CH.FILM

Die letzte Pointe Schweiz 2017 – 99min.

Filmkritik

Todernst, aber heiter

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Darf man über sein Leben, vor allem über sein Lebensende auch mit 80 Jahren selber entscheiden? Gertrud, 89 Jahre rüstig, glaubt, Demenzzeichen an sich erkannt zu haben. Sie will aus dem Leben scheiden, aber... Rolf Lyssy(Die Schweizermacher) geht in Die letzte Pointe ein ernstes Thema humorvoll und sympathisch an.

Die Freiheit des Menschen sei unantastbar, heisst es so schön. Und doch wird sie beschnitten oder gar verweigert. Das Thema heisst Freitod, Selbstbestimmung und Sterbehilfe. Darum geht es in Rolf Lyssys Tragikomödie Die letzte Pointe. Gertrud Forster (Monica Gubser) steht im 89. Lebensjahr, eigentlich ist sie rüstig, vital, selbständig. Als plötzlich ein charmanter ergrauter Senior, der galante George Grant (Michael Rutman), in ihr Leben tritt und der Dame den Hof macht, den sie auf einer Dating-Plattform angemacht und zum Date animiert haben soll, nagen an ihr die Zweifel: Ist sie wirklich geistig noch ganz auf dem Damm, häufen sich nicht Gedächtnislücken?

Gertrud zweifelt an ihrem Verstand und meint, erste Demenzzeichen an sich erkannt zu haben. Den drohenden Weg in die geistige Umnachtung will sie unbedingt verhindern und sucht Hilfe, unter anderem bei «Transit» und Sterbehelfer Balz Sommer (Peter Jecklin). Doch der hat anderes im Sinn und verliebt sich in Gertruds Enkelin Meret (Delia Mayer). Weder Tochter Chantal Blum (Suly Röthlisberger), die Pfarrerin, noch ihr neuer Verehrer sind ihr eine Hilfe, aber Gertrud ist dickköpfig…

Rolf Lyssy, selbst rüstiger Filmsenior mit 81 Jahren, wollte sich keinen Spass erlauben, aber doch die Altersthematik auf ernste wie humorvolle Weise auf die Kinoleinwand bringen. «Aktive Senioren und selbstbestimmtes Sterben sind die beiden Pole, um die die Diskussion um das Altern derzeit kreist», sinniert der Zürcher. «Doch während rüstige Rentner uns allen einen lustvollen Lebensabend verheissen, bleibt die Aussicht auf den letzten Vorhang so unappetitlich wie ein Furz zum Dessert.» Um Totschweigen, um Hilflosigkeit und «das tiefe Unbehagen» geht es Lyssy, der zusammen mit Dominik Bernet (Der Bestatter, Hunkeler) auch das Buch schrieb.

Herausgekommen ist ein liebenswürdiger, etwas altmodischer Spielfilm – gleichwohl frisch, beherzt, optimistisch. Monica Gubser (86) hält sich tadellos als Hauptakteurin und ist bis zur letzten Falte und zum letzten Lächeln authentisch. Delia Mayer (Schweizer «Tatort»- Kommissarin) darf sich nebenbei musikalisch mit ihrer Band engagieren. Schliesslich führte Elia Lyssy, Rolfs Sohn, die Kamera und zweitweise die Regie, weil sein Vater unfallbedingt pausieren musste. Die letzte Pointe ist so oder so ein Familienunternehmen, denn auch thematisch geht es in dieser sanften Komödie um Familienbefindlichkeiten, Zusammenhalt und Würde: Verschmitzt trotz ernstem Hintergrund.

20.02.2024

4

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Kommentare

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Patrick

vor 5 Jahren

Charmant&Witzig manchmal bleibt einem das Lachen im Halse stecken.Das Thema Sterbehilfe wird witzig aber dennoch nachdenklich verarbeitet.Der Darsteller~Cast spielt solide.Fazit:Schöner Film der manchmal ins langatmige absackt.

Zuletzt geändert vor 5 Jahren


niklaus_faeh

vor 6 Jahren

Todernstes Thema humorvoll und subtil abgehandelt. Der Film ist keine Komödie, auch wenn der Trailer dies allenfalls vorgibt.


samuel450

vor 6 Jahren

Der Film thematisiert auf eine spannende Weise ein ernstes Thema, was auch ziemlich gut (auch dank einer starken Hauptdarstellerin) gelingt. Sonst hatte der Film für mich nicht viel zu bieten. Die Pointen sind ziemlich dünn gesägt, der Humor-Faktor ist sehr bescheiden.
Schade fand ich auch, dass viele Figuren total überzeichnet sind, wie etwa der Enkel als oberflächlicher, aalglatter Geschäftmann. Die etlichen Liebesgeschichten sind zudem unnötige Nebenschauplätze, die dem Film schaden.Mehr anzeigen


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