Searching for Ingmar Bergman Deutschland 2018 – 99min.
Filmkritik
Unbekannte Seiten eines Meisterregisseurs
Margarethe von Trotta widmet sich in ihrem sehr intimen, behutsamen Porträt dem Leben und Werk des schwedischen Regisseurs. Besonderes Augenmerk legt sie dabei auf das Ergründen seiner Persönlichkeit.
Ingmar Bergmann wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Von Trotta nimmt bei ihrer Annäherung an einen grössten Filmemacher des 20. Jahrhunderts den Filmtitel wörtlich: Sie begibt sich auf Spurensuche zu den wichtigsten Lebensstationen Bergmanns in Schweden, Frankreich und Deutschland und spricht mit Weggefährten. Ausserdem kommen jüngere Generationen von Filmemachern zu Wort, die über den Einfluss von Bergmanns Filmen sprechen.
Die Berlinerin Margarethe von Trotta wurde als Schauspielerin in den 60er-Jahren bekannt, als sie in einigen Filmen von Rainer Werner Fassbinder mitwirkte. 1981 gelang ihr mit dem Drama Die bleierne Zeit der Durchbruch auch als Regisseurin. Der Film zählte zu den persönlichen Lieblingsfilmen von Ingmar Bergmann. Der 2007 verstorbene Schwede inszenierte namhafte Meisterwerke, die in vielen Listen der „besten Filme aller Zeiten“ auftauchen. Darunter Das siebente Siegel und Wilde Erdbeeren.
Searching for Ingmar Bergmann ist eine sehr intime Betrachtung des Regisseurs, die sich durch ihre unkonventionelle Art der Umsetzung und Herangehensweise auszeichnet. Denn Von Trotta geht bei ihrem dokumentarischen Porträt nicht auf Nummer sicher. Heisst: Sie verzichtet zum Beispiel darauf, sich am Lebensweg Bergmanns sowie seinen prägenden Filmen nüchtern und chronologisch abzuarbeiten. Vielmehr widmet sie sich dem Innenleben Bergmanns.
Dabei fördert von Trotta persönliche, bisher wenig bekannte Details zu Tage und gewährt spannende Einblicke in einen komplexen Charakter. Ausgewählte Zitate Bergmanns, rares Behind-the-Scenes-Material und bewegende Offenbarungen von Familienmitgliedern, erzeugen das Bild einer zutiefst fragilen Künstlerseele. Und eines sich sehr einsam fühlenden, von innerer Leere durchzogenen Menschen – trotz des weltweiten Erfolgs und der Tatsache, dass Bergmann stets von (s)einer Familie umgeben war (er hatte neun Kinder von fünf verschiedenen Frauen).
Weitere Themen, denen sich Von Trotta annimmt: die Kindheit Bergmans und sein Hang zu surrealen sowie übernatürlichen Elementen in seinen Arbeiten. Veranschaulicht wird dies mit stimmigen, nachdrücklichen Beispiel-Szenen aus einigen seiner Werke. Toll ist zudem, dass Von Trotta immer wieder wichtige Momente und Sequenzen aus weniger bekannten Filmen Bergmanns einspielt, und sie in einen grösseren Zusammenhang rückt. Darunter Szenen aus Licht im Winter (1962) oder auch Sarabande“ (2003), dem letzten Film Bergmanns, den er im Alter von 85 Jahren fürs TV realisierte.
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