Logan USA 2017 – 135min.

Filmkritik

Wüstenkrieger

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

2000 löste Regisseur Bryan Singer mit seiner X-Men-Verfilmung eine neue Welle von Comicverfilmungen aus und mit dem Batman-Reboot von Christopher Nolan 2005 wurde es noch ernster: Wo es früher knallbunt und überspitzt herging, dominieren jetzt meist gebrochene Charaktere, statt fantastischen urbanen Visionen wirken die Städte meist wie eine erkrankte Version unserer Gesellschaft. Auch Logan, der letzte Teil der Wolverine-Trilogie, spielt in einer nahen Zukunft. Und die sieht ziemlich ungemütlich aus.

Vor allem für Mutanten sind die Zeiten schwer geworden. Seit gut 20 Jahren wurden keine neuen Mutanten mehr geboren und Logan (Hugh Jackman) hält sich als Limousinen-Fahrer über Wasser. Nach dem Feierabend kehrt er in sein bescheidenes Haus an der mexikanischen Grenze zurück, wo er auch Professor X (Patrick Stewart) versteckt hält. Eines Tages taucht eine verängstigte Krankenschwester bei ihm auf, die ihn bittet, die junge Laura in seine Obhut zu nehmen. Schnell wird deutlich, dass das stumme Mädchen besondere Fähigkeiten hat und schon bald sind sie gemeinsam vor den staatlichen Behörden auf der Flucht...

Zum (angeblich) letzten Mal schlüpft Hugh Jackman in Logan in die Rolle von Wolverine, die er bereits seit 17 Jahren spielt. Und er verlässt die Bühne mit einem Knall. Während dem X-Men-Kosmos vor einiger Zeit eine Frischzellen-Kur verordnet wurde und Hollywoods junge Garde die Anfangsjahre der Mutanten neu interpretiert haben, dominiert bei Logan das Alter. Ein deutlich ergrauter Wolf, ein pflegebedürftiger Professor, zerfallene Hütten – hier ist alles etwas in die Jahre gekommen.

Regisseur James Mangold nutzt das deutlich sichtbare Alter, um seinem Film einen noch realistischeren Anstrich zu geben. Denn Logan ist keine klassische Comicverfilmung, hier gibt es keine Überhöhung von Superhelden, hier gibt es gefallene Charaktere, die mit letzter Kraft nochmal in die Schlacht ziehen. Überhaupt finden sich viele Elemente eines klassischen Dramas, eigentlich könnte Logan das Porträt eines gefallenen Rockstars sein, dessen Leben nach dem Ende seiner Karriere aus schlecht bezahlten Jobs, zu viel Alkohol und seinem sterbenden Vater besteht. Nur manchmal muss er eben mit seinen Krallen um sein Leben kämpfen.

Aber gerade weil Logan sich so realistisch gibt, sind die Kampfszenen extrem brutal geworden. Statt hübsch choreographiertem Schaukampf hagelt es dreckige Prügeleien, mit einem fast dokumentarischen Anstrich beobachtet die Kamera, wie Wolverines Klingen die Schädel seiner Widersacher durchdringen und das Blut in den staubigen Boden sickert. Und auch das junge Mädchen Laura wetzt ihre Messer und schlachtet ihre Verfolger ohne mit der Wimper zu zucken ab. Doch anders als bei z. B. Kick Ass geschieht dies nicht mit schwarzem Humor, sondern mit einem derart dreckigen Realismus, dass die explizite Gewalt doch etwas fragwürdig wirkt.

Schon allein deshalb ist Logan meilenweit vom klassischen X-Men-Universum entfernt, vielmehr kann man ihn in das Umfeld von Mad Max: Fury Road und Sicario rücken, was sich auch in der Farbgebung spiegelt: Statt kühlem Grau dominiert hitziges Orange, statt Beton- und Glasfassaden gibt es Rost und Wüste. Und manchmal ist die Wüste eben erbarmungslos. So wie Logan.

20.02.2024

4

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Kommentare

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taw

vor 7 Jahren

@forumuser: Mach dich nicht lächerlich. Es war in den Comics genau so in Old Man Logan. Dort hatte Logan alle X-Men gekillt weil er dachte es wären Gegner... Einfach mal sagen der Film sei deshalb schlecht und verdiene nur 1 Stern ist sowas von lächerlich. Du kennst die Comics ja anscheinend nicht mal.
Der Film war herrlich, besser hätte man "Old Man Logan" gar nicht verfilmen können.Mehr anzeigen


Mortimer1957

vor 7 Jahren

Sonst sind mir (Jahrgang 57) Marvel und DC langsam komplett über - aber Logan ist definitiv ein Hammer. Zum Zwei-mal-nacheinander-Gucken. Sensationell, wenn der alte Magneto seine Anfälle bekommt und die Umgebung gleichzeitig fixiert und durchgerüttelt wird. Und Jackman ist top: Holt das Maximum raus: Wie einem alles stinkt, wenn man schon ewigs lebt und gleichzeitig todkrank ist. Wie er sich noch mal aufrafft und den Bösen aufs Dach gibt. Auch die Chose mit dem jungen Mutantengemüse kommt recht unverkitsch daher. Was will man mehr. Zu Recht hat dieser Film ein lange Nachlaufzeit in den Kinos. 6 Sterne!Mehr anzeigen


Filmenthusiast

vor 7 Jahren

Man könnte denken der Film wurde von einem sadistischen X-Man-Hasser gemacht. Alles zerstört und kaputt, alle X-Men die man kennt am sterben oder bereits gestorben, Erklärungen dazu: so gut wie keine.


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