The Square Dänemark, Frankreich, Deutschland, Schweden 2017 – 142min.

Filmkritik

Die Privilegien der weissen Männlichkeit

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Mit Turist kam der Schwede Ruben Östlund vor drei Jahren ganz oben in der Weltspitze des Kinos an, Jury-Preis der Nebenreihe Un Certain Regard in Cannes und Oscar-Nominierung inklusive. Kein Wunder also, dass er es mit dem Nachfolger The Square nun an der Croisette auch erstmals in den Wettbewerb geschafft hat.

Seine Themen sind dabei durchaus noch immer die gleichen: wieder seziert und dekonstruiert er genüsslich und entlarvend privilegierte weiße Männlichkeit sowie en passant auch die politisch korrekte Gesellschaft des sozialdemokratischen Schweden. Anlass dazu ist das innerhalb kürzester Zeit auf verschiedenen beruflichen wie privaten Ebenen aus den Fugen geratende Wohlstandsdasein von Christian (sehenswert: Claes Bang, sonst häufig in deutschen Fernsehfilmen unterwegs), dem Kurator eines Stockholmer Museums für Moderne Kunst.

The Square, in dem auch Dominic West und die wunderbare Elisabeth Moss kleine Rollen haben, steckt voller phantastischer, ebenso kluger wie gnadenloser Momente. Allein eine brüllend komische Kondomszene sowie eine unvergessliche menschliche Affen-Performance (für die Darsteller Terry Notary auf seine Planet of the Apes-Erfahrungen zurückgreifen konnte) gehören zum Besten, was im diesjährigen Cannes-Wettbewerb bislang zu sehen war. Nur schade, dass Östlund in seiner Botschaft über die Verlogenheit und Selbstbezogenheit sowohl des modernen Mannes als auch des Kunstbetriebs gegen Ende des Films zusehends redundant und immer weniger subtil wird.

25.11.2020

3

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Kommentare

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Barbarum

vor 6 Jahren

Wäre diese Erzählung aufgefächert worden in mehrere Kurzfilme, hätten diese jeder für sich bestens funktionieren können, leider ergeben sie jedoch zusammen kein stimmiges Ganzes, sondern ein Mischmasch aus verschiedenen Ideen, die nie wirklich artikuliert werden, trotz einer ausufernden Laufzeit.Mehr anzeigen


Beat_C

vor 6 Jahren

Einer der besten und intensivsten Filme des Jahres – und zu recht Gewinner der Palme d'Or sowie des Europäischen Filmpreises – kriegt von Cineman 3 Sterne. Hmmmm ...


katrinluethi

vor 7 Jahren

Viele geniale Szenen, der Hauptdarsteller bewegt sich wie in einem absurden Traum zwischen unangenehmen Situationen. Leider fehlt etwas der rote Faden, eine Handlung ist nicht wirklich erkennbar.


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