Les gardiennes Frankreich 2017 – 134min.
Filmkritik
Leben abseits des Krieges
Wir schreiben das Jahr 1915. Der erste Weltkrieg ist in vollem Gange, bringt Tod und Verderben und fordert unzählige Opfer. Während die Männer in den Krieg ziehen, halten die Frauen die Höfe in Stand.
Als eine dieser Frauen schuftet Hortense (Nathalie Baye) Tag und Nacht. Nachdem ihre beiden Söhne sowie ihr Schwiegersohn sich an die Front begeben haben, muss sie nun zusehen, dass sich das Rad weiterdreht. Obwohl Hortenses Tochter (Laura Smet) ihr bei der harten Arbeit zur Hand geht, stellt sie zur Unterstützung eine junge Frau namens Francine (Iris Bry) ein, welche sich mit ihren guten Manieren und ihrem respektvollem Umgang als perfekte Wahl erweist. Als Waise ist die hart arbeitende Angestellte glücklich darüber, endlich etwas wie eine Familie gefunden zu haben, doch ihr Glück soll nicht von langer Dauer sein.
Les Gardiennes ist eine Verfilmung des 1924 erschienenen gleichnamigen Romans von Ernest Pérochon, in dem ein Kapitel des Ersten Weltkrieges beleuchtet wird, welchem bis anhin (auf Grossleinwand) nur wenig Beachtung geschenkt worden ist. Abseits von Kriegsführung und Politik wendet Regisseur Xavier Beauvois den Blick der Zuschauer auf die Frauen dieser Zeit. Die vermeintlichen Nebenakteuere der Schlachten, die durch nie enden wollende Arbeit, Zahnrädern gleich, ihre Höfe in Stand halten.
Nathalie Baye und Laura Smet, die auch im echten Leben Mutter und Tochter sind, sowie die ehemalige Bibliothekswissenschaftsstudentin Iris Bry in ihrer ersten Rolle überhaupt, überzeugen alle drei durch hervorragendes Schauspiel. Auch liefert der Film wunderbare Bilder, die einen in eine längst vergangene Zeit eintauchen lassen und das Leben auf dem Hof in all seinen Facetten zeigt. Doch das sind dann auch schon die grössten Stärken des Films. Künstlich in die Länge gezogene, sich im Aufbau stark ähnelnde Szenen und immergleiche Kameraeinstellungen trüben das Filmvergnügen: Was zu Beginn noch interessant und einladend wirkt, verliert mit dem sehr gemächlichen Voranschreiten der Handlung seinen Charme, sodass die über zweistündige Spieldauer bei einem sehr überschaubaren Plot nur schwer zu rechtfertigen ist und sich die Frage aufdrängt, ob eine Kürzung des Dramas dem Film möglicherweise gut getan hätte.
Xavier Beauvois streben nach Realismus erweist sich als zweischneidiges Schwert; einerseits macht sein neuestes Werk, in welchem er das tägliche Leben der tapferen Frauen abseits der Schlachtfelder beleuchtet, einen authentisch und historisch korrekten Eindruck, andererseits ist es eben diesem eintönigen und von Repetition geprägtem dargestellten Leben zu verdanken, dass die Geschichte einen nur schwerlich zu fesseln vermag. Trotz einiger starker Bilder und solidem Schauspiel der Hauptdarstellerinnen dürfte die eher handlungsarme Geschichte, deren Ereignisse sich im letzten Fünftel des Films zu überschlagen scheinen, nur jene ansprechen, welche sich auf ein langsames Erzähltempo einlassen können und wollen.
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