Simpel Deutschland 2017 – 113min.

Filmkritik

Ein unzertrennliches Duo

Julian Gerber
Filmkritik: Julian Gerber

In «Simpel» begibt sich ein unzertrennbares aber ungleiches Brüderpaar auf eine abenteuerliche Reise, die ihre Beziehung auf eine harte Probe stellt. Entstanden ist eine herzerwärmende Tragikomödie, die selbst in den ausweglosesten Situationen die Lebensfreude nicht vergessen lässt.

Ben (Frederick Lau) und Simpel (David Kross) sind ein unzertrennliches Duo: Seit jeher kümmert sich Ben aufopferungsvoll um seinen geistig behinderten Bruder und stellt dabei sein eigenes Leben hinten an. Als das Brüderpaar nach dem Tod ihrer kranken Mutter auf sich alleine gestellt ist, soll Simpel in einem Behindertenheim untergebracht werden. Stattdessen nehmen die beiden Reissaus und machen sich auf die Suche nach ihrem Vater, der mittlerweile mit seiner “neuen” Familie in Hamburg lebt – denn nur er kann Simpels Einweisung verhindern. So beginnt eine Reise voller Tücken und Hindernisse, bei der sie unter anderem auf die Sanitäterin Aria (Emilia Schüle) treffen, die sich den beiden annimmt.

Das Schöne an Simpel ist, dass es der Film schafft, die tiefe Verbundenheit zwischen zwei Brüdern aufzuzeigen: Trotz ungleicher Voraussetzungen sind beide aufeinander angewiesen. Durch den unabdingbaren Zusammenhalt von Ben und Simpel entwickelt sich ein “Wir gegen den Rest der Welt”-Gefühl, das besonders zum Tragen kommt, wenn die beiden voller Lebensfreude, fernab von allen Sorgen, ihre Späßchen treiben. Dass Simpel dabei nicht ins Kitschige abdriftet, ist hauptsächlich der Verdienst der beiden Protagonisten, die in dieser Kombination perfekt harmonieren.

Während es David Kross als geistig behinderter Simpel schafft, die Figur mit all ihren Eigenheiten zu verkörpern, ohne diese jedoch ins Lächerliche zu ziehen, gelingt es Frederick Lau, ein Gefühl zu transportieren, das sich zwischen Empathie, Verzweiflung und Ohnmacht einpendelt. Schlussendlich kommt dann auch Ben zur Einsicht, dass er nicht immer für seinen Bruder da sein kann – trotz aller Fürsorge und Verständnis.

Die Story, die an eine klassische Ausreisser-Geschichte erinnert, liefert immer wieder lustige Episoden, hält jedoch zum Teil etwas abenteuerliche Wendungen bereit. Einige Figuren kommen ein bisschen zu klischeehaft daher, was jedoch nicht weiter schlimm ist, da es sich um Nebenrollen mit geringer Auswirkung auf den Plot handelt. Alles in allem ist Simpel ein überzeugender Feel-Good-Movie, der mit überraschend viel Tiefgang aufwartet und direkt ins Herz geht.

03.04.2024

4

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Kommentare

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makdiver

vor 6 Jahren

Habe den Film auf dem Zürcher Filmfest gesehen, nicht zuletzt deswegen, weil er teilweise in meiner Heimatstadt Hamburg gedreht wurde. Er ist - wie Julian es richtig beschreibt - ein überzeugender Feel-Good Film. Obwohl man es als erfahrener Cineast am Anfang schon ahnt, wie das Ende sein wird, macht es trotzdem Spass, die Protagonisten auf dem Weg dahin zuverfolgen.Mehr anzeigen


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