Pop Aye Singapur, Thailand 2017 – 104min.
Filmkritik
Ein Roadtrip durch die Kultur Thailands
Ehemals bewundert und gefeiert, nun belächelt und verschmäht: Der Architekt Thana (Thaneth Warakulnukroh) scheint nur noch ein Schatten seiner selbst zu sein. Seine Arbeitskollegen halten ihn für entbehrlich, seine Frau (Penpak Sirikul) wendet sich angewidert von ihm ab, und sein Selbstwertgefühl scheint ins Bodenlose zu sinken. Als er aber eines Tages einem alten Freund begegnet, wird sein Leben gründlich auf den Kopf gestellt.
In einer Strasse Bangkoks trifft der niedergeschlagene Architekt auf seinen Kindheitsbegleiter Pop Aye – einen Elefanten, der als Attraktion für seinen neuen Besitzer Geld verdient. Kurzerhand entscheidet sich Thana dazu, den Dickhäuter zu kaufen und ihn in den Garten seines Hauses zu bringen. Eine – wie sich noch zeigen sollte – folgenreiche Entscheidung, denn als Pop Aye mitten in der Nacht Thanas Frau aufweckt, erschrickt diese dermassen, dass sie ihren Mann fluchtartig verlässt. Da bleibt dem Verlassenen nur noch eines übrig: Um seinen alten Freund wieder in das Dorf zurückzubringen, in dem sie zusammen aufgewachsen sind, tritt er eine weite Reise an, die seine Lebenseinstellung ordentlich verändert.
So verrückt, wie die Prämisse der abenteuerlichen Reise mit einem Elefanten namens Pop Aye auch anmutet, so faszinierend präsentiert sich die filmische Umsetzung dieses Roadtrips: Mit fesselnden Bildern, stimmungsvoller Filmmusik und zahlreichen bittersüssen Begegnungen liefert die in Singapur geborene und nach Südkorea und später Thailand ausgewanderte Regisseurin Kirsten Tan ein grossartiges Erstlingswerk in Spielfilmlänge, mit dem es ihr gekonnt gelingt, auch ein westliches Publikum abzuholen.
Obwohl manche Ereignisse des Roadmovies und die schicksalhafte Verknüpfung einzelner Erzählstränge oft zu abenteuerlich wirken, um wahr zu sein, und einiges überzeichnet scheinen mag, bietet Pop Aye die einzigartige Möglichkeit, in die Kultur Thailands einzutauchen und einen aussergewöhnlichen Blick auf diesen facettenreichen südostasiatischen Staat zu werfen. Episodisch, mal traumartig und surreal, ein ander mal melancholisch, mit Situationskomik gespickt und angetrieben von der Ironie des Schicksals: Das ist Pop Aye – ein Roadmovie, wie man es noch nie zuvor gesehen hat.
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