Die Reise des Basho Schweiz 2018 – 98min.
Filmkritik
Beschwörung der Natur
Im Herbst 1684, zehn Jahre vor seinem Tod, beginnt der japanische Dichter Matsuo Bashô eine Wanderung durch unberührte Naturlandschaften. Er meditiert über Mond, Wind und Natur, das Leben und den Tod. Der Filmer Richard Dindo (Homo Faber) ist seinen Spuren gefolgt. Der Mönch Hiroaki Kawamato verkörpert den Wanderer Bashô. Der Schweizer Schauspieler Christian Kohlund spricht Gedichte und Tagebucheintragungen des «geistigen Vaters» der Haiku-Poesie. Eine Pilgerreise und impressionistisches Reisetagebuch.
Er packt sein Säckchen, Hut und Stab und stampft in seinen Sandalen los. Der Pilger um die 40 ist unterwegs im Herbst, der Wind pfeift. Bashô (Hiroaki Kawamato) begibt sich auf eine Wanderung durch Landschaften und Jahreszeiten. «Ich habe mich entschlossen, mich den Elementen auszusetzen», notiert er in seinem Tagebuch. «Der Wind zieht durch meinen Körper.» Er durchstreift die Provinz Yoshino, sieht den Vulkan Fuji, den höchsten Berg Japans, kämpft sich durch den Schnee, erfreut sich am Frühling, erlebt die Kirschblüte und ruht sich Ende April vom Reisen aus. Später schliesst sich ihm ein jüngerer Mann und Bewunderer an, um mit ihm das «Werk der kreativen Natur» zu erfahren. Stationen bei einer Teezeremonie, einer Kurtisane. Irgendwann erreichen sie Matsushima an der gleichnamigen Bucht mit rund 260 Inseln, einem «der schönsten Orte Japans», heisst es.
Bashôs Pilgerreise endet im Sommer 1694 in Osaka, er ist jetzt 50 Jahre alt und schwach geworden, Zeit für ihn zu schlafen, zu «entschlafen». Der Vollmond steht, Krähen fliegen, und die Frage bleibt :«Ist die Welt ein Ort der Illusion?». So endet die filmische Reise des Bashô, die Richard Dindo 2017 und 2018 unternommen und inszeniert hat. Sie wurde zur Hommage an den Dichter und Zen-Buddhisten Bashô (1644-1694), der heute noch in Japan verehrt wird. Er stammte aus einer Samurai-Familie, entzog sich dann jedoch dem Feudaldienst und soll sich mit 22 Jahren in ein Kloster bei Kyoto zurückgezogen haben. Ab 1667 widmete er sich der Poesie und schuf Haiku-Gedichte. 1684 begann er seine Wanderungen, die er mit Unterbrüchen bis zu seinem Tod fortführte. Er war ein Asket, lebte höchst bescheiden. Diese Schlichtheit spiegelt auch seine Haiku-Dichtung wieder. Er drückte sich in Naturbildern aus – vom Vollmond bis zur Iris oder Grille, vom Wind bis zu Blüten. Ziel seiner «Pilgerreisen» war die Natur. Das faszinierte Dindo, und so versucht er, Bashôs Verse und Texte nicht einfach zu bebildern, sondern impressionistisch umzusetzen und zu verschmelzen.
«Es ist eine Art 'Mischfilm', weder rein dokumentarisch noch Spielfilm. Er hat keine Dialoge, nur Situationen. Die Bilder werden durch Ausschnitte aus den Reisetagebüchern kommentiert. Der Dichter wird durch seine eigenen, autobiografischen Texte porträtiert», erklärt Regisseur Dindo. Seine Streifzüge durch Naturlandschaften in Japan, scheinbar unberührt und unbeschadet auch nach 350 Jahren, wirken wie Impressionen zu den Bashô-Texten. Eine Zen-Betrachtung. Man möchte meinen, Dindo und sein Kameramann Roger Watch wollten die Unvergänglichkeit der Natur beschwören, akzentuiert durch Bashôs Huldigungen der Schönheit und Natur. Ein sanftes filmisches Essay, das zur Entschleunigung, Besinnung und Beschaulichkeit beiträgt.
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Kommentare
Sehr schöne Naturaufnahmen (die kann man aber überall machen, Japan ist da nicht einzigartig. Mit Texten von Basho unterlegt. Auch schön. Bei den Texten besteht allerdings das Uebersetzung- und das Verständnisproblem. Basho macht immer wieder Referenzen an grosse japanische Klassiker. Die kennen die meisten von uns nicht, und deshalb entgeht uns oft der Sinn der Haikus und Baidus. Meine Hauptkritik: Ich denke dass der japanische Schauspieler gar nicht wusste, welche Texte Richard Dindo mit den Aufnahmen untermalen wollte. Manchmal ist ein Text sehr schön oder sogar lustig und der Schauspieler schaut tief melancholisch in die Kamera. Wäre interessant zu wissen ob er wusste, welche Texte den Aufnahmen zugeordnet werden würden.… Mehr anzeigen
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