My Cousin Rachel Grossbritannien, USA 2017 – 106min.
Filmkritik
Die Undurchschaubare
Rachel (Rachel Weisz) weiss, was sie will: Nach dem Tod ihres Gatten in Italien sucht sie bei dessem jüngeren Cousin und Ziehson auf dem Land irgendwo im Süden Englands Zuflucht. Dieser steht der Halbitalienerin zunächst sehr skeptisch gegenüber – doch Rachel ist sich gewohnt, Männer zu ihrem Vorteil zu bezirzen.
«War sie es, oder doch nicht?» ist der erste Satz, mit dem der Zuschauer nach wunderschönen Landschaftsaufnahmen aus der Vogelperspektive von Südengland in My Cousin Rachel konfrontiert ist. Gemeint ist Rachel, die Gemahlin seines geliebten Cousins Ambrosio, die aus Sicht des englischen Gentlemans Philips für den unerwarteten Tod Ambrosios verantwortlich gemacht werden kann. Das spezielle Verhältnis zu seinem einigen älteren Cousin rührt daher, dass ihn dieser nach dem Tod seiner Eltern bei sich aufgenommen hat und damit zum liebevollen Ziehvater geworden ist. Verständlich also, dass bei einem jahrelangen Männerhaushalt der Auserwählten seines Ziehvaters zunächst Ablehnung entgegenschlägt.
Die Figur von Rachel ist dann auch so ambivalent, dass man ihr in einem Moment einen Mord durch Vergiftung – wie ihn Philip zunächst vermutet – definitiv zutrauen würde, im nächsten Augenblick wirkt die elegante Witwe dann aber so verletzlich, dass man die Mutmassungen als Hirngespinste abtut. Ganz anders ergeht es Philip. Beim ersten Treffen mit der Witwe seines verstorbenen Cousins verfliegen bei ihm alle Zweifel, und er kennt nur noch ein Gefühl: Das der Vergötterung. In blinder Verliebtheit will der merklich jüngere Philip seiner Angebeteten zu seinem 25. Geburtstag, wenn das Erbe seines Cousins rechtmässig ihm gehört, das gesamte Gut überschreiben. Ein Geschenk, das niemand so erwartet hätte – am wenigsten Rachel selbst…
Regisseur Roger Michell orientiert sich für die Neuverfilmung von My Cousin Rachel inhaltlich stark an der Romanvorlage von Daphne Du Maurier aus dem Jahr 1951, fügt der düsteren Romanze jedoch moderne psychologische Elemente hinzu, die dem Film eine gewisse Grundspannung zu verleihen versuchen und damit eine Steilvorlage bieten für Rachel Weisz, welche die Ambivalenz, Weiblichkeit und mysteriöse Komponente ihrer starken Figur perfekt zu verkörpern weiss. Mal wirkt sie als trauernde Witwe enorm distanziert, dann wieder sehr zugänglich – auf jeden Fall schafft sie es, während dem ganzen Film eine Undurchschaubarkeit zu erhalten, die dem doch eher vorhersehbaren Plot zumindest ein wenig Tiefe verleiht. Ihr Filmpartner Sam Claflin (Ein ganzes halbes Jahr) wirkt im Vergleich fast schon farblos – die zu Beginn gestellte Frage beantwortet damit aber auch schön, um wen und was es im Film geht: Um eine starke, eigenständige Frau, um Verführung, um sexuelle Anziehung, um Mord, um Mutmassungen. Damit ist My Cousin Rachel schlussendlich eine düster geratene, historische Romanze, die zumindest Fans von Kostümfilmen mit starken Frauen in der Hauptrolle in den Bann zu ziehen weiss.
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Kommentare
Stupider Protagonist agiert 106 Minuten lang wie ein Vollidiot, seine Cousine wechselt ihr Gesicht jede Viertelstunde nach den Vorgaben einer heillos überforderten Dramaturgie: grausliche Schmonzette, stay away!
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