The Harvesters Frankreich, Südafrika 2018 – 106min.
Filmkritik
Eine Frage der Identität und der Zukunft
Ein abgeschotteter Hof der Afrikaaner in Südafrika. Der Bauernjunge Janno soll sich dem gleichaltrigen Pieter wie einem Bruder annehmen, er soll adoptiert werden. Regisseur Etienne Kallos beschreibt in seinem Debütfilm eine schwierige Beziehung, die gleichzeitig auch ein Zeitbild ist.
Sie haben Südafrika erobert, besiedelt, sich zu eigen gemacht. Die Buren (oder veraltet Kapholländer) sind Weisse, die im afrikanischen Land Höfe und Farmen aufgebaut haben. Sie sprechen Afrikaans, eine der elf Amtssprachen in Südafrika, die sich seit dem 17. Jahrhundert aus dem Niederländischen entwickelt hat.
Regisseur Etienne Kallos macht uns in seinem Spielfilm mit einer Familie bekannt, die sich im Free State eine Existenz aufgebaut hat. Der südafrikanische Free State ist eine Provinz, ursprünglich (1854) als Burenrepublik Oranje Freistaat etabliert. Seit Ende der Apartheit ist diese Region vielen schwarzen Südafrikanern ein Dorn im Auge. Es gibt Überfälle und die Drohung, diese Farmen zu enteignen.
Ein karger, entbehrungsreicher Alltag. Der Teenager Janno (Brent Vermeulen) ist der älteste Sohn dieses Familienbetriebs. Er arbeitet hart auf dem Hof. Ein scheuer Typ, in den Fesseln der Tradition gefangen, duldsam, gehorsam. Ein Aussenseiter auch beim Rugby-Spiel, der Anschluss und Gefallen sucht. Eines Tages wird er von seiner frömmelnden Mutter mit der Tatsache konfrontiert, dass die Gemeinschaft «Zuwachs» bekommen soll.
Der renitente Bursche Pieter (Alex van Dyk) soll adoptiert und geläutert werden. Ein schwer erziehbarer, wilder Junge aus der Stadt, den Janno wie einen Bruder behandeln und lieben soll. Die Konflikte sind vorprogrammiert. Zwei Burschen in einer Familie mit vier Geschwistern und harschen Eltern, die, in frömmelnder Tradition verhaftet, keine individuellen Freiheiten kennen und dulden. Zwei Konkurrenten auch, welche die Gunst der Familie erheischen wollen. Wer findet sich, findet Anerkennung um welchen Preis?
Filmautor Etienne Kallos, griechisch-südafrikanischer Abstammung, beschreibt in seinem Langspielfilmdebüt die Suche nach Halt und Identität, nach Selbstfindung und Zukunft. Insofern ist der Konflikt zwischen Janno und Pieter auch das Zeitbild einer Gemeinschaft der Afrikaaner, die gefährdet ist und in der Zeit verharrt, die sie längst überholt hat. «The Harvesters», eigentlich Erntearbeiter, sind untergehende Zeugen einer bedrohten Gemeinschaft und Kultur. Eindrücklich sehenswert.
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