Momo Frankreich 2017 – 100min.
Filmkritik
Elternfreuden
Das Bühnenstück von Sébastien Thiéry ist seit seiner Uraufführung im September 2015 in Paris ein immenser Erfolg – und das nicht nur an den französischen Bühnen. Entsprechend überrascht es nicht, dass es die Vorlage für einen Film liefert, den Thiéry gleich selbst geschrieben und inszeniert hat. Mit Christian Clavier und Catherine Frot fand er wundervolle Schauspieler für die Rollen des Elternpaars, das von seinem Elternglück gar nichts weiss.
Gerade eben führte Monsieur Prioux noch ein geruhsames Leben mit seiner Frau, dann ist es mit der Behaglichkeit aber ein für allemal vorbei. Denn im Supermarkt taucht der seltsame Typ Patrick auf, der später bei den Priouxs auch unter der Dusche steht. Wieso? Weil er ihr Sohn ist. Aber die Priouxs hatten nie Kinder! Der „Vater“ ist schnell sicher: Der Mann muss ein Betrüger sein. Aber seine Frau schliesst Patrick schnell ins Herz, weswegen Monsieur Prioux sich fragen muss, wie er mit dieser Situation nun umgehen soll.
Die Beschränkungen der Bühne gibt Thiéry auf, er zieht seinen Film grösser, dynamischer, auch aktiver durch, weil er es versteht, die Möglichkeiten dieses anderen Mediums zu nutzen. Zugleich verlässt er sich aber auch auf die Stärken seiner eigenen Geschichte, die auf der Bühne schon funktionierten.
Gemein ist ihnen das Hintersinnige, aber auch das Amüsante, mit dem Thiéry, der vor allem als Schauspieler mit Hits wie Taxi bekannt ist, erzählt. Dabei gelingt es ihm, mit den Erwartungen seiner männlichen Hauptfigur, aber auch mit denen des Zuschauers zu spielen, da man nie sicher sein kann, in welche Richtung sich diese Geschichte nun entwickelt. Die Prämisse ist so skurril wie ungewöhnlich, weswegen man wie Monsieur Prioux auch eher der Überzeugung ist, es hier mit einem gewieften Gauner zu tun zu haben. Aber der Regisseur macht es dem Publikum nicht leicht. Immer wieder erschüttert er die Wahrnehmung und die Erwartungshaltung, während er gleichzeitig eine Boulevardkomödie abfeiert, die manchmal schon fast ins Absurde abdriftet.
Clavier und Frot brillieren in den beiden Hauptrollen. Sie spielen sehr subtil, aber auch packend und verleihen ihren Figuren eine Authentizität, die dem Stoff ausserordentlich guttut. Zugleich sind sie auch das emotionale Zentrum dieses Films, der sehr bewegend daherkommt und mit reichlich Laissez-faire davon erzählt, wie Menschen einander brauchen und wie die Liebe – jedwede Liebe – das Leben verändern und bereichern kann. Ein sehr vergnüglicher Film mit einem gut aufgelegten Ensemble. Wieder einmal tolles, die Stimmung hebendes Kino aus Frankreich!
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