Die unglaubliche Reise des Fakirs Frankreich, Deutschland 2018 – 95min.
Filmkritik
Fragwürdige Weltreise
Zufälle und Pech sorgen dafür, dass ein unglücklich verliebter Inder die Welt bereist und skurrile Personen trifft. Was nach einem beschwingten Feelgood-Movie klingt, entpuppt sich als naiver, unausgegorener Mix aus Culture-Clash, Romanze und Abenteuer-Komödie.
Aja (Dhanush) wuchs in den Slums von Mumbai auf. Als Erwachsener schlägt er sich als Magier durch und wohnt immer noch bei seiner Mutter, die mit ihm endlich einmal nach Paris will. Nach ihrem Tod entschliesst er sich, mit ihrer Asche nach Paris zu reisen. Versehentlich landet er jedoch in London. Von dort geht es für Aja weiter nach Barcelona, Rom und Lybien. Auf seiner Reise verliebt er sich in die Amerikanerin Marie (Erin Moriarty), trifft auf einen somalischen Flüchtling namens Wiraj (Barkhad Abdi) und lernt einen gerissenen Taxifahrer (Gérard Jugnot) kennen.
Die unglaubliche Reise des Fakirs beruht auf dem Roman des Schriftstellers Romain Puértolas. Mit seinem 2013 erschienenen, zweiten Buch gelang ihm ein Welterfolg, der in über 30 Sprachen übersetzt wurde. Die Regie übernahm der Kanadier Ken Scott, der die 20-Millionen-Dollar-Produktion zum Teil an Originalschauplätzen drehte. Es ist sein erster Film seit der Komödie Delivery Man von 2013.
Die Elemente und filmischen Mittel, derer sich Puértolas bedient, sind ebenso unglücklich gewählt und fragwürdig wie die Botschaften, die der Film vermittelt. Am fatalsten ist, dass er die Migrationskrise als einfach zu lösendes, nichtiges Problem darstellt. Das beginnt damit, dass alle Versuche Ajas, sich auf einer Londoner Polizeistation auszuweisen und seine Identität zu klären, mit unerwarteten und ungelenken Tanzeinlagen der Beamten ins Lächerliche gezogen werden. Und findet seinen Höhepunkt in einem Auffanglager: Dort verteilt Aja Dollarscheine an jeden Flüchtenden, deren Ängste vor einer unsicheren Zukunft sich kurz darauf in Luft auflösen – eine allzu schlichte, wenig reflektierte Betrachtung der komplexen Thematik.
Ärgerlich sind zudem die nicht gerade subtil eingestreuten Werbebotschaften und Produktplatzierungen, etwa für Lacoste sowie das schwedische Möbelhaus Ikea (der originale Buchtitel lautet unverhohlen: «Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Ikea-Schrank feststeckte»). Zum Totalausfall verkommt der Film schliesslich durch seine hanebüchenen Zufälle und die blassen Charaktere, deren Ansichten schwer nachvollziehbar und Verhaltensweisen völlig unglaubwürdig sind. Da gibt es etwa eine Freundin von Marie, die unbedingt lesbisch werden möchte, es aber irgendwie nicht hinbekommt, ihre sexuellen Präferenzen ins Gegenteil zu verkehren. Oder der Taxifahrer, der seinen Fahrgästen gegenüber zunächst sehr hilfsbereit ist, sie später mit Wucher-Preisen allerdings eiskalt abzockt. Seine Motivation bleibt unklar.
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Kommentare
Was für eine charmante Entführung in ein modernes Märchen! Zuckersüss, wunderbar besetzt und rührt zu Tränen.
Dagegen ist die Kritik von B.Schneider geradezu peinlich. Den Film politisch zu sehen....eine Schande!
Schaut euch diese indische Perle an und lasst euch verzaubern.
Kritiken stellen immer die persönliche Meinung dar. Wenn B.Schneider den Film nicht so gut findet, ist es nicht peinlich, sondern einfach seine Meinung. Ich teile jedoch seine Ansicht, dass der Film die Migrationskrise als einfach zu lösendes, nichtiges Problem darstellt. Die Szene auf der Londoner Polizeistation fand ich daher nicht unbedingt lustig.… Mehr anzeigen
Herzerwärmend und mit viel Humor. Ein absoluter Feel-Good Movie und sehr empfehlenswert!
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