CH.FILM

La terre est plate Frankreich, Italien, Schweiz 2018 – 76min.

Filmkritik

Eine rettende Freundschaft mitten in Paris

Emma Raposo
Filmkritik: Emma Raposo

Für seinen ersten Spielfilm, der in diesem Jahr beim Shorts International Film Festival in Triest ausgezeichnet wurde, entführt uns Matteo Carrega Bertolini in die Strassen von Paris: Wir folgen dem desorientierten Studenten Jean, dessen Lebensziele etwas vage sind und der eine Freundschaft mit Antoine, einem charismatischen Musiker, entwickelt. Als Hommage an die Nouvelle Vague hat das Drama La terre est plate nicht viel Neues zu bieten.

Jean (Nicolas Foussard) steht kurz vor Abschluss seines Studiums und weiss nicht wirklich, was er mit seinem Leben anfangen soll. Er streift durch die Strassen von Paris und dreht in seinem kleinen Zimmer Kreise. Eines Abends trifft er in einer Bar Antoine (Federico Uguccioni). Als kontaktfreudiger und selbstbewusster Saxophonist, der sich überall wohl fühlt, nimmt er Jean unter seine Fittiche und führt ihn in seinen Freundeskreis ein. Es ist der Beginn einer grossen Freundschaft: Zwischen feuchtfröhlichen Festen, der Einnahme von halluzinogenen Substanzen und grossen existenziellen Fragen unter den Bäumen werden die beiden unzertrennlich. Eine Freundschaft, die innerhalb von drei Jahren einige Turbulenzen durchmacht und die zwei viel über sich selbst lehrt.

So wie das Leben, das keinen linearen Verlauf hat, ist auch die Freundschaft nicht immer ein langer, ruhiger Fluss. Aus Freuden und Sorgen bestehend, ist sie nur dann solide, wenn sie wahr ist. La Terre est plate ist an dieser starken Bindung interessiert, die zwei Menschen eint. Manchmal stärker als das Blut selbst, ist sie unfehlbar oder sogar lebensrettend, wie es im Film der Fall ist. Vor dem Hintergrund einer hyperaktiven und konformistischen Gesellschaft, die wenn nötig diejenigen ausgrenzt, die nicht geradeaus gehen, und die wahre Kommunikation in den Hintergrund drängt, versucht die Freundschaft zwischen Jean und Antoine, ihren Weg zu finden. Wenn es zuerst Antoine ist, der Jean zur Hilfe eilt, als sie sich kennenlernen, dann ist es an Jean, Antoine zum zweiten Mal zu "retten". Drei Jahre sind zwischen den beiden Rettungen vergangen, und in dieser Zeit ist viel geschehen. In zwei Teile gegliedert, friert der Film Lebensmomente ein, die zwischen Traum und Realität, Enttäuschung, Zusammenbruch und Zweifeln gefangen sind.

Während das Hauptthema Freundschaft ist, findet sich der Film jedoch nie wirklich in ebendiesem, bleibt zu oberflächlich, und weckt letzten Endes nicht die gewünschten Emotionen. Andere Themen, die sich der Film zum Motto macht, zum Beispiel die Schwierigkeit, seinen Platz in einer normativen Gesellschaft zu finden, haben im ersten, etwas steifen Teil Mühe zu überzeugen, kommen im zweiten dann etwas rhythmischer daher. Von der Nutzlosigkeit bestimmter Szenen hin zur Ineffektivität gewisser Dialoge ist auch der Einsatz von Schwarz-Weiss eher anekdotisch und dient weder der Ästhetik noch dem Fortlauf des Dramas. Man entwickelt viel zu wenige Gefühle für ein solch bedeutungsvolles Thema einer überwältigenden und tiefen Freundschaft, wie diejenige von Jean und Antoine eine ist.



16.03.2024

2.5

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