Fauves Belgien, Frankreich, Luxemburg, Schweiz 2017 – 93min.
Filmkritik
Ein wilder Ritt durch die Genres
Das Spielfilm-Debüt des Schweizer Regisseurs Robin Erard ist ein wilder Genre-Ritt, der trotz guten Ansätzen sein Ziel aus den Augen verliert und darum nicht auf voller Linie zu überzeugen weiss.
Nach dem Tod seiner Eltern lebt Oskar bei einer Pflegefamilie. Doch anstatt in der ansässigen Uhrenindustrie Fuss zu fassen, träumt er davon, nach Afrika abzuhauen. Sein Vormund Elvis, der gleichzeitig Sportlehrer an seiner Schule ist, hat jedoch andere Pläne mit dem Jungen und will ihn zum Musterschüler drillen – denn Elvis ist Aspirant um den Posten als neuer Schulleiter und würde so ziemlich alles tun, um sein angestrebtes Ziel zu erreichen.
Das Langspielfilm-Debüt des Schweizer Filmemachers Robin Erard kommt als Genre-Mix aus Thriller, Komödie und Coming-of-Age-Film daher. Doch Erard verpasst es, die verschiedenen Genres zu einem stimmigen Gesamtbild zu vereinen und bleibt somit in der Schwebe hängen. Das Hin- und Her zwischen den einzelnen Genres wird dermassen plump vorgetragen, dass weder gross Spannung noch Humor aufzukommen vermag. Eine klare Linie hätte dem Film gutgetan und auch dem Zuschauer einen Orientierungspunkt geboten.
Auch bei den Figuren kann sich Fauves nicht entscheiden: Die extrem karikierte Darstellung des übereifrigen und egozentrischen Mentors Elvis könnte lustig sein, soll aber gleichzeitig Bösartigkeit ausstrahlen – beides gelingt schlussendlich nicht. Das Zusammenspiel mit seinem Protégé Oskar gestaltet sich dann schon reizvoller, da durch die sich zuspitzende Konfliktsituation immer grössere Reibungen und Spannungen entstehen.
Im zweiten Teil rutscht die Handlung dann in bester Hau-drauf-Manier ins Absurde ab, was – wenn konsequent durchgezogen – unterhaltsam hätte sein können. Jedoch versucht der Film im Stile eines Thrillers Spannung und Intensität aufzubauen, obwohl aufgrund des abstrusen Plots schon jegliche Glaubwürdigkeit verloren gegangen ist. Lobenswert zu erwähnen sind die teils starken Bilder, die der Handlung Ausdruck verleihen und intendierte Stimmungen hervorrufen. Alles in allem ist Fauves ein wilder Genre-Ritt, bei dem das Ziel aus den Augen verloren oder zu wenig konsequent verfolgt wurde – schade, denn gute Ansätze wären vorhanden gewesen.
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