My Little Pony - Der Film Kanada, USA 2017 – 99min.

Filmkritik

My Little Pony: The Movie

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Die kleinen Ponys von Hasbro gibt es schon seit 1983, aber erst jetzt haben sie ihren eigenen Film bekommen, der – und das überrascht besonders – erstaunlich klassisch daherkommt. Denn in My Little Pony - Der Film setzt man nicht auf Computeranimation, sondern auf guten, alten Zeichentrick. So etwas ist heutzutage bei großen Produktionen höchst ungewöhnlich, kommt aber mit ganz eigenem Charme daher.

Prinzessin Twilight bereitet ihr großes Freundschaftsfestival vor, zu dem auch die anderen Prinzessinnen eingeladen sind. Doch noch bevor die Feierlichkeiten beginnen, tauchen die Luftschiffe des Storm Kings über Equestria auf. Seine Kämpferin Tempest stammt selbst aus Equestria, hat jedoch ihr Einhorn verloren und glaubt somit nicht mehr an die Magie und die Macht der Freundschaft. Nun will sie die Prinzessinnen einfangen, um deren Magie für den Storm King nutzbar machen zu können. Doch Twilight kann ihr entkommen und sucht mit einigen Freunden nach Verbündeten, mit denen sie Ponyville aus den Fesseln von Tempest befreien kann.

Die Geschichte, die man für den Film entwickelt hat, kann sich wirklich sehen lassen: Es ist eine klassische Queste, wie sie im Fantasy-Genre häufig anzutreffen ist - nur dass es diesmal schnuckelige bunte Ponys sind, die sich auf die gefahrvolle Reise begeben. Entsprechend dieser Geschichte hat der Film eine leicht episodische Struktur, da Twilight und ihre Begleiterinnen auf allerhand unterschiedliche Gestalten und Örtlichkeiten stoßen – das Ganze wird aber gleichzeitig mit sehr viel Rasanz dargeboten.

Mit dem Storm King als Schurken, aber auch mit Tempest und seiner ausführenden Kraft sind relativ dunkel angehauchte Figuren vorhanden, die als Bedrohung – besonders bei kleineren Zuschauern – sicherlich sehr viel Eindruck hinterlassen werden. Tempest wiederum ist eine innerlich zerrissene Figur, da sie eigentlich auch nur ein Pony ist. Das macht sie zur vielleicht interessantesten Figur des Films, da ihre Entwicklung insgesamt die Größte ist.

Nebst der leicht düsteren Fantasy-Komponente kommt der Film aber auch wie ein Musical daher: Es wird viel gesungen, was im Deutschen umso besser funktioniert, weil man gestandene Sänger für die Synchronrollen gewinnen konnte - darunter Beatrice Egli, Maite Kelly und Gil Ofarim: Die drei machen ihre Arbeit auch dann ganz gut, wenn kein flotter Song angestimmt wird. Die musikalischen Einlagen haben aber ihren ganz besonderen Reiz, da man sich dadurch umso mehr an klassische Zeichentrickfilme von Walt Disney erinnert fühlt. Ein Vergleich, den man gerne ziehen kann: My Little Pony - Der Film ist nämlich alleine schon deshalb für Animationsfans interessant, weil man eben mal nicht auf den Computer zurückgegriffen hat, um die Figuren und ihre Welt lebendig werden zu lassen.

10.04.2024

4

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Kommentare

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Archer_Bodkin

vor 7 Jahren

My Little Pony: Der Film möchte mehr als Spielzeugwerbung sein und hat damit Erfolg, durch eine erwachsene Abenteuerhandlung, exzellente Songs im Disney-Stil und Bösewichte die einen erschaudern lassen - sogar als Erwachsener.



My Little Pony: Der Film beginnt in der Hauptstadt Equestria's, Canterlot, mit einer kurzen Einführung von Equestria's herrschenden Prinzessinnen und Prinzessin Twilight's Sparkle's fünf besten Freunden, als auch ihrem loyalen Drachenassistenten Spike, um Publikum das mit diesen Charakteren nicht vertraut ist auf dem Laufenden zu halten.
Prinzessin Twilight's Sparkle Besorgnis über die Organisation des großen Freundschaftfestivals führt zu einem heiteren Song mit dem ihre Freunde versuchen ihre Stimmung zu heben, die Fröhlichkeit wird jedoch bald unterbrochen als ein bedrohliches Luftschiff aus einer dunklen, Unheil verkündenden Wolke am Himmel hervorkommt.

Heraus treten Commander Tempest Shadow und ihr Partner Mampfer (Grubber im Original), beide hier im Auftrag des Sturmkönigs, welcher Equestria erobern und sich die Magie seiner vier Regenten, einschließlich Prinzessin Twilight, zu Eigen machen möchte.
Es braucht nicht lange bis Tempest Shadow, mit einer überraschend starken Magie für ihr gebrochenes Horn, drei von den Prinzessinnen ausgeschaltet hat.
Prinzessin Twilight kann dank der Hilfe einer ihrer Bürgerinnen, einer grauen Pegasusstute mit dem Namen Derpy Hooves, dem Schicksal ihrer Mitprinzessinnen entgehen, aber angesichts der Übermacht der einfallenden Armee des Sturmkönigs nur fliehen, jedoch nicht ohne eine der anderen Prinzessinnen davor zu bewahren in Splitter der Statue in die sie verwandelt worden ist zerschlagen zu werden.

Nach der Flucht aus Canterlot im allerletzten Augenblick begeben sich Prinzessin Twilight und ihre Freunde auf eine charmant-klassische Heldenreise Richtung Süden um die mysteriöse "Königin der Hippos", letzte Worte gesprochen von Twilight's Mentor und Co-Prinzessin Celestia, zu finden.
Ihre Reise führt sie durch eine Vielzahl unterschiedlicher Umgebungen, einschließlich einer Wüstenstadt mit verruchten Bewohnern und einer Unterwasserhauptstadt (möglich durch eine Transformation in die Meereskreaturen die dort leben), und Erwähnungen von Orten die man niemals zu sehen bekommt wie die "Ödlande" oder die mystisch anmutende "Schwarzschädelinsel" geben dem Publikum das umfassende Gefühl das jenseits der Grenzen des Bildschirms mehr in dieser Welt ist.

So klassisch ihre Reise, so klassisch ist auch ihr Feind, der furchterregende Sturmkönig, ein Yeti-ähnlicher Tyrann welcher seine Macht und seinen Einfluss mit der Hilfe eines alten Relikts das einem erlaubt Stürme zu kontrollieren, welches aber erst noch mit Magie aufgeladen werden muss, ausbauen möchte.
Über die sieben Staffeln der laufenden Animationsserie hinweg hatte Equestria viele ähnliche Bösewichte gesehen, welche in den dunkleren Zweiteilern die Hauptrolle gespielt haben, und der Sturmkönig passt perfekt in dieses etablierte Schema.
Jedoch, bevor Prinzessin Twilight und ihre Freunde ihm gegenübertreten müssen, stellt Tempest Shadow ihnen nach, finster entschlossen Equestria's letzte Prinzessin einzufangen um ihrem Meister zu dienen.

Auf ihrer Reise stößt das Team aus Heldinnen mit dem hinterhältigen Kater Capper zusammen, welcher vorgibt zu helfen, aber sie zu seinem eigenen Vorteil missbraucht. Als Capper einen Song anstimmt um die sechs Ponys von seiner Ehrlichkeit zu überzeugen, zementiert das den Film endgültig als zur Hälfte Musical.

Die Songs von My Little Pony: Der Film sind unvergessliche Stücke musikalischen Vergnügens aus equestrianischen (und nicht-equestrianischen) Kehlen, vorgetragen in einer Qualität die sie auf derselben Stufe wie die besten Songs aus Disney's musikalischem Repertoire stehen lässt.
Das Angebot reicht von einem fröhlichen Feiersong gleich ganz am Anfang zu Tempest Shadow's eigener, dunkler Hymne; einer schaurigen Darbietung in der sie ihren Grund für das Beschreiten des Pfads der skrupellosen Schurkerei enthüllt.
Letzteres soll hier nicht offenbart werden, um die Überraschung für interessierte Filmbesucher zu bewahren, aber Tempest's Beweggründe malen ein schwarzes Bild der Unbarmherzigkeit mit welcher einem die Welt manchmal begegnet, in einem willkommenen, zynischen und realistischen Ton den man von "My Little Pony" nicht erwarten würde.
Von all den Songs kommt nur Sia's "Rainbow" als ein bisschen generisch und nicht vollkommen zu der Welt von Equestria passend rüber – er ist schließlich ein Mainstream Pop Song von einem Stargast der hauptsächlich für den Soundtrack Release des Films gedacht ist – aber er liefert dennoch eine ausreichend angenehme Melodie welche My Little Pony: Der Film die richtige Atmosphäre während seines grandiosen Finales ganz am Ende bringt.

Nachdem sie Capper getroffen haben landen die Heldinnen an Bord eines anderen Luftschiffes dass einer Crew von Papageien, welche früher abenteuerliche Schatzsucher (oder Piraten, aber sie mögen es nicht so genannt zu werden, also erzähle ihnen nicht dass ich das gesagt habe) waren und jetzt vom Sturmkönig versklavt werden, und ihrem Kapitän, Celaeno, gehört.
Von dort bringt sie ihre Reise zu einem ganzen Stamm von Seeponys welche von der sympathischen, aber auch unerbittlichen, Königin Novo in ihrer Unterwasserstadt regiert werden. Alles deutet daraufhin dass die Seeponys dazu in der Lage sind Equestria zu Hilfe zu eilen, jedoch, ihre Königin weigert sich zu helfen und möchte lieber ihre eigenen Bürger in Sicherheit bewahren.
Besonders interessant hier ist dass Capper und Kapitän Celaeno anthropomorphe, zweibeinige Kreaturen sind. Kein erstes Mal für die Welt von My Little Pony's moderner Inkarnation, aber eine seltene Erscheinung welche, zusammen mit den Seeponys, den von der TV Serie bekannten Hintergrund mit diesen neuen Spezies aus fernen Ländern effektiv erweitert.

Obgleich "My Little Pony" üblicherweise als ein Franchise für Mädchen betrachtet wird vergibt seine Filmadaption nicht alle von den großen Rollen an weibliche Charaktere.
Zuerst scheint es so dass die meisten der wichtigen, männlichen Rollen Bösewichtern und Antagonisten vorbehalten sind, aber Capper wird später zu einem wertvollen Mitstreiter von Prinzessin Twilight und ihren Freunden, nachdem er von Rarity's Großzügigkeit inspiriert wurde. Sogar Tempest's loyaler Handlanger Mampfer scheint den Reihen des Sturmkönigs mehr für das Essen als allem anderen beigetreten zu sein und er kommt niemals als wirklich bösartig rüber, während seine Interaktionen mit Tempest Shadow ein Gefühl des gegenseitigen Verständnisses ausstrahlen und ein festeres Band als es auf den ersten Blick erscheint zwischen ihnen andeuten.

Zurück zu der Reise, nicht alles läuft gut für Prinzessin Twilight und ihre Freunde und gerade als für das Sextett an Heldinnen alles hoffnungslos erscheint, macht Capper eine überraschende Rückkehr mit Kapitän Celaeno und ihrer Crew. Die Tochter der obengenannten Königin Novo, Prinzessin Skystar, schließt sich ihnen einen Moment später gegen den Willen ihrer Mutter an und sie kehren zusammen nach Canterlot zurück um es mit dem Sturmkönig aufzunehmen und Equestria vor seinen gierigen Klauen zu retten.

Gegen Ende des Films tritt Tempest's Boss, der Sturmkönig, schlussendlich ins Rampenlicht und macht sich sogleich an sein schreckenerregendes Werk.
Nach einer kurzen Wutrede darüber wie sehr er Equestria's Ponykultur verabscheut, begleitet von einer ziemlich kultivierten Bemerkung ("Setz die Pointe, Tempest, denn das muss ein Witz sein!" - Im Original: "Deliver the punch line, Tempest, because this is gotta be a joke!"), fährt er damit fort seinen Stab mit der Magie von Equestria's Prinzessinnen aufzuladen, gefolgt von einem unmittelbaren Test seiner neuen Waffe bei dem er Prinzessin Twilight durch eine Wand schmettert.

Dank dieser Zeile des Sturmkönigs ist es auch wo es besonders auffällt dass My Little Pony: Der Film sich als cleverer Film für alle Altersgruppen präsentiert, mit einigen scharfsinnigen Dialogen und intelligenten, manchmal sogar erwachsenen, Witzen. Mehr Humor kommt von den Charakteren wenn sie einfach sie selbst sind, wie wenn Rarity ihren besten Drama Queen Auftritt hinlegt als die Reise anstrengend wird, was die große Stärke der humorvollen Seite des Films ist.

My Little Pony: Der Film hat auch ein Animationsupgrade bekommen, von der traditionellen Flashanimation der TV Serie zu einer schickeren Version genannt "Toon Boom Harmony".
Die Leistungen des neuen Stils sind beeindruckend, Equestria's wunderschöne Landschaften und die Architektur seiner Hauptstadt in einer Weise wiedergebend welche an gute, alte 2D Animation aus längst vergangenen Tagen erinnert, mit realistisch aussehenden Visualisierungen welche moderne und synthetische CGI Animationen vergessen haben wie über die Bühne zu bringen. Die Eröffnungsszene, mit einer einprägsamen Ponyversion von "We Got The Beat" im Hintergrund spielend, als eine Gruppe von Pegasi durch die equestrianische Landschaft in Richtung Canterlot fliegt um das Freundschaftsfestival zu besuchen, ist eine spektakuläre Erfahrung welche man in einem animierten Film durch CGI's Dominanz dieser Tage für eine sehr lange Zeit nicht gesehen hat.
Die ansprechende 2D Animation lädt auch dazu ein die reichhaltigen Hintergründe nach kleinen, tollen Details abzusuchen, wie zum Beispiel die Schätze auf Kapitän Celaeno's Piratenluftschiff, ein Unterhaltungsfaktor von My Little Pony: Der Film ganz für sich genommen welcher es lohnenswert macht das Abenteuer der "Mane Six" und ihrer Verbündeten mehrmals anzusehen. Und Zuschauer mit einem schnellen Auge schaffen es vielleicht sogar ihr Lieblingspony in der gewaltigen Menge an Hintergrundcharakteren welche Canterlot am Anfang und am Ende des Films füllen zu erkennen.

Zu den altbewährten Sprechertalenten von "My Little Pony: Freundschaft ist Magie" – Julia Meynen (leiht ihre bissig-sarkastische Stimme Twilight Sparkle; im Original Tara Strong), Lydia Morgenstern (haucht Applejack, einer knallharten Farmstute, Leben ein; im Original Ashleigh Ball), Julia Stoepel (spricht die scheue, aber oft mutige, Pegasusstute Fluttershy; im Original Andrea Libman), Jennifer Weiß (spricht die verrückte und hyperaktive Erdponystute Pinkie Pie; im Original Andrea Libman), Rubina Kuraoka (das immer fabelhafte Einhorn Rarity; im Original Tabitha St. Germain) und Tanja Schmitz (bringt Leben in Rainbow Dash, eine Raserin die sich selbst als die schnellste Fliegerin Equestria's betrachtet; im Original Ashleigh Ball) – gesellen sich für My Little Pony: Der Film eine neue Besetzung von Synchronsprechern.
Gerald Schaale (Der Sturmkönig; im Original Liev Schreiber), Maite Kelly (Tempest Shadow; im Original Emily Blunt), Gil Ofarim (Capper; im Original Taye Diggs), Beatrice Egli (Prinzessin Skystar; im Original Kristin Chenoweth), Anne Wünsche (Kapitän Celaeno; im Original Zoe Saldana), Almut Zydra (Königin Novo; im Original Uzo Aduba) und Karlo Hackenberger (Mampfer; im Original Michael Peña) boten ihre Stimmen für die neuen Charaktere.

Das Finale von My Little Pony: Der Film findet während eines vom Sturmkönig mit seiner neugewonnenen Macht beschworenen Sturms, welcher Canterlot zerstört und einen Sieg noch schwieriger macht, statt.
Es ist auch das Finale des Films, erreicht nach fast 99 Minuten vollgepackt mit aufregenden Abenteuern, wo es sich abermals zeigt dass das moderne "My Little Pony" kein Kindertheater, sondern gut geschriebene und reife Unterhaltung für alle Altersgruppen ist, da ein beträchtliches Maß an (nicht blutiger) Gewalt notwendig ist um die letzte Schlacht zu schlagen, denn der machthungrige Sturmkönig ist niemand welcher auf die "Magie der Freundschaft" hört.

Ein signifikanter Fortschritt nach den blumigen früheren Inkarnationen des Franchises, als auch den eher kürzlichen, marken-verachtenden "Equestria Girls" Spin-off Filmen welche sich nicht nur in hübschen Kleidchen und überzogenem Teenie-Highschool Drama, anstatt epischen Fantasyabenteuern, ergehen, sondern die Ponys auch noch in Menschen verwandeln.

Am Ende schafft es My Little Pony: Der Film, trotz des Zynismus in Teilen der Handlung, eine positive Botschaft anzubieten: Eine von Toleranz, Eingliederung und vom Überwinden der eigenen Schwächen und Unsicherheiten, aber ohne dabei kitschig zu sein, da der Pfad zu diesen Werten für manche ein langer und mühseliger ist.

Wenn Sie nach einem lohnenswerten My Little Pony Abenteuer auf der großen Leinwand suchen, dann ist die Reise von Prinzessin Twilight und ihren Freunden um einen Weg zu finden den Sturmkönig zu besiegen und ihre Heimat zu retten die richtige Wahl für Sie.Mehr anzeigen


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