Das Pubertier - Der Film Deutschland 2017 – 91min.
Filmkritik
Ein Pubertier in freier Wildbahn
Mit seinem Buch Das Pubertier erlebte Schriftsteller Jan Weiler im Jahr 2014 einen ungeahnten Erfolg. Der war so groß, dass man nach der Produktion eines Kinofilms im September im ZFD auch noch eine Fernsehserie starten wird, die dann aber mit gänzlich anderer Besetzung daherkommt. Der Langzeitfilm Das Pubertier legte nun den Startschuss für die filmischen Umsetzungen der Romanvorlage – entsprechend gespannt war man auf die Umsetzung.
Während seine Frau das Geld nach Hause bringt, nimmt Journalist Hannes (Jan Josef Liefers) eine Auszeit: Er will derweil an seinem Roman schreiben und pünktlich zum 14. Geburtstag seiner Tochter Carla (Harriet Herbig-Matten) die ganz großen Dinge mit ihr erleben. Aber er hat nicht geahnt, wie das Leben zu Hause ist, wenn ein Pubertier herumstreift - denn egal, ob Party, Zeltlager oder auch die erste Liebe, Hannes schafft es stets aufs Neue, mitten ins Fettnäpfchen zu treten. Aber damit ist er nicht allein: Sein Kumpel Holger (Detlev Buck) zieht es sogar vor, als Kriegsberichterstatter in Krisengebieten zu sein - denn da kennt er wenigstens die Regeln, während das Leben mit einem Jugendlichen allerhand Fallstricke bereithält.
Von der Fernsehserie hat man noch nichts gesehen, man kann sich aber schon vorstellen, dass die in sich deutlich stimmiger sein wird. Denn Weilers Buch besteht aus 22 Episoden, was dazu führt, dass der Film, der einige davon aufgreift, in seine sehr episodische Struktur zerfällt. Sicherlich gibt es einen roten Faden, aber der hält das Geschehen nur ungenügend zusammen, zumal zu viele Figuren knallhart am Klischee orientiert sind. Und das so sehr, dass bisweilen eine gehörige Portion Fremdschämen einhergeht, so vor allem mit Justus von Dohnanyis Figur, der auch dem männlichen Protagonisten reichlich auf die Nerven geht.
Übertrieben sind fast alle Figuren, manchen tut das aber zumindest ganz gut. Das Duo Detlev Buck und Monika Gruber ist hier hervorzuheben, weil der Kampf miteinander, aber auch mit ihrem „Pubertier“ schon als Satire durchgeht, während die Hauptfiguren in puren Stereotypen zu ersticken drohen. Die Geschichte selbst ist durchwachsen: Sie lebt im Grunde nur davon, dass man hofft, die Eltern finden sich in den Hauptfiguren wieder. Das mag bei dem einen oder anderen funktionieren, die Überzeichnung ist aber letzten Endes derart, dass die Wirkung sehr schnell verpufft.
Bemerkenswert ist indes, wie es die Produktionsfirma Constantin schafft, auch gleich noch für eigene Filme Werbung zu machen: mit den Postern an der Wand in Claras Zimmer. Darüber hinaus gibt es einen überraschenden Gastauftritt, der sich daraus ergibt, dass Clara erklärt, wen sie gerne als Vater hätte. Die Szene gefällt, weil der Star hier mit einiger Selbstironie am Werk ist - etwas, das dem Film ansonsten leider komplett abhanden geht.
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Kommentare
Unterhaltung ohne Tiefgang, nervöser Schnitt, leichte Kost, ist schnell wieder vergessen
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