interessiert, dann kann der Film sich etwas in die Länge ziehen. Der Film vermittelt aber Werte, die der Jazz seit jeher verkörpert und Blue Note gefördert hat: Meinungsfreiheit, Gleichheit, Dialog - Haltungen, die heute so dringlich und aktuell sind wie bei der Gründung des Labels. Schweizer Regie!!!… Mehr anzeigen
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung