Le grand bal Frankreich 2018 – 90min.
Filmkritik
Make dance, not war!
Was wäre, wenn wir statt zu streiten miteinander tanzen würden? Der Dokfilm Le grand bal von Laetitia Carton wirft einen intimen Blick auf eine Möglichkeit, wie man sich wieder näherkommen kann.
Ein grosser Ball in Frankreich. Alljährlich treffen sich sich dort Menschen aus aller Welt um gemeinsam zu tanzen, neue Choreographien und Schritte zu erlernen. Sie lachen, lernen sich näher kennen und bilden neue Freundschaften. Gemeinsam ist ihnen die Liebe zum Tanz und die Freude an der Musik. Während acht Tagen arbeiten Freiwillige Hand in Hand und Musiker unterstützen das Festival mit ihrem Können.
Die Welt des Tanzes ist eine andere Realität. Man “spricht” ohne Worte, sondern nur durch Körperwahrnehmung sowie Bewegungsabfolgen und dies alles meist im Einklang mit der Musik. Tanzt man zusammen, ist man herausgefordert, den anderen zu spüren, auf ihn/sie einzugehen und eine gemeinsame Sprache zu finden. Dies kann unglaublich befriedigend sein, denn schon beim Einzeltanz kann eine Art Trancezustand entstehen, welcher gemeinsam umso intensiver erlebt werden kann.
Laetitia Carton verdeutlicht dies in ihrem Film auf eine sehr schöne Art und zeigt so die Facetten solcher Trancezustände. Als ZuschauerIn wird man Zeuge dieses intimen Wohlbefindens, als ob man persönlich daneben steht und selbst am Tanzen ist. Die Kamera nimmt einen überall mit, unspektakulär, ist manchmal einfach da, als wäre sie auch ein Teilnehmer des Festivals – sodass man sich zu fragen beginnt, wie es die Regisseurin angestellt hat, dass die Menschen so unbeeinflusst ihre Gefühle und Stimmungen offenbaren. Plötzlich werden sich fremde Menschen unglaublich vertraut und kommen sich sehr nahe: Eine körperliche Nähe, die im Alltag kaum noch stattfindet, sind Berührungen doch häufig sexuell konnotiert.
Wenn man keinen Zugang zum Tanz hat, dann wird man vieles des Gezeigten vielleicht nicht gleich nachvollziehen können. Durch Cartons unglaublich intime Kameraaufnahmen, die nichtsdestotrotz nie grenzüberschreitend sind, gelingt es ihr aber bestimmt, auch Tanzunerfahrene zu berühren und zu begeistern. Laetitia Carton hält alles unaufgeregt, fast beobachtend, mit ihrer Kamera fest. Einzelnen Festivalteilnehmern gibt sie eine Stimme, bleibt aber eher auf Distanz. Trotzdem gelingt es ihr – ohne grosse Worte und mittels ungewohnt intimen Aufnahmen – viele persönliche Eindrücke der Beteiligten zu vermitteln.
Was der Kamera jedoch verborgen bleibt sind die individuellen Beweggründe der Besucher, aber auch der Regisseurin, warum sie dieses Festival besuchen. Es wäre interessant gewesen, etwas mehr von den gezeigten Personen und ihren persönlichen Geschichten zu erfahren. Auch gibt es in dieser heilen Welt durchaus kritische Punkte, denen man vielleicht etwas mehr hätte nachgehen können – zum Beispiel, dass schlechte Tänzer häufig abgewiesen werden. Alles in allem aber ein sehr schöner Film über die Lust am Tanzen!
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Kommentare
Ganz grosse Klasse! Poetisch und lebendig wird Balfolk mit wunderbaren Bildern gezeigt.
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