Mord im Orient Express Malta, USA 2017 – 114min.

Filmkritik

Ein Mord, dreizehn Passagiere, viele Verdächtige

Irina Blum
Filmkritik: Irina Blum

Ein Mord in einem Zug und ganz viele Passagiere, die als potentielle Mörder in Frage kommen: Das ist Murder on the Orient Express von Agatha Christie aus dem Jahr 1934. Kenneth Brannagh hat sich des Klassikers angenommen und ihm einen modernen Anstrich verpasst.

Der belgische Inspektor Hercule Poirot (Kenneth Brannagh) freut sich nach einigen anstrengenden Fällen auf seinen Dickens-Klassiker und drei ruhige Tage im Orient Express. Doch an Erholung ist nicht zu denken: Der Zug bleibt mitten in der verschneiten Winterlandschaft in einer Lawine stecken, als plötzlich einer der Zugpassagiere, ein zwiespältiger Geschäftsmann (Johnny Depp), ermordet in seinem Abteil aufgefunden wird. Abgeschnitten von der Aussenwelt bleibt dem exzentrischen Detektiv nichts Anderes übrig, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen, denn der Mörder muss sich noch immer unter den anwesenden Passagieren befinden.

Der Brite Kenneth Brannagh hat sich unter anderem als Theaterschauspieler einen Namen gemacht. Kammerspiel-Charakter hat nun auch der Thriller Murder on the Orient Express, für den er sowohl vor als auch hinter der Kamera das Zepter in der Hand hielt. Mit an Bord ist eine illustre Mischung an bekannten Gesichtern: Johnny Depp, Judy Dench, Michelle Pfeiffer, Josh Gad und Penélope Cruz geben sich unter anderem die Ehre. Das hat sich gelohnt: Die Darsteller treten in dieser Whodunnit-Geschichte im Stil der 30er-Jahre allesamt extrem ausdrucksstark und überzeugend auf, was bei der Art des Films auch unabdingbar ist.

Leider zieht sich der Krimi zur Mitte hin etwas in die Länge und verliert sich darin, Details für eine plausible Darlegung der Auflösung zu erläutern. Das ist zwar dem Plot zuträglich – schade ist lediglich, dass einige der Figuren damit zu wenig Entfaltungsraum bekommen, insbesondere bei einem hochkarätigen Cast wie diesem. Nichtsdestotrotz mausert sich Murder on the Orient Express mit einem Ende mit Tiefgang, einigen sozialkritischen Anmerkungen, einem harmonierenden Darsteller-Ensemble, authentischen Kostümen und gelungenem Mise-en-scène zu einem subtil-spannenden Krimi, den es sich auf jeden Fall auf Grossleinwand anzuschauen lohnt.



14.04.2024

4

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Kommentare

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RobertdeNirosta

vor 5 Monaten

Netter Krimi mit super Besetzung und sehr hochwertiger Produktion. Die Kulissen und CGI sind technisch schon fast perfekt. Das ganze wirkt aber manchmal etwas theatralisch und künstlich. Es ist auch oft nicht so einfach, den Gedanken des Meisterdetektivs zu folgen.
Trotzdem ein guter Film und Wertung 3/5 Giftampullen.Mehr anzeigen


maege70

vor 5 Jahren

Kurzum - da lob ich mir das fantastische Original...


elmarotto

vor 6 Jahren

Es hat sich leider wieder einmal gezeigt, dass es schlichtweg vermessen ist, sich mit einem Remake an einen so fantastischen Film – welcher schon über 40 Jahre alt ist, heranzuwagen. Ein Erfolg wäre er geworden, wenn er sich ziemlich genau an den im Jahre 1974 von Sidney Lumet erfolgten Dreh gehalten hätte. Beim neuen Film ist die Eingangssequenz bereits etwas quälend lange. Zudem sind im Film entscheidende Fehler passiert; eine Lokomotive, die infolge eines Lawinenniedergangs «entgleist» sein sollte (im Film stand die Lokomotive mit den rechtsseitigen Radteilen noch auf den Schienen) und – man bedenke in jener Zeit – so schnell von einem Gleistrupp wieder startfähig gemacht werden kann, ist schlichtweg unmöglich. So ein Prozedere braucht Tage; bis nur der ganze Schnell weggeschaufelt ist. Dann gegen den Schluss das Plädoyer von Poirot im Freien – unmöglich. Es sieht schon ziemlich komisch aus, wie ganze Schar an vor dem Tunnelportal quer über die Geleise gestellten Tischen sitzt und friert. Frage nur, woher die die Tische hatten. Fazit: der Film ist langweilig und mühsam. Schade; heute könnte man mit der vorhandenen Technik ein ganz anderes Ergebnis erzielen. An den Schauspielern lag es nicht …Mehr anzeigen


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